Salma Abosabie studiert im siebten Semester Medizin an der Uni Würzburg. In einem Zweierteam hat sie sich erfolgreich um ein Stipendium beworben, welches die Digitalisierung in der Medizin vorantreiben möchte.
„Ich denke, dass digitaler Wandel viele Fächer bereits stark prägt, in der Medizin aber noch nicht so zur Geltung kommt. Es ist höchste Zeit, dass wir proaktiv daran arbeiten, das zu ändern“, findet Salma Abosabie. Um diesen Wandel einzuläuten, hat sie sich um ein DigitalChangeMaker-Fellowship (DCM-Fellowship) des Stifterverbandes und der Reinhard Frank-Stiftung beworben – und ihr Projekt wurde akzeptiert.
Gemeinsam mit Jaron Steiner (Charité Universitätsklinikum Berlin) und Tanja He (Universität Heidelberg) wird die Würzburger Medizinstudentin im Rahmen ihres Projekts „Impact of Artificial Intelligence on scientific quality assurance and peer review“ eine Online-Vorlesungsreihe entwickeln, die sich mit dem Einfluss von KI auf den Peer Review-Prozess und die wissenschaftliche Qualitätssicherung befassen wird.
Idee entstand im Team
An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) studiert die 23-Jährige im siebten Semester Medizin, zusätzlich ist sie im zweiten Semester im Master Translational Medicine eingeschrieben. Dieser ist eines der wenigen Elitestudienprogramme an bayerischen Universitäten. Dort steht die erfolgreiche Verknüpfung der Krankenversorgung mit medizinischer Grundlagenforschung im Fokus – ein zentrales Thema für Salma Abosabie. „Kern der translationalen Forschung ist es, Entdeckungen vom Labor direkt zu Patient oder Patientin zu bringen“, erklärt sie. In ihrer zukünftigen Karriere möchte sie Brücken zwischen Forschung und Medizin schlagen.
Salma Abosabie sieht in der Medizin viel Potenzial für Digitalisierung und möchte zu dieser Entwicklung aktiv beitragen: „Deshalb habe ich gezielt nach Förderungen in genau diesem Bereich gesucht und so auf das Programm gestoßen.“
Da die Förderung an Teams aus zwei oder drei Studierenden vergeben wird, suchte sich Salma Unterstützung bei Gleichgesinnten: „Ich bin Teil einer studentischen Organisation, die sich Berlin Exchange Medicine (BEM) nennt. Wir unterstützen Medizinstudierende, motivieren sie, mehr wissenschaftliche Arbeiten zu veröffentlichen, helfen ihnen, den Peerreview-Prozess besser zu verstehen und fördern Open Science.“
Im Austausch mit dem BEM-Team kam die Projektidee zustande und das Projektteam wurde gebildet. Angesprochen auf ihre Bewerbung und den Projektverlauf betont Salma Abosabie, dass „neben dem Engagement und einer klaren Projektvision die Zusammenarbeit mit motivierten Teammitgliedern, die wirklich an die Projektidee glauben, unser Erfolgsrezept war."
Fünf Phasen bis zum fertigen Webinar
Die Bewilligung des Antrags war für Salma und Berlin Exchange Medicine ein toller Erfolg: „Es ist ein super Gefühl, zu wissen, dass die Ideen, an denen wir arbeiten, ernstgenommen werden und Unterstützung bekommen“, freut sich die Studentin.
Nun soll in fünf Phasen eine Online-Vorlesungsreihe entstehen und abschließend auf einer offenen Lehrplattform zur Verfügung gestellt werden: „Unser Grundgedanke ist, dass es sich bei Peerreview um einen sehr subjektiven Prozess handelt, der durch KI objektiviert und standardisiert werden könnte.“ Nach dem Kick Off im August befindet sich das Projekt aktuell in der ersten Phase, wo Inhalte gesammelt und vorbereitet sowie mögliche Gastvortragende kontaktiert werden.
Folgen sollen Vermarktung und ein erstes Halten der Vorlesung. „Danach wollen wir Feedback sammeln, die Vorlesung entsprechend verbessern und schließlich aufzeichnen und das Webinar, welches aus fünf Sitzungen bestehen wird, zur freien Verfügung anbieten“, erklärt Salma den Plan für die nächsten zwölf Monate.
Unterstützung wird das Team dabei unter anderem in Peer Groups bekommen. Hier teilen die geförderten Gruppen monatlich ihre Fortschritte und sollen sich gegenseitig inspirieren. Neben dieser ideellen Förderung unterstützen das Stipendium die Projekte mit jeweils 1200 Euro. Mögliche Investitionen der Fördersumme sieht Salma zum Beispiel im Bereich der Veröffentlichung oder dem Kauf von Software zur Gestaltung der Vorlesungsinhalte.
Aus Ägypten in die deutsche Medizin
Für die in Ägypten geborene Salma stand früh fest, dass sie einmal in Deutschland Medizin studieren wollte. Das gut strukturierte Gesundheitssystem und das hohe Bildungsniveau nennt sie als Gründe für ihren Wunsch. Nach dem Abschluss mit dem Cambridge International GCE and A Level studierte sie ein Jahr Humanmedizin in ihrer Heimat und lernte parallel Deutsch, ehe es sie nach Deutschland und an die Uni Würzburg zog.
Nach bestandenem ersten Staatsexamen sitzt Salma aktuell an ihrer Doktorarbeit, welche sich mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen befasst. Diese schreibt sie am Yale Cancer Center der amerikanischen Yale University und nutzt dazu zwei Freisemester.
DigitalChangeMaker Accelerators 2023
Über die Vergabe von DigitalChangeMaker-Fellowships bieten Stifterverband und Reinhard Frank-Stiftung ein Förderprogramm an, in dem Studierende systematisch als Change Agents befähigt und bei der Umsetzung von eigenen Veränderungsprojekten begleitend unterstützt werden. Das Fellowship-Programm läuft über vier Monate und richtet sich an studentische Tandems oder Trios, die mit ihren Projektideen die digitale Transformation an Hochschulen mitgestalten wollen.
Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Symbolbild: Windows (Unsplash)