In der Neonatologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) wird seit diesem Monat ein mobiles MRT (Magnetresonanztomograph) zur Diagnostik bei Früh- und Neugeborenen eingesetzt. Das mobile MRT ist einmalig an einer deutschen Klinik und wird darüber hinaus europaweit bislang nur in London eingesetzt. Die mobile Bildgebung verbessert die Diagnostik und Therapie für Patientinnen und Patienten bahnbrechend.
Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, gelten als extreme Frühgeborene. Manchmal wiegen sie nur wenige Hundert Gramm und sind extrem schwach. Mittlerweile überleben aber viele von ihnen, wenn sie direkt nach der Geburt auf einer Neugeborenenstation, wie der am UKB, optimal versorgt werden. Besonders die Entwicklung des Gehirns muss dabei regelmäßig mittels medizinsicher Bildgebung beobachtet werden. „Gerade bei Frühgeborenen oder Neugeborenen mit gesundheitlichen Auffälligkeiten ist eine engmaschige Überwachung für die richtige Therapiefindung und ein rechtzeitiges Eingreifen entscheidend. Leider ist der Transport dieser sensiblen Patientengruppe zu einem festen MRT aber mit einem hohen Aufwand und nicht selten Risiken verbunden“, so PD Dr. Hemmen Sabir, Oberarzt der Neonatologie am UKB.
Dieser war bislang dennoch notwendig, da alle Patientinnen und Patienten – auch die jüngsten – zur MRT-Diagnostik im Magnetresonanztomographen der radiologischen Abteilung gescannt werden mussten. „PD Dr. Sabir war es deswegen ein Herzensanliegen, das weltweit neuartige mobile MRT über eine Förderung der Bill-Gates-Stiftung in unsere Neonatologie zu bringen. Unsere hochsensiblen jüngsten Patientinnen und Patienten können nun jederzeit, unkompliziert und ohne Risiken die dringend notwendige MRT-Diagnostik des Gehirns direkt auf unseren Stationen erhalten“, sagt Prof. Andreas Müller, Direktor der Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am UKB.
Das mobile MRT ist im Vergleich zu den ansonsten fest installierten Geräten sehr klein und über Rollen beweglich. Es kann durch eine Krankenliege erweitert werden, sodass auch bei Erwachsenen ein Scan des Gehirns durchgeführt werden kann. Zudem ist der Geräuschpegel leiser und die Ergebnisse können umgehend über ein Tablet abgerufen werden.
Seit Anfang August wird das mobile MRT bereits am UKB eingesetzt und stellt eine deutschlandweit einzigartige weitere Optimierung der Diagnostik neonatologischer Patientinnen und Patienten dar. „Der erste Patient, bei dem das mobile MRT eingesetzt wurde, war ein Neugeborener, bei dem nach Geburt eine Hirnblutung aufgetreten war. Seitdem untersuchen wir damit extreme Frühgeborene, Frühgeborene und Neugeborene nach Sauerstoffmangel bei der Geburt sowie Kinder mit Hirnschädigungen und Fehlbildungen. Auch eine Tumordiagnostik ist möglich“, erläutert PD Dr. Sabir. Für die Zukunft plant die Bill-Gates-Stiftung die Förderung mobiler MRTs für den Einsatz in Entwicklungsländern, um dort medizinische Standards zu erhöhen. Die vorherige klinische Erprobung der Diagnostik, wie am UKB, ist dafür extrem wichtig.
Foto: PD Dr. Hemmen Sabir untersucht ein Neugeborenes mit dem mobilen MRT und erhält die Bilder über ein Tablet. ©Universitätsklinikum Bonn/J.F. Saba
Quelle: Universitätsklinikum Bonn (UKB)