Wie lassen sich mit Innovationen die großen Herausforderungen und Anforderungen meistern, mit denen sich länderübergreifend die Gesundheitsversorgung konfrontiert sieht? Zu dieser zentralen Fragestellung gibt das MEDICA HEALTH IT FORUM als etablierter Programmbestandteil der MEDICA in Düsseldorf, der internationalen Leitmesse für die Gesundheitswirtschaft und die Medizintechnikindustrie, auch in diesem Jahr wieder an allen vier Messetagen (11. - 14. November 2024) fundiert Antworten.
In Sessions und Talks werden Themen wie Künstliche Intelligenz, Robotics und Virtual Care behandelt. Gleich zwei wichtige Themen vereint die erste Session auf der Programmbühne des Forums in Halle 13 am Montag, 11. November 2024 ab 11 Uhr: "Sustainable AI - Nachhaltige KI" - berücksichtigt nicht nur technologische, sondern auch ökologische, soziale und ethische Aspekte. KI-Systeme sollen sowohl leistungsfähig als auch verantwortungsvoll und umweltfreundlich sein. Hier bleibt noch viel zu tun: Speaker Prof. Peter Boor, Uniklinik RWTH Aachen, machte dies erst kürzlich in einer Veröffentlichung zu Deep Learning in der Pathologie deutlich. Ein weit verbreiteter Einsatz von Deep Learning in der Pathologie könne demnach einerseits einen Negativbeitrag für die globale Erwärmung bedeuten. Am Beispiel der digitalen Pathologie zeigt er jedoch gemeinsam mit anderen Autoren auf, dass die Qualität mit einigen Maßnahmen beibehalten und dennoch die Kohlendioxid-Emissionen stark verringert werden könnte.
Dabei steht Generative Künstliche Intelligenz bereits seit längerem besonders im Zentrum des öffentlichen Interesses. Am Dienstag, 12. November 2024, ab 13 Uhr findet dazu eine Podiumsdiskussion im Rahmen des MEDICA HEALTH IT FORUMs statt. Dr. Julia Hoxha, Leiterin der AG Health beim KI Bundesverband, wird die Diskussion moderieren. Sie ist auch Mitgründerin und Geschäftsführerin von Zana. Dieses Start-up nutzt die menschliche Sprache als Biomarker beispielsweise bei COPD. Das funktioniert so: KI-Modelle analysieren und erkennen Muster in der Stimme, um eine mögliche Verschlechterung des Gesundheitszustands vorherzusagen, insbesondere für die Kurzatmigkeit und das Risiko einer Exazerbation, indem eine akute Verschlechterung über die täglichen Schwankungen hinaus erkannt wird. Diese Lösung unterstützt also klinische Entscheidungen und objektive Messungen des Krankheitsverlaufs - und ist sehr innovativ. Wie kommt hier der "AI Act" an, mit dem die EU-Mitgliedstaaten das weltweit erste Gesetz zur Regulierung von KI verabschiedet haben? "Dieses Gesetz hat weitreichende Auswirkungen für alle Beteiligten, auch für Krankenhäuser und andere Anwender. Wenn es schlecht läuft, steigen die Kosten für die Anwendungen." Dies lasse sich aber oft durch gute Planung und kluges Design verhindern, meint Hoxha. So sollten Hersteller aufpassen, dass ihr KI-System nicht in eine unnötig hohe Risikoklasse falle. Die Anbieter von KI-Lösungen erwarteten auch, dass der "AI Act" Ausnahmen und Erleichterungen für kleinere Unternehmen und die Forschung noch vorsehen werde. Hoxha hält die KI-gestützte Entwicklung von Präzisionstherapeutika durch die Generierung neuer Molekülstrukturen und die Vorhersage ihrer Eigenschaften für einen wichtigen Anwendungsbereich von KI in der Gesundheitsversorgung.
Mit Künstlicher Intelligenz zu neuen Wirkstoffen
Das Unternehmen Merantix Momentum gehört zu jenen, die KI einsetzen, um Wirkstoffe im Bereich großer Moleküle zu optimieren. Dabei ist hilfreich, dass AlphaFold von Google DeepMind ermöglicht, die dreidimensionale Struktur von Proteinen vorherzusagen. Dr. Bertram Weiss, Pharma Lead bei Merantix Momentum, wird ebenfalls bei KI- Podiumsdiskussion im Rahmen des MEDICA HEALTH IT FORUMs auftreten - genauso wie Dr. Augusta Modestino, Head of Strategy bei AICURA medical. Das Unternehmen unterstützt mit einer eigenen Plattform Biopharmaunternehmen dabei, Daten und Bildgebung mittels KI auszuwerten, um das Ansprechen von Patienten auf Wirkstoffe vorherzusagen, ideale Kandidaten für klinische Studien zu identifizieren, Risikopatienten zu erkennen und die Arzneimittelentwicklung zu beschleunigen. Dr. Nilofar Badra-Azar wird zu einer diesbezüglichen Datennutzung die Sicht der Politik darlegen. Sie ist Referentin beim Bundesministerium für Gesundheit im Referat für Grundsatzfragen neue Technologien. Badra-Azar wird in der Diskussion verweisen können auf das Gesundheitsdatennutzungsgesetz und das Gesetz zur Regelung und Stärkung medizinischer Register.
Therapie via Smartphone
Digitale Lösungen werden bereits selbst als Therapeutika eingesetzt. Um diese Begleiter zur Gesundung, um "Health Companions 2.0", geht es im Tech Talk am Montag, 11. November 2024, ab 14 Uhr. So unterstützt die Firma Frisk andere Unternehmen bei der Entwicklung von innovativen Strategien und Lösungen. Dr. Cinthia Briseño, Gründerin und Geschäftsführerin von Frisk, wird auf der Programmbühne in Düsseldorf auf Rouwen Hirth treffen. Er ist Business Development Manager der App-Lösung `Constanze Care´. In der App beantworten eine integrierte KI-Assistentin und ein Expertinnen-Team in optimaler Zusammenarbeit Fragen zur Schwangerschaft der Userinnen. Die App bietet Infos darüber, welche Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft sinnvoll sind, wie Frauen sich auf das Wochenbett vorbereiten können und was dem Baby bei Bauchschmerzen hilft. Die KI speist dabei ihr Wissen aus aktuellen Forschungsergebnissen, neuen medizinischen Richtlinien und Expertenwissen.
Wenn es um Arzneimittel geht, dann gehört Redcare Pharmacy mit der `Shop Apotheke´ in Deutschland zu den bekanntesten Online-Apotheken. Das Unternehmen sieht sich selbst als die führende Online-Apotheke in Europa. Aktuell sind sie in sieben Ländern aktiv: Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. Redcare Pharmacy bietet mit der `eHealth-CardLink´-Lösung eine Möglichkeit, elektronische Rezepte einzulösen. Die Kundschaft kann dadurch mit Hilfe der elektronischen Gesundheitskarte und eines Smartphones elektronische Rezepte über die Shop-Apotheke-App einlösen. Alexander Braden, wird sich als Director Medication Management von Redcare Pharmacy im Rahmen des Tech Talks dem MEDICA-Fachpublikum stellen.
Roboter können an vielen Stellen unterstützen
Zur Digitalisierung des Gesundheitswesens gehört auch der Einsatz von Robotern. "Smart Robotics" ist entsprechend das Forumthema des Tech Talks am Dienstag, 12. November, ab 12 Uhr. Dr. Manuel Ferle, TU München, School of Engineering and Design, ist überzeugt davon, dass die robotergestützte Chirurgie Ärzten wertvolle Werkzeuge an die Hand gibt, die die Belastung während der Operation verringern und zu besseren Ergebnissen für die Patienten führen könne. Allerdings gilt das Einsatzvolumen dieser neuen Technologie aufgrund der derzeit mangelnden Integration in die bestehenden klinischen Abläufe noch als limitiert. Neuartige Methoden und Technologien zielen darauf ab, die Integration der Systeme zu verbessern, um so eine bessere Perspektive für Anwendungen zu realisieren.
Lukas Bernhard, Scientific Head am Münchener Klinikum rechts der Isar, hat in der Forschungsgruppe MITI an einem Roboter gearbeitet, der die Aufgaben eines "OP-Springers" im unsterilen Bereich übernimmt. Der Roboter holt sterile Materialien - wie etwa Nahtmaterial oder chirurgische Handschuhe - aus dem Lager, bringt sie in den OP, öffnet die Verpackung und reicht die Sterilgüter dem Operateur an. In einer aktuellen Publikation berichtet Bernhard, dass solche Systeme das Potenzial hätten, zu unschätzbaren Werkzeugen für die Überwindung von Personalengpässen und die Rationalisierung von Arbeitsabläufen im Gesundheitswesen zu werden. Allerdings seien die Herausforderungen groß, die aus den strengen Anforderungen von Klinikumgebungen resultierten.
Sonderschau liefert Impulse für digitale klinische Vernetzung
Kliniken stehen derzeit vor tiefgreifenden Veränderungen - nicht zuletzt durch die zunehmende Konzentration medizinischer Leistungen auf spezialisierte Standorte, zu der die Krankenhausreform in Deutschland führend wird. In diesem Kontext nehmen digitale Vernetzung und Telemedizin eine zentrale Rolle ein. Wie genau das funktionieren kann, zeigt die Sonderschau ` Hospital of the Future´ auf einer Aktionsfläche in MEDICA-Halle 13 (Stand C04). Hier erhalten Entscheiderinnen und Entscheider aus Kliniken Input und Beratung zu folgenden Themen:
- Digitale Infrastruktur im Krankenhaus: vertrauenswürdige Lösungen für Telekooperationen finden.
- Intelligent zusammengefasste und aufbereitete Patientendaten statt händischer Dokumentation: medizinische Ressourcen effizient nutzen.
- Datengetriebene Telemedizin und künstliche Intelligenz in der Intensivmedizin: Patienten personalisiert und vorausschauend versorgen.
- Weit entfernt und dennoch den Patienten im Blick: datengestützte Telekonsile durchführen.
Das `Hospital of the Future´ wird von der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin e. V. in Kooperation mit der Messe Düsseldorf organisiert. Fachliche Unterstützung bei der Planung und Umsetzung leisten die ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH und die Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care der Uniklinik RWTH Aachen. Fachbesucher der MEDICA 2024 und insbesondere die Delegierten des 47. Deutschen Krankenhaustages, der erstmals inmitten des Messegeschehens in der benachbarten Halle 12 stattfindet, haben die Möglichkeit, an exklusiven Führungen über die Sonderschau teilzunehmen. Damit bietet sich ihnen eine besonders aufschlussreiche von vielen weiteren Möglichkeiten, sich im Rahmen der diesjährigen MEDICA zur Digitalisierung der Gesundheitsversorgung zu informieren.
Alle Informationen zum MEDICA HEALTH IT FORUM 2024 sind online abrufbar unter: https://www.medica.de/mhif1.
Foto: Das stets gut besuchte MEDICA HEALTH IT FORUM thematisiert die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung (© Constanze Tillmann/ Messe Düsseldorf)
Quelle: Messe Düsseldorf GmbH