Neuer Professor am NCT/UCC Dresden: Matthias Miederer nutzt innovative Bildgebung für Fortschritte in der Krebsmedizin

Dresden

Veröffentlicht 10.03.2023 09:10, Dagmar Finlayson

Der Nuklearmediziner Matthias Miederer setzt auf modernste Bildgebungsverfahren, um Therapie und Diagnostik für verschiedene Tumorerkrankungen zu verbessern und neu entwickelten leicht radioaktiven Arzneimitteln den Weg in die klinische Praxis zu ebnen. Als Abteilungsleiter am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) und Oberarzt in der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden möchte er im engen Zusammenspiel mit Medizinerinnen und Medizinern sowie Patientinnen und Patienten drängende Fragen aus der klinischen Praxis mit innovativen bildgebenden Methoden beantworten.

Dem Leiter der NCT/UCC-Bildgebungsplattform stehen hierbei modernste Hybridgeräte für die patientennahe Forschung zur Verfügung.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).

Krebstherapien – oftmals in einer Kombination aus Medikamenten, Bestrahlung und Operation – wirken sich in vielfältiger Weise auf Tumoren aus. Wie genau, ist oft nicht bekannt. Mit modernen bildgebenden Verfahren lässt sich der Verlauf einer Krebserkrankung sehr präzise überwachen. Dies soll künftig eine noch gezieltere, auf den individuellen Tumor zugeschnittene Behandlung ermöglichen. Prof. Matthias Miederer (47), der seit dem 1. März die neu geschaffene Professur für Translationale Bildgebung in der Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) bekleidet, schlägt als Arzt und Wissenschaftler eine Brücke zwischen konkreten klinischen Fragestellungen und möglichen Antworten durch die Forschung.

„Innovative Bildgebung hat ein großes Potential, die Tumorentwicklung in verschiedenen Therapiestadien besser verständlich zu machen und durch entsprechend angepasste Behandlungen die Heilungschancen der Betroffenen zu erhöhen. Zudem spielt sie für Fortschritte in der Theranostik eine wichtige Rolle – bei der Entwicklung neuer Substanzen, die sowohl diagnostische wie auch therapeutische Eigenschaften aufweisen. Das DKFZ hat sich daher intensiv dafür eingesetzt, am NCT-Standort Dresden eine Professur für translationale Bildgebung in der Onkologie einzurichten“, sagt Prof. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums. „Als Arzt und Wissenschaftler, der aktuelle klinische Fragestellungen sehr praxisnah beantworten möchte, ist Prof. Miederer eine große Bereicherung für die Hochschulmedizin Dresden“, ergänzt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden.

Dem Leiter der NCT/UCC-Bildgebungsplattform stehen zwei hochmoderne Hybrid-Geräte – ein Ganzkörpertomograph, der die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) vereint, sowie ein Dual-Energy-Computertomograph (CT), der gleichzeitig Aufnahmen mit zwei verschiedenen Röntgenenergien erzeugt – ausschließlich für Forschungszwecke zur Verfügung. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit fungiert der zuvor am Universitätsklinikum Mainz tätige Bildgebungsspezialist als Oberarzt in der Klinik für Nuklearmedizin des Dresdner Uniklinikums und ist so unmittelbar mit konkreten Fragen aus dem klinischen Alltag befasst. „Mir ist es ein großes Anliegen, drängende Fragen aus der klinischen Praxis aufzugreifen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedensten onkologischen Disziplinen der Dresdner Hochschulmedizin und auf die gemeinsame Umsetzung von Forschungsprojekten“, so Prof. Miederer.

Ein zentrales Anliegen des Nuklearmediziners ist es, neue Radiopharmaka, die am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) entwickelt werden, über klinische Studien in die Anwendung am Patienten zu überführen. Diese mit Radionukliden (instabilen und damit radioaktiven Atomsorten) markierten Arzneimittel können Krebszellen nicht nur aufspüren, sondern je nach Wahl des Radionuklids auch zielgerichtet bestrahlen. Mithilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) lässt sich die frei werdende Strahlung messen und durch die kombinierte PET/MRT-Bildgebung sehr genau im Körper lokalisieren. „Der Weg, um ein im Labor entwickeltes neues theranostisches Radiopharmakon in die klinische Anwendung zu übertragen, ist weit und dauert oft mehrere Jahre. Wir sind froh, dass wir im NCT/UCC die Möglichkeit haben, entsprechende Studien gemeinsam umzusetzen, damit die neuen Arzneimittel schneller Patientinnen und Patienten zugutekommen können“, sagt Prof. Klaus Kopka, Direktor am Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung des HZDR. „Die Diagnostik und Therapie mit Radionukliden ist in einigen Bereichen der Krebsmedizin – etwa beim Prostatakarzinom – schon weit fortgeschritten. Künftig wird es auch darum gehen, die kombinierte Anwendung nuklearmedizinischer Methoden – mit Chemo-, Immun- oder externer Strahlentherapie – weiter voranzubringen. Die exzellenten Forschungsmöglichkeiten an der NCT/UCC-Bildgebungsplattform und die Zusammenarbeit mit dem HZDR sind wichtige Faktoren, um hier Fortschritte zu erzielen“, so Prof. Jörg Kotzerke, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin des Uniklinikums Dresden.

Mit geeigneten Radionukliden lassen sich auch bestimmte Eiweißmoleküle – Antigene – markieren, die Teil der Immunabwehr sind. Miederer verfolgt das Ziel, neue Marker – etwa für die Darstellung des Immunsystems zu etablieren –, um mit ihrer Hilfe sehr präzise nachvollziehen zu können, wie die Immunantwort im Körper erfolgt. Dies soll die Basis liefern, um Immuntherapien noch gezielter einzusetzen und weiterzuentwickeln.

Um Fragen aus der klinischen Praxis mithilfe bildgebender Methoden beantworten zu können, sind große Datenmengen nötig. Deshalb wird sich Miederer auch um den Aufbau von standortübergreifenden Datenbanken gemeinsam mit anderen NCT-Standorten und weiteren Partnern kümmern. Der Fokus liegt auf quantitativen Daten, etwa zur Ausdehnung des Tumors, seinem Stoffwechsel oder zur Anzahl der in ihm vorhandenen verschiedenen Zellen. Dabei geht es auch darum sicherzustellen, dass Daten nach einheitlichen Standards erhoben werden. Nur so sind sie vergleichbar und können für die Forschung genutzt werden.

„Wir freuen uns, dass wir mit Prof. Miederer einen hervorragenden Wissenschaftler für die TU Dresden gewinnen konnten, der die Möglichkeiten innovativer Bildgebung zugunsten der modernen Krebsmedizin im Zusammenspiel mit zahlreichen Fachdisziplinen ausloten wird“, sagt Prof. Ursula M. Staudinger, Rektorin der TU Dresden.

Biografie: Matthias Miederer, Jahrgang 1975, studierte Medizin an der Universität Hamburg, der TU München sowie an der Cornell University in New York. Er forschte als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sloan Kettering Institute und arbeitete als Arzt an der Charité in Berlin und am Klinikum rechts der Isar München. Zuletzt war der Facharzt für Nuklearmedizin als Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor an der Klinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mainz tätig.

Foto: Prof. Matthias Miederer ©Kirsten Lassig / Uniklinikum Dresden

Quelle: Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC)


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