Experteninterview mit Dr. Nina Bougatf und Ecky Oesterhoff von der CGM, zu innovativen Strategien und einem zukunftssicheren Plattform-Ansatz als Nachfolge zu IS-H und i.s.h.med. Das Interview führte Kim Wehrs, Herausgeber des Krankenhaus- IT Journals Anfang Juni 2024.
Auch im Jahr 2024 war CGM wieder als Gold-Partner auf der DMEA in Berlin vertreten. Was waren die Highlights an Ihrem Stand und was wurde besonders nachgefragt?
Dr. Nina Bougatf und Ecky Oesterhoff: Die Megatrends KI und Cloud waren natürlich Gegenstand vieler Gespräche und Präsentationen. Dabei sehen wir bei den Kunden eine klare Tendenz, diese Themen nicht nur als “nice to have” zu sehen. Geplant/Intention ist vielmehr, sie in die vorhandenen Strukturen zu integrieren, um maximalen Nutzen zu generieren.
Natürlich gab es auch in diesem Jahr Fragen zum KHZG, allerdings deutlich routinierter/spezifischer, da Häuser und Hersteller nun schon einige Erfahrung gesammelt haben. Es war vielfach eine gewisse Unruhe spürbar, denn die aktuellen politischen Entscheidungen, z. B. in der Krankenhausstrukturreform, bedeuten Veränderungen, die sich auch auf die Digitalisierung auswirken beziehungsweise darüber überhaupt erst realisierbar werden.
Unsere Antwort auf das Thema Interoperabilität sind die Produkte, die auf unserer neuesten G3-Technologie basieren. Damit verfolgen wir einen Plattformansatz, auf dem verschiedene Lösungen/Applikationen aufsetzen können. Im Fokus war auf der DMEA ganz klar CGM CLINICAL – unser innovatives KIS der Zukunft. CGM CLINICAL setzt auf ‘Early Mapping’, d. h. alle Daten sind schon bei der Primärdateneingabe semantisch annotiert und können dadurch flexibel und nachhaltig weitergenutzt werden. Zum Beispiel in der integrierten Workflow-Engine, mit der sich administrative, klinische und pflegerische Prozesse bestens standardisieren und automatisieren lassen. Technologisch sind wir mit CGM CLINICAL cloud- und clusterfähig, haben eine webbasierte UX mit mobilem Zugriff, sind mandantenfähig und unterstützen mit unserem Transport-System eine 3-System-Landschaft. Hiermit gewährleisten wir ein Maximum an Flexibilität und Zukunftssicherheit.
Dr. Nina Bougatf, Senior Business Development Manager
CGM Clinical Deutschland GmbH
Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe DSAG lud vor kurzem die führenden KIS-Hersteller zu einer Präsentation ein, um ihr Konzept für eine IS-H Nachfolge vorzustellen. Worauf müssen die betroffenen Krankenhäuser jetzt besonders achten?
Dr. Nina Bougatf: Nach dem Treffen ist allen klar: Wir schaffen diese Mammutaufgabe nur mit vereinten Kräften! Das bedeutet für die betroffenen Krankenhäuser ganz konkret: Nicht mehr warten und den Transformationsprozess am besten direkt starten:
■ Es geht nicht nur um einen Technologiewechsel, sondern auch um Prozessorganisation und deren Abbildung in digitale Abläufe. Stellen Sie frühzeitig ein Team für die Digitale Transformation zusammen und bauen Sie dieses sukzessive aus
■ Starten Sie zeitnah mit der S/4HANA-Umstellung, denn dies nimmt Komplexität aus dem KIS-Ablöseprojekt
■ Auch eine Ist-Analyse und Standardisierung von Prozessen kann produktunabhängig im Vorfeld erfolgen. Dies verkürzt die Prozessanalyse und Sollkonzeption im tatsächlichen KIS-Einführungsprojekt massiv
■ Vorbereitung der Datenmigration – evaluieren Sie, welche Daten migriert werden sollen und welche nicht, denn der Umfang der Datenmigration ist ein wesentlicher Zeitfaktor
■ Darüber hinaus kann mit der Daten-Archivierung der nicht im Produktivsystem benötigten Daten in revisionssichere Systeme gestartet werden – hier können Sie, losgelöst von der KIS-Lösung, viel vorbereiten um später Zeit bei der Migration zu sparen
Darüber hinaus empfiehlt es sich, den „Gesamtkomplex“ möglichst in überschaubarere Teilprojekte zu splitten und in mehreren Projektphasen zu denken: Fokus der ersten Phase sollte die Ablösung der bestehenden Ist-Funktionalität sein. In einer zweiten Phase kann dann der Ausbau der neuen KIS-Lösung erfolgen, um innovative Funktionen sukzessive in die Prozesse einzubringen oder weitere Subsysteme abzulösen.
Warum sollten sich die Krankenhäuser für CGM entscheiden als SAP-Nachfolger?
Ecky Oesterhoff: Insbesondere die großen Krankenhäuser, Unikliniken und Verbünde nutzen SAP-Technologie in der Abrechnung und im klinischen Bereich. Durch den Rückzug der SAP besteht nun Bedarf an alternativen Lösungen, allerdings ohne eine Finanzierungsinitiative wie beim KHZG. CGM kann flexibel auf die unterschiedlichsten Kundenanforderungen eingehen, da unsere G3-Lösungen auf identischen Entwicklungsparadigmen beruhen, aber bei Bedarf auch unabhängig voneinander eingeführt werden können, genau wie der Kunde es benötigt. Wir verstehen uns als Komplettanbieter, weil wir langjährige Expertise im KIS-Umfeld mitbringen und die Häuser zudem bei der Umstellung auf S4/HANA unterstützen können. Wir werden IS-H und i.s.h.med nicht nur ersetzen, sondern den Kunden große Mehrwerte durch diese Projekte bieten, weil klinische und administrative Daten erstmalig identisch behandelt werden können, wodurch die künstliche Trennung von medizinischer Ergebnisqualität und Abrechnungsfragen entfällt.
Weiterführende Informationen dazu, wie ein Umstieg mit uns als Partner aussehen kann, finden Sie auf unserer Homepage: www.cgm.com/deu_de/produkte/krankenhaus/is-h-nachfolge.html
Ecky Oesterhoff, Business Development Manager
CGM Clinical Deutschland GmbH
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Was bietet CGM heute schon für KI-Lösungen an und welche weiteren Lösungen sind in Planung?
Dr. Nina Bougatf: Bei CGM verstehen wir unter dem Begriff der Künstlichen Intelligenz das gesamte damit einhergehende technologische Spektrum: von regelbasierter Entscheidungsunterstützung, über klassische Machine-Learning-Verfahren bis hin zu Generativer KI.
Unser Produktportfolio umfasst schon heute einige regel- und Machine-Learning-basierte KI-Lösungen, z. B. Interaktionschecks bei der Arzneimittelverordnung, Entscheidungsunterstützung bei der Pflegeplanung auf Basis von Assessments oder auch die Analyse von medizinischen Dokumenten zur Kodierungsunterstützung.
Darüber hinaus haben wir Ende letzten Jahres eine europaweite HIS KI-Initiative ins Leben gerufen, in der die KI-Experten unserer Produkte gemeinsam innovative KI-Anwendungenentwickeln, die wir generisch für unser gesamtes Produktportfolio anbieten wollen. Interoperabilität ist uns hierbei ein Kernanliegen, damit alle Kunden nachhaltig von den Entwicklungen profitieren.
Dabei setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden, die wir im Rahmen unseres CGM Innovation Process bereits sehr früh in unsere Überlegungen einbezogen haben. Erste Prototypen sind bereits vorhanden und wir planen noch in diesem Jahr ein neues KI-Produkt zu launchen.
Weiterführenden Informationen zu unseren KI-Lösungen: www.cgm.com/deu_de/produkte/kr ... cgm-his-ki-loesungen.html
Ein weiteres wichtiges Thema ist das Thema Cloud. On Premise oder Cloud Lösungen... Was raten Sie den Krankenhäusern?
Ecky Oesterhoff: Cloudbasierte Software bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die nicht nur die Effizienz und Kosteneffektivität steigern, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung verbessen können. In vielen Aspekten der Datensicherheit und Datenverfügbarkeit investieren wir als Cloudsoftware-Anbieter stark in Sicherheitsmaßnamen und Compliance und erfüllen die umfassenden, regulatorischen Vorgaben. Fast noch elementarer sind die Implementierungsgeschwindigkeit und die Ressourcenallokierung im Krankenhaus. Die Kunden müssen auf ein nie dagewesenes Innovationstempo reagieren und leiden gleichzeitig unter dem Fachkräftemangel – auch in den IT-Abteilungen. Wir helfen mit Cloudangeboten dabei, dass sich die Mitarbeiter der Häuser auf ihr strategisches Branchen-Know-how konzentrieren können, indem wir Themen wie Software-Updates oder Backup-Szenarien übernehmen. In der Cloud wird es leichter, schneller auszurollen und gleichzeitig ein höheres Sicherheitsniveau zu erreichen, was für Krankenhäuser als Teil der kritischen Infrastruktur unabdingbar wird, zumal die variierenden Angriffsvektoren ein weiter steigendes Risiko darstellen. Unser Rat ist aber nicht On-Premises versus Cloud, sondern eine sinnvolle Orchestrierung der unterschiedlichen Cloudderivate und SaaS/PaaS-Modelle, die für das jeweilige Haus passen und durch Flexibilität für Investitionssicherheit sorgen.
vor einem Jahr wurde bekannt, dass CGM die Mehrheit an dem Patientenportal-Anbieter m.Doc übernimmt. Was ist seitdem passiert?
Ecky Oesterhoff: Mit der Mehrheitsübernahme im April 2023 haben sich m.Doc und CGM zunächst gemeinsam neu aufgestellt und die Generation 6 in großen Einrichtungen wie dem städtischen Klinikum Braunschweig (SKBS) oder Klinikum Region Hannover (KRH) erfolgreich installiert. Gleichzeitig wurde die Architektur der Generation 7 grundlegend überarbeitet und Elemente aus dem CGM CLICKDOC-Portfolio eingebracht. Das führte im Q3 2023 zur logischen vollständigen Übernahme der m.Doc GmbH durch CGM. Mittlerweile sind die ersten Generation 7-Kunden – vor allem im Reha-Bereich – erfolgreich live gegangen. Die ersten KIS/KHZG-Kunden stehen unmittelbar vor ihrer Einführung.
Organisatorisch wurde m.Doc im Laufe des Jahres 2024 stärker in die CGM-Strukturen eingebunden. Vertrieb und Implementierung sind nun beispielsweise Bestandteil. Damit sind wir gut aufgestellt und wollen als schlagkräftiges Team von der Entwicklung des Marktes profitieren.
Schon etwas länger liegt die Übernahme von VISUS zurück. Wie tief ist inzwischen das radiologische Portfolio integriert?
Dr. Nina Bougatf: VISUS verfolgt einen standardisierten Plattformansatz für maximale Interoperabilität, z. B. bei der Integration mit RIS- und KIS-Systemen. Diese langjährige Expertise nutzen wir, um die VISUS-Produkte schnittstellenbasiert in das CGM-Portfolio zu integrieren.
Künftig werden sich die Funktionalitäten eines klassischen RIS immer mehr Richtung KIS und PACS verschieben – das sehen wir auch in den aktuellen Ausschreibungen. Daher bauen wir das JiveX Enterprise PACS in Richtung eines ganzheitlichen Befundworkflows aus: sowohl mit KI-gestützter Bildverarbeitung über den KI-Marketplace, als auch mit Structured-Reporting-Funktionen direkt im Viewer. Weitere RIS-Funktionalitäten wie die Terminverwaltung übernehmen unsere KIS-Produkte.
Das JiveX Healthcare Content Management (HCM) ist für unsere Krankenhausinformationssysteme das Dokumentenmanagementsystem mit Multimodality-Viewer der Zukunft. Mit seinen standardisierten IHE-XDS-Schnittstellen kann es zum zentralen Clinical Data Repository ausgebaut werden, um langfristig den Secondary Use der Daten zu fördern. HCM ist bereits tief in CGM CLINICAL, unser innovatives KIS der Zukunft integriert.
Darüber hinaus ist HCM auch an weitere Produkte, wie unser Laborinformationssystem MOLIS und das m.Doc Patientenportal, angebunden. Denn JiveX Healthcare Connect ist unser Tool der Wahl, um die Anzeige, den Upload und das Teilen umfangreicher Daten, wie DICOM-Studien mit Zuweisern und Patienten zu ermöglichen.
Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe 03/2024 - Stand Juni 2024
Foto Quelle: CGM Clinical