Die Dateninfrastrukturen in Krankenhäusern und Kliniken sind immer noch meist sehr heterogen organisiert, abhängig vom Leistungsspektrum, das angeboten wird. Datensilos sind folgerichtig an der Tagesordnung. In Zeiten der digitalen Transformation, bei der die Integration verschiedenster IT-Systeme die Voraussetzung für eine schnelle und zielgerichtete Datenverarbeitung ist, stellt ist dies jedoch keinen zielführenden Ansatz mehr dar. Von Michael Pfeil, Sprecher des DSAG-Arbeitskreises Healthcare
Damit die digitale Transformation in den Krankenhäusern und Kliniken vorankommen kann, müssen vorhandene Datensilos aufgelöst werden. Das bestätigen viele Innovationsprojekte von zahlreichen Krankenhäusern bereits in der Praxis. Dabei meint „Auflösung“ vielmehr die Überführung in eine Speicherform, die eine anwendungsübergreifende Nutzung der Daten zulässt und diese gleichzeitig in Form von Analysen und Reports zur Verfügung stellt. Es geht darum, Datensysteme und -subsysteme aus dem gesamten Krankenhaus-Kosmos, die bisher nebeneinander existierten, miteinander in Verbindung zu setzen, um sie über Geschäftsbereiche und Klinikeinrichtungen hinweg auf einer einheitlichen Datenebene nutzenstiftend einzusetzen. Um beispielsweise die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PPUGV) angemessen umsetzen zu können, braucht es Daten aus dem Krankenhaus-Informationssystem (KIS), aus dem Zeitwirtschaftssystem und dem Controlling, die alle miteinander verschmolzen werden müssen.
Alle Unternehmensbereiche einbinden
Damit die Datenüberführung gelingt, muss im ersten Schritt eine konkrete IT- und Unternehmensstrategie aufgesetzt werden, die die zahlreichen gesetzlichen Normen, Vorschriften und Regelungen für den Gesundheitssektor berücksichtigt und dementsprechend nachvollziehbar und auditierbar ist. Das Projekt, um bestehende Datensilos aufzubrechen, steht und fällt mit der Einbindung aller Unternehmensbereiche: von der obersten Managementebene über Stakeholder wie das betriebswirtschaftliche bzw. Medizin-Controlling oder Forschung & Lehre in Universitätskliniken, die Personal- und Betriebsräte, die Datenschützer, die Vertreter der klinischen Abteilungen, der Ärzteschaft und der kaufmännischen Direktion bis hin zu denjenigen, die mit den IT-Systemen arbeiten.
Zentrales Datawarehouse-System
Werden sämtliche Datensilos identifiziert und hinsichtlich ihrer Validität und Nutzbarkeit geprüft, zeigt sich am besten, wie qualitativ hochwertig sie sind. Vor allem ist wichtig, wenn Datensilos aufgelöst werden sollen: In welchem führenden System sollen die Stammdaten sinnvoll abgelegt werden, damit welche Art von Auswertungen aus den verschiedenen internen und externen Anforderungen erhoben werden kann. Daran sollte sich z. B. die Überlegung anschließen, ob diese neu und bereinigt aufgebaut und in ein zentrales Datawarehouse-System überführt werden sollen. Gleiches gilt auch hinsichtlich der Frage, ob historische Daten übernommen werden sollen.
Anschließend können die Datensätze dann in Übereinstimmung mit der Datenschutzgrundverordnung und der grundsätzlichen Rechtsverordnung der Krankenhausgesellschaften für die vorgeschriebenen Zeiträume verfügbar gehalten, archiviertoder gegebenenfalls sogar gelöscht werden. Dafür bedarf es eines gewissen Aufwands.
Starre Systeme aufbrechen
Bei den vorhandenen „starren” Systemen geht es in der Regel u. a. um den „Klassiker“, das Krankenhaus-Informationssystem (KIS) sowie die administrativen Hauptsysteme wie ein ERP oder S/4HANA-System. Hinzu kommen die Subsysteme wie z.B. für die Radiologie und die Pathologie sowie die Labor- und Zeiterfassungssysteme, die idealerweise in das Hauptsystem einfließen bzw. angebunden werden. Ist dann beispielsweise die Zeitwirtschaft mit dem führenden Personalwirtschaftssystem integriert, kann die Personalkostenplanung und -einsatzüberwachung,sei es im Pflegebereich oder im ärztlich/therapeutischen Bereich auf den Stationen und in den Leistungsbereichen, bei Bedarf in Echtzeit anhand der aktuellen Daten durchgeführt werden.
Zu den Themen rund um die Auflösung von Datensilos bieten zahlreiche Gremien der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG hilfreiche Informationen. Neben dem Austausch mit Gleichgesinnten im Netzwerk aus unterschiedlichsten Einrichtungen über die eingesetzten Systeme findet man z. B. in den Arbeitskreisen Datenarchivierung und ILM, Lizenzen sowie Healthcare mit ihren jeweiligen thematischen
Arbeitsgruppen für alle Fragestellungen die richtigen Ansprechpartner.
Autor: Michael Pfeil, Sprecher des DSAG-Arbeitskreises Healthcare
Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe 04/05-2024, Stand Oktober 2024