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DMEA 2022
Interoperabilität ist der
Schüssel zur digitalen Zukunft
der Gesundheitsversorgung
IHE-Deutschland lädt zum Gespräch auf
der DMEA ein. Von Michael Reiter
Warum ist Interoperabilität für die Gesundheits-IT so wichtig?
Der Begriff der „Interoperabilität“ umfasst mehr als nur den blan-
ken Austausch elektronischer Daten, so der Vorstand von Inte-
grating the Healthcare Enterprise Deutschland (IHE-D). „Der
eigentliche Mehrwert liegt also in der kooperativen Behandlung
von Patienten – auch über Sektorengrenzen hinweg“, fügt Vendor
Co-Chair Dr. Samrend Saboor hinzu. „Wenn wir von Intero-
perabilität sprechen, haben wir neben der technischen auch die
syntaktische und semantische Interoperabilität im Sinn. Erst auf
dieser Basis ist etwas möglich, das man auch als ‚organisatorische‘
oder ‚prozessuale‘ Interoperabilität bezeichnen kann“, so Thomas
Dehne, User Co-Chair der Initiative, weiter. „Die notwendige
Basis für all dies ist die sinnhafte Kommunikation zwischen den
verschiedenen elektronischen Informationssystemen.“
Interoperabilitätsstandards ermöglichen den Austausch von
Informationen zwischen Krankenhäusern und deren Partner
sowie weiteren Akteuren in der Behandlungskette und im gesam-
ten Gesundheitssystem. Der übergreifende Zugriff auf Behand-
lungsdaten macht die Vermeidung von Mehrfachuntersuchungen
und den besseren Zugriff auf Spezialisten möglich. Somit wird Dr. Samrend Saboor, Vendor Co-Chair der Initiative
die Behandlung sektorübergreifend verbessert. „Durch die Wei-
terentwicklung in der IT wird Interoperabilität unterstützt; das Wie positioniert sich IHE-D im Kanon der
Zusammenspiel zwischen den Systemen im Kontext von Patien- Standards?
teninformationen entwickelt sich somit zum Rückgrat der digita- „IHE selbst erhebt nicht den Anspruch, ein eigener Standard zu
len Zukunft des Gesundheitswesens“, so Dehne. sein,“ erklärt Dr. Saboor. „Vielmehr handelt es sich um eine inter-
nationale Initiative, die sich der sinnhaften Anwendung beste-
Vielfalt an Nutzenvorteilen hender Kommunikationsstandards für die elektronischen Kom-
Auch in Hinblick auf den weiter wachsenden Personalmangel im munikation im Gesundheitswesen zum Ziel gesetzt hat.“ Die
ärztlichen und pflegerischen Bereich steigt der Stellenwert der „Sinnhaftigkeit“, so der Vendor Co-Chair, sei am Grad der Unter-
Interoperabilität. Nur mit ihr lässt sich die Patientenversorgung stützung der eigentlichen Arbeitsabläufe rund um die Versor-
in der Fläche zukünftig sicherstellen. Kliniken werden sich immer gung/Behandlung von Patienten festzumachen. „Das Besondere
weiter spezialisieren müssen, und nicht alle Kliniken werden alle an IHE ist, dass es die gesamte Prozesskette eines Anwendungs-
Fachrichtungen anbieten können – was die Zusammenarbeit in falls betrachtet und anhand dessen feststellt, wie die beteiligten
der Behandlungskette erfordert. Interoperabilität ist beispiels- Systeme effektiv miteinander zusammenarbeiten müssen.“
weise zwingend für Konsile in nicht vor Ort verfügbaren Spezia- IHE arbeite dazu eng mit internationalen Standardisie-
lisierungen erforderlich, welche durch IT-Lösungen bereitgestellt rungsgremien, wie z.B. HL7, zusammen, sagt der User Co-Chair.
werden muss. „IHE unterstützt damit auch die Weiterentwicklung dieser Stan-
DMEA Premium Messejournal 2022
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