Paukenschlag in der Healthcare-Strategie: Was ist los mit SAP?

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Veröffentlicht 14.10.2022 14:10, Kim Wehrs

Für Anwender aus dem Gesundheitswesen, die auf SAP IS-H gesetzt haben, skizziert Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector, die Situation: „Wir haben eine überraschende Ankündigung von SAP erhalten, die klar macht: Das Unternehmen wird die Branchenlösung IS-H mit Ablauf der Wartung für die SAP Business Suite (2027 bzw. 2030) in dieser Form nicht mehr anbieten.“ Über Gründe zum Aus für Industry Solution Healthcare (IS-H) lässt sich nur spekulieren. 

Denn das Produkt ist akzeptiert und etabliert. „Für die Branche ist es eine herbe Enttäuschung,“ meint daher Michael Pfeil, Sprecher des Arbeitskreises Healthcare der DSAG. Zumindest gibt es eine klare Entscheidung. „Darüber sind wir froh.“ Jetzt können Krankenhausverantwortliche ihre neuen Strategien aufsetzen. Laut SAP soll für die Anwender das Industry-Cloud-Modell „Partner“ greifen.


Es scheint für SAP offenbar zu komplex, IS-H in S/4HANA umzusetzen. SAP stellt als Nachfolge-Produkt der Branchenlösung Healthcare die Verbindung der Krankenhaus-Informations-Systeme mittels FHIR-Schnittstelle an SAP S/4HANA, als Cloud-Service der SAP Business Technology Platform zur Verfügung. 

Haag

Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector

Sicher ist, dass SAP das Produkt IS-H samt Wartung nach 2027 + maximal 3 Jahre für Extended Maintenance nicht mehr fortführt. Die bisherigen Funktionalitäten von IS-H (Patientenverwaltung und -abrechnung) sollen zukünftig über die KIS-Systeme entsprechender Software-Hersteller abgebildet werden. „Ebenfalls sicher ist, dass die Krankenhäuser mit i.s.h. med eine Migration bzw. Ablöse des Systems vornehmen müssen, da dieses Produkt zur Gänze auf der abgekündigten SAP-ECC-Infrastruktur betrieben wird,“  kommentiert Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand Österreich. 



Michael Pfeil, Sprecher des Arbeitskreises Healthcare der DSAG

Mit der Finalisierung der Entscheidung im Healthcare-Sektor öffnet sich für Akteure im Gesundheitswesen eine mehrfach vernetzte Ebene. Es stellt sich die Frage nach den Ressourcen der Software-Hersteller. Hier ist unklar, wie schnell die KIS-Hersteller ihre Produkte um die weggefallenen Funktionen der bisherigen Branchenlösung Healthcare erweitern können. Nicht alle Anbieter werden verschiedene KIS-Varianten entsprechend zeitgerecht umsetzen. Hinzu kommt für die Kunden die Frage nach den monetären Ressourcen. Zu erwarten ist, dass erste Anbieter zum Ende dieses Jahres mit ihren Statements zur SAP-Ankündigung auf den Markt kommen. Spannend wird sein, was Cerner im Rahmen der i.s.h.med-Anwendertage Ende November 2022 hierzu bekannt gibt. 

Das „Aus“ des etablierten SAP-Produktes wird den Healthcare-Sektor maßgeblich beeinflussen. Neue Strategien müssen entwickelt, passende Partner gesucht werden – alles in allem eine sportliche Angelegenheit. Auch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und die digitale Transformation des Gesundheitswesens bleiben dabei nicht unberührt. 

Die SAP-Funktionsträger stellen klar: „Wir wollen den Anwendern in der DSAG Orientierung aufgrund der SAP-Aussage geben.“ Begonnen wird mit einer ersten Online-Session am 24.10.22. „Wir vertreten die Interessen der Mitglieder. Dabei legen wir einen starken Fokus darauf, dass sie Einsicht in alle Optionen am Markt erhalten. "Dazu werden wir Ideen austauschen, Vorschläge machen und gemeinsam mit Partnern Lösungen erarbeiten, unabhängig von SAP.“  

Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand Österreich 

 

DSAG

Die DSAG ist einer der einflussreichsten Anwenderverbände der Welt. Viele engagierte Mitglieder aus über 3.800 Unternehmen bilden ein starkes Netzwerk: vom Mittelstand bis zum DAX-Konzern, von der Fachabteilung bis zur CxO-Ebene, quer über alle Branchen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH), organisiert in 200 Arbeitskreisen und -gruppen. www.dsag.de

Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / pittapatt

 

 



 


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