KH-IT-Clubabend: CIO, CDO – kommt das Hauen und Stechen?

KH-IT

Veröffentlicht 13.03.2023 08:00, Kim Wehrs

Mit dem Thema: „CIO, CDO – was ist jetzt meine Rolle und warum?“ traf der Clubabend des KH-IT im März 2023 für IT-Verantwortliche einen neuralgischen Punkt. Bei der Rollenverteilung scheint nämlich ein brisanter Kurswechsel erreicht zu sein. Tauchen zwei Gegenspieler auf? CIO wollen ihre Entscheidungshoheit nicht aus der Hand geben. Sie wollen der Geschäftsführung immer wieder klarmachen, wer hier die Kompetenz hat. Kommt es zu einem Hauen und Stechen? Den Impuls für diesen virtuellen Informationsaustausch von der Praxis für die Praxis gab Ex-CIO Dr. Stefan Walther, es moderierte KH-IT-Vorstand Lars Forchheim. 

„Wir bauen immer mehr sehr gute Systeme auf, aber wir beherrschen diese nicht mehr vollständig. Das Ganze wird immer komplexer. Jedes System zieht unendlich viele Patches und Schnittstellen nach sich, die IT ist fast nur mit Updates beschäftigt.“ Einen Missstand wie diesen beklagten die IT-Verantwortlichen auch beim Clubabend des KH-IT Bundesverband der Krankenhaus IT - Leiterinnen/Leiter e.V. im März 2023. Sie stehen unter Multilevel-Druck. Und das in einer Zeit, in der sie zu wenig Geld haben, in der sie im Tagesgeschäft nicht über genug Zeit zum Erlernen der neuen Technologien verfügen (die kein Hype sind). Außerdem können sie wegen Tarifverträgen und Mitbestimmungsgesetzen nicht jene Flexibilität aufbringen, die sie für Fortbilden, Rekrutieren und Halten von gutem Personal brauchen. 

Jetzt entsteht Konkurrenz im „Unternehmen Krankenhaus“. Die Chief Digital Officer (CDO)-Funktion scheint immer beliebter zu werden. „Weil der IT-Leiter erschöpft im Tagesgeschäft untergeht. Es gibt viele aktuelle Wege, die IT mit Nichtigkeiten zu marginalisieren und ihr die Kraft für Innovationen zu nehmen,“ ärgerte sich ein CIO. Druck für den CIO kommt zusätzlich von der Außenwelt. Der Lizenzdschungel ist zu entwirren.  Zusehends unbeherrschbar sind neue gesetzliche Forderungen, neue Normen, neue Richtlinien. Ausufernde Dokumentationspflichten zum Beispiel bedeuten mehr Verhaltensvorschriften. 

„Bei der aktuellen Entwicklungsgeschwindigkeit kommen wir in eine kaum beherrschbare hohe Komplexität“, bemängelte ein CIO. Selbst ein großes IT-Team stoße an seine Grenzen. Was zu beobachten sei: „Der Vorstand hat den Kontakt zur IT verloren.“ IT erscheine ihm zu komplex, zu undurchsichtig, ständig überfordert, zu teuer, schließlich nur sichtbar, wenn etwas ausfällt. 

Mit dem CDO entsteht eine neue Ebene, die sich zwischen IT und Vorstand schiebt, mit „Klopapier-langen Wunschlisten an die IT“, was alles zu erledigen sei. Innovationen werden vom CDO propagiert, der eben kein Tagesgeschäft leisten müsse. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage, wie der CDO die digitale Transformation in Organisationen verantworten kann.

 

Konturen des CDO 

Branchenübergreifende Analysen wollen hierzu Konturen aufzeigen. Aufgabenbereiche und Anforderungen an den CDO wurden auf Basis von Analysen von Stelleninseraten im deutschsprachigen Raum sowie Experteninterviews in Deutschland und Österreich identifiziert. Danach zählt der Vollzug des digitalen Wandels im Unternehmen zu den zentralen Aufgaben des CDO. Dazu ist es notwendig, digitale Trends zu beobachten, eine Digitalstrategie zu erarbeiten, effiziente Strukturen zu schaffen, persönliche Netzwerke zu pflegen sowie als Schnittstelle und digitaler Experte bereichsübergreifend zu agieren. 

Ein wesentlicher Befund der Analysen ist, dass die Erfahrung als aktiver Change-Manager wesentlich ist, um digitale Transformation erfolgreich steuern zu können. Schließlich legen die Untersuchungsergebnisse nahe, dass die Position des CDO idealerweise im Top-Management, jedenfalls aber in direkter Berichtslinie zum Chief Executive Officer (CEO) angesiedelt sein sollte, um volle Handlungseffektivität entfalten zu können. 

So weit entfernt voneinander scheinen die Profile der beiden Konkurrenten wiederum gar nicht zu sein. Die Analyseergebnisse zeigen nämlich auch, dass für die Wahrnehmung der Aufgaben „CDO“ annähernd dieselben Anforderungen gestellt werden wie jene, die auch für den CIO relevant sind (Technikkompetenz, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Projektmanagementkompetenz, Führungskompetenz und Soft Skills etc.). 

Was ist Realität und was bleibt Theorie bei einer daraus folgenden Aufgabenverteilung? Der CDO ist als digitaler Leader und Stratege für IT-Innovationen zuständig, während der CIO für die Umsetzung sorgt und die Run-Verantwortung des IT-Betriebes im Unternehmen trägt.

Keiner von beiden möchte die Konfrontation um jeden Preis. Einige CIO gaben sich beim KH-IT-Clubabend moderat: „CIO und CDO müssen gemeinsam agieren, das ist ein wichtiger Schlüssel.“ Einige große Kliniken haben diesen Weg offenbar gefunden. Sie haben dazu die interpersonalen Beziehungen, die Persönlichkeitsfaktoren und das Rollenverhalten konsolidiert und harmonisiert.

 

Die Kompetenz haben wir 

Wer weiterhin in der IT als „Cheftechniker“ Verantwortung tragen will, hat dazu die freie Entscheidung. Wer indes als CIO seine Karriere entwickeln will, beachte folgendes: Als Chief Information Officer muss man „Standing“ besitzen, Managementsprache sprechen und Machtbewusstsein besitzen. „Wir müssen uns gegen das Auftauchen einer Zwischenleitungsebene wehren.“ Es gehöre niemand zwischen Vorstand und IT.“ Das Credo eines IT-Verantwortlichen lautete denn auch: „Wir dürfen uns die Entscheidungen nicht aus der Hand nehmen lassen. Wir müssen der Geschäftsführung immer wieder verständlich machen: Die Kompetenz haben wir. Ansonsten wird es ein Hauen und Stechen geben mit dem CDO, das ist vorhersehbar.“ 

 

Über den Bundesverband KH-IT

Der KH-IT Bundesverband der Krankenhaus IT - Leiterinnen/Leiter e.V. vertritt die Interessen der Krankenhaus-IT Leiterinnen und Leiter. Er macht es sich zur Aufgabe, die Stellung der IT in der Klinik zu stärken im Sinne einer bestmöglichen und wirtschaftlichen Unterstützung der Patientenversorgung. Auf verbandseigenen Veranstaltungen wie den Frühjahrs- und Herbsttagungen oder dem „Clubabend“ sorgt der KH-IT regelmäßig für den Meinungsaustausch über die Zukunft der Krankenhaus-IT, seiner Verantwortlichen und für Diskussionen über die aktuellen Entwicklungen und Trends im Gesundheitswesen.

www.kh-it.de

 

Stefan Walther, ehemaliger CIO der Unikliniken Düsseldorf, gab den Impuls für diesen virtuellen Informationsaustausch von der Praxis für die Praxis.

 




Lars Forchheim, Vorstand im  KH-IT Bundesverband der Krankenhaus IT - Leiterinnen/Leiter e.V. und IT-Manager, moderierte den Clubabend im März 2023. 

 

Wolf-Dietrich Lorenz


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