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DMEA 2022
Connected Health:
Zu wenige Life-Sciences-Unternehmen
verfügen über die organisatorische und
technische Reife
ie Zahl der zugelassenen Connected-Health-Ange- Derzeit testet weltweit nur jedes sechste (16 Prozent) Life-
Dbote wird in den nächsten fünf Jahren um 40 Prozent Sciences-Unternehmen Connected-Health-Lösungen oder hat
steigen. Dies trägt ihrem Potenzial zur stärkeren Einbindung für entsprechende Angebote bereits die Marktzulassung erhal-
der Patienten, für neue Behandlungsmöglichkeiten sowie frü- ten. Insgesamt ist der Reifegrad von Connected Health bei den
here Diagnosen von Erkrankungen Rechnung. Derzeit gelangen meisten Unternehmen noch gering. Zu den wichtigsten Thera-
lediglich 20 Prozent der Ansätze für vernetzte Gesundheitsange- piebereichen für künftige Connected-Health-Produkte gehören
bote über die Testphase (Proof of Concept) hinaus. Zu diesem in den nächsten fünf Jahren neuronal bedingte Krankheiten wie
Schluss kommt das Capgemini Research Institute in seiner neu- Multiple Sklerose, Alzheimer und Epilepsie, gefolgt von selte-
esten Studie „Unlocking the Value in Connected Health“. Trotz nen Krankheiten und Immunologie. Dafür plant mehr als die
hoher Ambitionen verfügen erst wenige Life-Sciences-Unterneh- Hälfte der Life-Sciences-Unternehmen, Lösungen zu entwickeln:
men über die digitalen, technischen und integrativen Fähigkeiten für die Fernbeobachtung von Patienten, für digitale Biomarker-
zur Umsetzung von Connected Health. Dies könnte Big-Tech- Anwendungen (z. B. mit am Körper tragbaren Biosensoren), KI-
Unternehmen den Markteinstieg eröffnen. gestützte prädiktive Diagnostik und Präventivmedizin.
Unter Connected Health wird dabei ein breites Spektrum an Zu wenige Life-Sciences-Unternehmen
digitalen Gesundheitsprodukten und -Services verstanden, das verfügen über die organisatorische und
von Wellnessangeboten bis hin zu klinisch validierten Lösungen technische Reife
reicht. Allerdings ist die Branche derzeit noch weit davon entfernt, sol-
„Der Bedarf und die Möglichkeit, die Behandlungserfolge che Lösungen anwendungsreif zu realisieren. Erst ein Viertel der
für Patienten zu verbessern, sind heute vorhanden. Eine Reihe befragten Life-Sciences-Unternehmen besitzt die nötige Reife in
von Technologien verspricht, die Behandlungspfade sowie die Schlüsselbereichen des digital vernetzten Gesundheitssektors wie
Interaktion von Patienten und Gesundheitsdienstleistern zu Portfoliostrategie, Produktdesign und Produktentwicklung. Die
revolutionieren. Um von den Vorteilen digitaler Gesundheits- Studie ergab auch, dass weniger als ein Drittel der Unternehmen
technologien zu profitieren, müssen Unternehmen Fähigkeiten, über die digitalen, technologischen und integrativen Fähigkeiten
Technologien und Strukturen aufbauen – für ein skalierbares, verfügt, die für erfolgreiche Initiativen im Bereich Connected
personalisiertes und integriertes Connected-Health-Portfolio. Health erforderlich sind. So nutzt beispielsweise nur ein Viertel
Größere Life-Sciences-Organisationen zeigen vielversprechende der Unternehmen künstliche Intelligenz, um Echtzeitdaten aus
Anzeichen von Reife; da aber auch große Tech-Player das Poten- vernetzten Gesundheitsprodukten zu analysieren. Noch weniger
zial im Auge haben, müssen alle etablierten Marktteilnehmer an (21 Prozent) verfügen über eine zentrale Einheit, um Innovatio-
Tempo zulegen“, sagt Dr. Axel Sinner, Director im Beratungsbe- nen, Synergien und Best Practices in ihrem Connected-Health-
reich Life-Sciences- bei Capgemini Invent. Portfolio zu fördern.
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