Das Krankenhaus-IT Journal sprach mit Dylan Gruner, CEO von CareMates über ihre KI-gestützte Pflegeplanung. Das Münchner Startup nutzt Amazon Web Services (AWS), um Pflegekräfte zu entlasten und die Patientenversorgung zu verbessern. Mit künstlicher Intelligenz generiert CareMates automatisch Erstvorschläge für Pflegeanamnese und Pflegeplanung, basierend auf den digitalen Aufnahmebögen der Patienten. Dies spart Zeit und erhöht die Versorgungsqualität.
Wie funktioniert die KI-gestützte Pflegeplanung von CareMates?
CareMates möchte Pflegekräfte im Gesundheitswesen entlasten. Mithilfe des vielseitigen Baukastens von Amazon Web Services (AWS) können wir durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) Pflegeanbieter unterstützen und so unseren Beitrag zur Verbesserung der Patientenversorgung leisten. CareMates kann basierend auf den Eingaben des digitalen Aufnahmebogens eines Patienten automatisch einen Erstvorschlag für die Pflegeanamnese generieren und Pflegerisiken erkennen, wie beispielsweise ein Dekubitusrisiko aufgrund von Bettlägerigkeit. Im nächsten Schritt können auch Erstvorschläge für die Pflegeplanung bereitgestellt werden, wie z.B. Lagerung bei Dekubitusrisiko. Ein erstes KI-Machine-Learning-Modell haben wir bereits mit Amazon Bedrock entwickelt und testen es derzeit mit Pilotkunden, bevor wir es einer größeren Kundengruppe zur Verfügung stellen. Herzstück der KI-Lösung ist eine skalierbare Serverless-Architektur auf AWS.
Welche Vorteile bringt die KI-gestützte Pflegeplanung für Pflegekräfte und Einrichtungen?
CareMates fungiert wie ein persönlicher Concierge für jede Pflegekraft. Unsere KI-Modelle können basierend auf den digital bereitgestellten Daten Erstvorschläge für die benötigten Aufnahmedokumente generieren, sodass Pflegekräfte nicht vor einem weißen Blatt Papier anfangen müssen. Zudem hilft CareMates dabei, den Pflegeprozess sauber einzuhalten: von der Erstanamnese über die Identifikation von Pflegerisiken bis hin zur Ableitung von Pflegemaßnahmen. Das entlastet die Pflegekräfte und erhöht die Versorgungsqualität für die Patienten.
Dylan Gruner, CEO von CareMates
Was haben Sie aus der Pilotphase in den Caritas-Pflegeeinrichtungen gelernt?
Wir haben gelernt, wie offen Pflegekräfte gegenüber neuer Technologie sind, wenn sie gut eingeführt wird. Unser erster Go-Live war in 22 ambulanten Pflegediensten eines großen Caritasverbands, und wir haben in drei Online-Terminen über 80 Pflegekräfte in die Software eingeschult. Auf fachlicher Ebene haben wir festgestellt, dass jeder Pflegedienst den Aufnahmeprozess etwas anders handhabt. Daher muss unsere Software flexibel anpassbar sein. Hier profitieren wir von den Vorteilen der Cloud. Jetzt lassen sich die digitalen Aufnahmebögen sowie die Status und automatischen Aktionen individuell für jeden Pflegedienst einrichten, was wir in enger Abstimmung mit den Pflegekräften durchführen.
Wie haben die Pflegekräfte auf die Implementierung von CareMates reagiert?
Die Pflegekräfte empfinden unsere Lösung als große Arbeitserleichterung und schätzen unsere Nähe zu ihnen. Wenn es Probleme oder Wünsche bezüglich der Funktionalitäten gibt, sind wir da, hören zu und sind als Startup eben auch sehr schnell in der Weiterentwicklung der Software. Eine Umfrage nach unserer Pilotphase mit einem großen Caritasverband zeigte, dass 10 von 11 Pflegekräften auch zukünftig mit CareMates arbeiten möchten. Diese positive Resonanz freut uns sehr und bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Welche Pläne haben Sie für die Weiterentwicklung von CareMates?
Unser aktueller Fokus liegt darauf, den Patientenaufnahmeprozess ganzheitlich zu digitalisieren und weitere Entlastungsmöglichkeiten mithilfe von KI-Technologien zu identifizieren. Zudem beschäftigen wir uns intensiv mit den Chancen der Telematikinfrastruktur, um einen datenschutzsicheren und schnellen Austausch zwischen allen Beteiligten Gesundheitsakteuren zu ermöglichen. Außerdem sind wir daran interessiert, unsere Lösung auch Krankenhäusern, Hausärzten und anderen Akteuren im Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen.
Wie sorgen Sie dafür, dass Datenschutz und ethische Standards eingehalten werden?
Datenschutz spielt für uns als Technologieunternehmen im Gesundheitswesen natürlich eine ganz wichtige Rolle. Dank der Cloud-Infrastruktur von AWS kann das Team höchste Datenschutz- und Compliance-Anforderungen erfüllen. Alle unsere Daten werden auf AWS-Servern in der Region Frankfurt gehostet und sind verschlüsselt. Wir nutzen KI-Basismodelle, die isoliert in unserer eigenen Cloud-Umgebung laufen, und pseudonymisieren persönliche Informationen mithilfe ausgefeilter Pseudonymisierungs-Technologie, um stets die Vertraulichkeit der Patientendaten zu gewährleisten
Was ist CareMates?
Das Münchner Startup CareMates bietet eine Softwarelösung für Pflegedienste und -einrichtungen, die den Anfrage- und Aufnahmeprozess von Pflegebedürftigen digitalisiert. Statt zeitaufwendiger Telefonanrufe und Vor-Ort-Besuche ermöglicht die CareMates-Software mithilfe eines datenschutzsicheren digitalen Aufnahmebogens auch Online-Anfragen. Diese können über die Webseite eines Pflegeanbieters oder per E-Mail erfolgen. Angehörige und Kontaktpersonen können so auch außerhalb der Öffnungszeiten Pflegeanfragen stellen und Stammdaten sowie Angaben zum Pflegebedarf mitteilen.
Alle Pflegeanfragen werden im CareMates-CRM-System angezeigt, wo Pflegekräfte die Daten einsehen und beurteilen können, ob sie die Anfrage abdecken können. Der Aufnahmestatus lässt sich basierend auf Kapazität und Präferenzen verwalten (z.B. Warteliste, Aufnahme, Einzug, Abgelehnt). Automatische Aktionen wie Benachrichtigungs-E-Mails oder Datenexporte in die zentrale Pflegesoftware können entsprechend des jeweiligen Aufnahmestatus hinterlegt werden.
Zudem sind KI-Funktionalitäten integriert, die aus den Eingaben des digitalen Aufnahmebogens automatisch einen Erstvorschlag für die Pflegeanamnese, Pflegerisiken und potenziell benötigte Pflegeleistungen generieren können.
