Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, welchen Beitrag das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) als größtes Krankenhaus der Stadt und der Region sowie die Medizinische Fakultät als Heimstatt von Forschung und Lehre für die wirtschaftliche Entwicklung leisten und leisten können.
"Mit 8.000 Beschäftigten, davon 6.300 am UKL, ist die Universitätsmedizin ein prägender Faktor für die Stadt. Von der schieren Zahl der hier beschäftigten, gut ausgebildeten und gut dotierten Fachkräfte und Spezialisten profitieren der Wohnungsmarkt und die lokalen Gewerbetreibenden ebenso wie Stadt- und Landeshaushalt über entsprechende Steuereinnahmen. Darüber hinaus gibt es weitere direkte und indirekte Effekte", so Dr. Robert Jacob, Kaufmännischer Vorstand des UKL.
Einer dieser Effekte ist die Vielzahl an medizinischen Fachkongressen und Tagungen, zu denen jährlich Tausende Besucher in die Stadt kommen. Ein anderer ist die rege Bautätigkeit auf dem Campus, in deren Zuge im vergangenen Jahr der erste Teilabschnitt der neuen Zentralen Notaufnahme eröffnet wurde.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die große Zahl an Patienten, die das UKL aufsuchen und dafür teilweise aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen. Die Tendenz ist dabei steigend: 408.000 Patienten wurden 2024 stationär und ambulant in den Kliniken und dem Medizinischen Versorgungszentrum des UKL behandelt, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. 44.030 Menschen suchten das UKL aufgrund von Notfällen auf, 5.430 mehr als im Vorjahr. In den Operationssälen des UKL fanden 33.805 Operationen statt - ein Allzeithoch.
"Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen weiter steigen werden", prognostiziert Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL. Allein die demografische Entwicklung werde dafür sorgen, selbst ohne Berücksichtigung der Effekte einer möglichen Konzentration im Krankenhaussektor. "Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir diese Steigerungen auch auffangen können - und das heißt, dass wir genügend Personal an Bord haben und über moderne und zukunftsfähige Strukturen verfügen. Dafür brauchen wir auch ein attraktives Umfeld mit einer starken und florierenden Wirtschaft", schließt Josten den Bogen zum Thema des Abends.
Auf den Wert des Standortfaktors Medizin umgekehrt für die lokale Wirtschaft insgesamt weist Dr. Fabian Magerl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig und damit Interessensvertreter von 69.000 Unternehmen, hin: "Laut Standortzufriedenheitsanalyse der Wirtschaftskammern in Mitteldeutschland gehört die medizinische Versorgung zu den wichtigsten Standortfaktoren. Sowohl das Angebot an medizinischen Einrichtungen als auch deren schnelle Erreichbarkeit sind auch aus Sicht der Unternehmen bedeutende Kriterien für die Attraktivität der Region. Das Universitätsklinikum Leipzig spielt hierbei eine herausragende Rolle." Auch deshalb freue sich die IHK zu Leipzig auf die weitere partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Dass bei alledem der medizinischen Forschung eine entscheidende Rolle zukommt, davon ist Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow überzeugt. "Forschung und praktische Anwendung gehen Hand in Hand. In der Universitätsmedizin Leipzig wird dies in ganz vielen Bereichen gelebt. Es steckt unheimliches Wertschöpfungspotential in Entwicklungen, die hier am Standort entstehen. So zum Beispiel in der Medizintechnik für bessere Therapiemöglichkeiten, in der Wirkstoffentwicklung für die Pharmazie, nicht zuletzt auch in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz im Bereich IT und Digitalisierung. Über das Technologiecluster Bio Saxony oder den Smart Infrastructure Hub Leipzig haben sich bereits neue Geschäftsmodelle und Firmen etabliert. Die Universitätsmedizin ist eine Innovationsschmiede und damit ein wichtiger Treiber von wirtschaftlichem Wachstum in Sachsen und darüber hinaus."
"Der Freistaat hat den Standort hier mit gezielten Förderungen von Leuchtturmprojekten in der Vergangenheit bereits großzügig unterstützt", erklärt Prof. Ingo Bechmann, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Allerdings sei hier, wie so oft, "noch Luft nach oben". "Das Tempo der Innovationszyklen intensiviert sich; um hier auf dem neuesten Stand bleiben und so unseren Beitrag leisten zu können, werden wir weiterhin eher noch steigende Investitionen in unsere Forschungsinfrastruktur benötigen", vermutet Bechmann.
Was dafür auch jenseits von Fördermitteln erforderlich ist und welchen Beitrag die Politik leisten könnte, erläutert Dr. Eric Weber. "Im Bereich Gesundheitswirtschaft und Bioinformatik hätte Leipzig die Voraussetzung, ein deutschlandweit führender Innovations-Hotspot zu werden", sagt der CEO des Leipziger Start-up-Accelerators SpinLab. "Dafür braucht es Freiräume bei Regulatorik und Genehmigungen, Budgets für innovative Projekte und eine umsetzungsorientierte Innovationskultur in medizinischer Forschung und Gesundheitswirtschaft."
Quelle: Uniklinikum Leipzig