Patientenportale stellen in der modernen Gesundheits versorgung einen signifikanten Game Changer dar, insbesondere in Bezug auf die Patientensicherheit. Diese digitalen Plattformen bieten nicht nur die Möglichkeit, die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern, sondern spielen auch eine zentrale Rolle bei der Gewährleistung einer höheren Sicherheit für Patienten. Die Einführung von Patientenportalen in das Gesundheitswesen repräsentiert einen kritischen und längst fälligen Schritt in Richtung fortschrittlicher medizinischer Versorgung.
Einer der wesentlichen Vorteile von Patientenportalen ist ihre Funktion als Adherence Booster. Durch Erinnerungen, Erläu terungen und geeignete Checklisten unterstützen sie Patienten aktiv bei der Behandlung. Die Möglichkeit, genaue Informationen darüber zu erhalten, wann, was und warum bestimmte Schritte unternommen werden sollen, ergänzt um Erinnerungsfunktionen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten ihre Behandlungs pläne befolgen. Dies reduziert nicht nur den Stress für die Patienten, sondern vermeidet auch Fehler, die durch Missverständnisse oder Vergessen entstehen können.
Die Möglichkeit, Selbstanamnesen bequem von zu Hause aus durchzuführen, ist ein weiterer entscheidender Vorteil. In einer vertrauten Umge bung können Patienten alleine oder auch mit Hilfe von Angehörigen gründlichere und vollständigere Informationen zusammenstellen. Ergänzend bie tet der Zugriff auf den eigenen Medikamenten schrank und die Möglichkeit, Medikationspläne direkt hochzuladen, eine Informationsbasis für alle am Prozess Beteiligten. Die Informationen sind beständig, unzuverlässige handschriftliche Notizen, die man sucht und manchmal nicht mehr auffindbar sind, gehören der Vergangenheit an. Bis zu 80% der vermeidbaren Patientenschäden erfolgen aufgrund von Informations-, und Kom munikationsdefiziten, an dieser Stelle können Patientenportale einen wichtigen Impact auf die Patientensicherheit leisten.
Darüber hinaus können Patientenportale das Shared Decision Making fördern, indem sie Patienten mit den notwendigen krankheitsspezi f ischen Informationen versorgen, um selbst eine aktive Rolle in ihrer Behandlung zu übernehmen. Durch geeignete Materialen, die zur Verfügung gestellt werden, können Patienten zudem lernen, den möglichen Risiken einer Krankenhausbehand lung selbst entgegenzutreten. Ein bedeutsames Risiko zum Beispiel liegt im Arzneimittelprozess. Am häufigsten treten Medikationsfehler im Kran kenhaus auf. Mit einer ergänzenden Information 22 im Patientenportal, z.B. der Patienteninformation des Aktionsbündnis Patientensicherheit „5 Fragen zur Medikation“ kann der Patient seine Medika tion hinterfragen und helfen Fehler zu vermeiden. www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2022/10/ AMTS_5Fragen_Medikamente.pdf
Patientenportale bieten viele Vorteile und das direkte Feedback durch Befragungen ist einer davon. PROMS (Patient-Reported Outcome Measures) und PREMS (Patient-Reported Expe rience Measures) sind wichtige Werkzeuge, um die Qualität der Patientenversorgung und die Pati entensicherheit zu verbessern. Durch PROMS können Patienten Auskunft über den Verlauf ihrer Gesundheit und die Wirksamkeit der Behandlung geben. PREMS wiederum erfassen die Erfahrun gen der Patienten mit der Gesundheitsversorgung, wie zum Beispiel die Kommunikation mit dem medizinischen Personal oder die Wartezeiten. Dieses direkte Feedback schon während des Krankenhausaufenthaltes ermöglicht es den Behandelnden, unmittelbar auf Probleme oder Bedürfnisse der Patienten zu reagieren und die Qualität der Versorgung kontinuierlich zu verbes sern. Es unterstützt auch die Einrichtungen dabei, die Sicherheit der Patienten zu erhöhen, indem es ermöglicht, schneller auf mögliche Missstände oder Verbesserungspotenziale aufmerksam zu werden.
Autorin: Dr. med. Ruth Hecker, Chief Patient Safety Officer UME, Vorsitzende Aktionsbündnis Patientensicherheit
Quelle: Digitalspecial Patientenportale im Krankenhaus, Stand März 2024