Radiologie setzt Corindus-Roboter ein

Robotik

Veröffentlicht 12.05.2023 06:30, Dagmar Finlayson

Anfang Mai wurden zwei radiologische Eingriffe am Universitätsklinikum Bonn (UKB) weltweit zum ersten Mal mit einem vaskulären OP-Roboter erfolgreich durchgeführt. Mithilfe eines Corindus-Roboters wurde ein Lebertumor mit einem Chemotherapeutikum behandelt. Bei einem weiteren Eingriff wurde weltweit erstmalig eine gutartige Prostatavergrößerung robotisch embolisiert.

Beim Corindus handelt es sich um einen vaskulären, d. h. die Gefäße betreffenden, OP-Roboter. Er wurde ursprünglich für Interventionen an den Herzkranzgefäßen entwickelt. Eine Weiterentwicklung ermöglichte dann aber auch den Einsatz bei Eingriffen an den Gefäßen im Kopf. In der Radiologie des UKB wurden nun weltweit erstmalig vaskuläre robotische Interventionen an der Leber und der Prostata erfolgreich durchgeführt.

Vorteile der vaskulären OP-Robotik

Die robotisch gesteuerte Angiographie (Darstellung von Gefäßen mittels Bildgebung) ermöglicht hochpräzise kathetergesteuerte Therapien bei einer gleichzeitigen Reduzierung der Strahlenexposition für Behandlerinnen und Behandler. Diese stehen nämlich, wie beim DaVinci-Roboter, nicht mehr direkt bei den Patientinnen und Patienten, sondern sitzen an einer Konsole. „Dass die OP-Robotik jetzt auch Anwendung in abdominellen, also den Unterleib betreffenden, vaskulären Eingriffen findet, ist eine spannende Entwicklung, da sie mit potentiellen Verbesserungen von Therapien im Sinne der Präzisionsmedizin einhergeht. Dabei profitieren Patientinnen und Patienten genauso wie das Behandlungsteam, denn die Robotik ermöglicht nicht nur präziseste Steuerung und somit effektive Therapien, sondern sie ermöglicht auch eine Strahlenbelastungsreduktion für das Behandlungsteam“, sagt PD Dr. Daniel Kütting, Leitender Oberarzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKB.

 

PD Dr. Kütting sitzt bei dem Eingriff mit dem Corindus OP-Roboter an der Konsole und kann den vaskulären Eingriff so besonders präzise und strahlungsarm ausführen. Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/J.F. Saba

Erfolgreiche Eingriffe an Leber und Prostata

Bei dem ersten der beiden Eingriffe mit dem Corindus-Roboter wurde ein Lebertumor mithilfe der vaskulären Robotik superselektiv chemo-embolisiert. Das bedeutet, dass der Tumor über einen Mikrokatheter mit einem Chemotherapeutikum behandelt wurde und zeitgleich die Blutversorgung des Tumors unterbunden wurde. PD Dr. Kütting, der die weltweit ersten vaskulär-robotischen Eingriffe an Leber und Prostata durchgeführt hat, und sein Team konnten dabei völlig strahlengeschützt und punktgenau den ca. 1 mm großen Mikrokatheter über den Roboter direkt am Lebertumor platzieren. Die effektive Therapie des Lebertumors erfolgte dann unter größtmöglicher Schonung des restlichen Lebergewebes. Darüber hinaus wurde erstmalig die robotische superselektive Prostataembolisation zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung durchgeführt. Hier wurde mittels vaskulärer OP-Robotik die Blutversorgung der Prostata reduziert, um eine Schrumpfung der Prostata zu induzieren und die Symptome der Prostatavergrößerung zu lindern. „Für Kathetereingriffe im Bauchraum, bei denen die Navigation von kleinen und gewundenen Gefäßen oft umständlich zu navigieren ist, ist die robotergestützte Durchführung besonders vorteilhaft. Beide Eingriffe waren sehr erfolgreich und die Patienten sind bereits wieder zu Hause“, so PD Dr. Kütting.

Der vaskuläre OP-Roboter Corindus wurde im Rahmen des Innovative Secure Medical Campus (ISMC) Projekts des UKB implementiert. Für das in Deutschland einzigartige Digitalisierungs-Leuchtturm-Projekt hatte das UKB im letzten Jahr eine Förderung von 17,5 Mio. Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW erhalten.

(v. l.) PD Dr. Daniel Kütting mit Dr. Julia Wagenpfeil, Oberärztin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKB mit Dr. Tatjana Dell, Oberärztin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKB und Dr. Carsten Meyer, stellvertr. Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKB mit dem vaskulären Corindus OP-Roboter.©Universitätsklinikum Bonn (UKB)/J.F. Saba

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf.

Quelle: UKB


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