Mit dem Start am 15. Januar 2025 steht die elektronische Patientenakte (ePA) zur Verfügung. Der Baustein der Digitalisierung im Gesundheitswesen birgt Herausforderungen, die kritisch hinterfragt werden müssen. Sicherheitslücken und Datenschutzrisiken stehen dabei im Fokus. Die Verarbeitung sensibler Gesundheitsdaten erfordert höchste Sicherheitsstandards, um unbefugten Zugriff und Datenmissbrauch zu verhindern. Insbesondere müssen technische Schwachstellen frühzeitig identifiziert und durch robuste Verschlüsselungsverfahren und regelmäßige Sicherheitsupdates behoben werden.
Die Einführung der ePA erfolgt in einer Zeit, in der Cyberkriminalität ein florierendes Geschäftsmodell ist. Ransomware-Angriffe auf Krankenhäuser zeigen, wie hoch das Risiko im Gesundheitswesen bereits ist: Kriminelle greifen gezielt diese Einrichtungen an, weil sie dort besonders hohe Erfolgsquoten erwarten. Da es um sensible, personenbezogene Daten und oft sogar Menschenleben geht, sind die Opfer häufig zahlungswillig. Das zeigt, wie wichtig es ist, von Beginn an auf höchste Sicherheitsstandards und Security by Design zu setzen, anstatt Sicherheitslücken nachträglich schließen zu müssen. Aber nicht nur die Datensicherheit muss gewährleistet werden, sondern auch der Datenschutz.
Ein kritischer Aspekt ist das Vertrauen der Nutzer. Viele Bürger stehen der ePA skeptisch gegenüber, insbesondere wegen möglicher Datenschutzverletzungen. Transparenz über die Datennutzung und die Möglichkeit, Zugriffsrechte individuell zu steuern, sind essenziell, um Vertrauen aufzubauen. Informationskampagnen könnten helfen, Vorurteile abzubauen und die Akzeptanz der ePA zu steigern.
Vertrauen und Akzeptanz stärken
Im Herzstück des digitalen Gesundheitssystems ePA werden medizinische Daten, Befunde und Untersuchungsergebnisse gespeichert, so dass sie für die Nutzerinnen und Nutzer jederzeit einsehbar sind und auf Wunsch auch mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten geteilt werden können. So werden Behandlungsprozesse verbessert und Bürokratie drastisch reduziert. Die Patientinnen und Patienten werden dadurch souveräner und mündiger. 71 Prozent der Menschen in Deutschland wollen die elektronische Patientenakte (ePA) künftig nutzen. (1) Wichtig ist, dass auch Praxen und Kliniken ihren Patientinnen und Patienten die ePA nahebringen sowie Vertrauen und Akzeptanz aktiv stärken.
Dieses Vertrauen steht im engen Zusammenhang mit einem konsequenten Datenschutz. Es darf nicht sein, dass Patienten befürchten müssen, dass ihre Gesundheitsdaten von Unbefugten eingesehen oder gar für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Um das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen, muss die Nutzung der ePA nicht nur sicher, sondern vor allem so gestaltet werden, dass ein Vertrauen der Bürger in die digitale Infrastruktur aufgebaut wird.
Umsetzung der ePA auf höchstem Standard
Trotz der Risiken bietet die ePA erhebliche Chancen: Sie ermöglicht einen schnellen und unkomplizierten Austausch von Gesundheitsinformationen zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Patienten. Dies kann zu einer effizienteren Versorgung, besseren Diagnosen und individuellen Behandlungen führen. Zudem könnten die gesammelten Daten anonymisiert für die medizinische Forschung genutzt werden, um neue Therapien und Erkenntnisse zu fördern.
Die technische Umsetzung der ePA muss daher höchsten Standards genügen, um sowohl Sicherheit als auch Nutzerfreundlichkeit zu gewährleisten. Nur durch eine ausgewogene Betrachtung von Risiken und Potenzialen kann die Digitalisierung des Gesundheitswesens erfolgreich gestaltet werden. Die ePA ist eine Chance, die es zu nutzen gilt – jedoch nicht um jeden Preis.
(1) Bitkom-Befragung 2024
Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / Stockwerk-Fotodesign