Page 26 - IT-S-SPECIAL_Krankenhaus_2021_2_eMagazin_PDFA_1b
P. 26

Das Internet der
              medizinischen Dinge – ein bislang

              zu wenig beachteter Risikofaktor

            Hightech am Krankenbett –


            Lowtech bei der Sicherheit






            Infusions- und Ernährungspumpen, EKG
            und Blutwäsche – in Deutschland arbeiten
            im Schnitt 10 bis 15 Geräte am Kranken-
            bett. Die intensiv-medizinische Überwa-             (Haustechnik). Die Vielzahl der Hersteller, der Geräte, verwen-
            chung der Gesundheitswerte eines Patien-            deter Protokolle und Schnittstellen verhindert Durchblick in
                                                                den Fachabteilungen. Schlimmer noch: Geräte sind komplett
            ten, die Dosierung von Medikamenten,                unbeobachtet.
            Alarmierung als Reaktion auf Ereignisse
            und Nachrichten an nachgelagerte Syste-             Therapie: Automatisches Erkennen,
            me erfolgen mit hoher Qualität und Eff zi-          Klassif zieren, Absichern
            enz. Die rasante Digitalisierung und fort-             Hilfe bringt ein Verfahren mit automatischer Erkennung
            schreitende Vernetzung erfordern für all            und Inventarisierung. Das gesamte Kliniknetz wird nach me-
            diese Eingabe-, Ausgabe-, Visualisierungs-          dizinischen Geräten durchsucht. Informationen zu Geräten
            und Steuerungs-Geräte den Anschluss an              und eingesetzten Protokollen werden gesammelt, klassifiziert
            das IP-Netzwerk des Krankenhauses.                  und kategorisiert. Ergänzt mit Informationen über bekannte
                                                                Schwachstellen gehen diese Informationen an ein Enterprise-
                                                                Level-Security-Management.

                                                                Kontrolle: Infektionen und Angriffe
                   egelmäßig werden neue Sicherheitslöcher bekannt.   eindämmen und verhindern
                   Aber die IT-Sicherheit tritt auf der Stelle: Viele Sys-
            R teme besitzen historisch keinerlei Security-Funktion.   Diese Methode ermöglicht es, granulare Zugriffsregeln für
            Medizinische Zertifizierungen entfallen bei eigenmächtigem   medizinische Systeme auf den Firewalls an den Netzwerk-
            Patchen der Betriebssysteme. Die Folge: Best Practices der IT-  knotenpunkten  einzusetzen.  Zusammengehörige  Systeme
            Sicherheit werden nicht konsequent umgesetzt. Zudem sind   werden in Gruppen separiert und Datenverkehr gekapselt. Ein
            bestehende Netzwerke flach und selten segmentiert.   Security-Information-and-Event-Management-(SIEM-)System
                                                                kann Ereignisse aufbereiten und Gefahren sichtbar machen.
            Keine Heilung: Security Updates für ältere          Die vorhandene Sicherheits-Infrastruktur wird nun auch ge-
            Geräte fehlen                                       zielt zum Schutz medizinischer Geräte und hochsensibler me-
                                                                dizinischer Daten wirksam.
               Das Zusammenspiel in einer extrem heterogenen Gerä-
            telandschaft macht jedoch zusätzlich eine Abstimmung der   Risikobewertung und Ausblick
            Updates verschiedenster  Geräte  erforderlich.  Gerätevielfalt
            und extreme Altersunterschiede verhindern zentrale Patches   Wo das Management der IT-Security-Infrastruktur bereits
            und Updates, da nicht alle Geräte zum Beispiel einen Proto-  zentralisiert ist, kann das dargestellte Verfahren besonders ef-  ©zinkevych - stock.adobe.com
            kollwechsel gleichzeitig vollziehen können. Und so entfallen   fizient helfen. Erfahrene und im Bereich IT-Sicherheit zerti-
            Updates selbst auf modernen Geräten und alle Systeme ver-  fizierte Spezialdienstleister können der Krankenhausleitung
            bleiben angreifbar im Netzwerk.                     beim Risikomanagement und der IT-Abteilung beim Test eta-
                                                                blierter Produkte und deren Einführung helfen.  n
            Verantwortung: Wer pf egt die Systeme?
                                                                               Friedrich Taatz,
               Die Zuständigkeit ist dezentral. Haus-IT, medizinischer IT      Senior Security Consultant Kliniken
            und Haustechnik fehlt oft die zentrale technische Inventari-       ESC – Enterprise Security Center GmbH,
            sierung. Aber medizinische Geräte (med. IT) arbeiten dennoch       ein Unternehmen der Swiss IT Security
            mit verbundenen Workstations (Haus-IT) und Meldesystemen           Group AG




      26              SPECIAL_2/2021  IT-SICHERHEIT IM KRANKENHAUS
   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31