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DMEA 2022
Ein zentrales Ergebnis der qualitativen
Studie ist, dass sich im Zuge der digita-
len Transformation das Arzt-Patienten- Was die Deutschen über Technik denken – das untersucht das TechnikRadar von
Verhältnis grundsätzlich wandelt: Die acatech, der Körber-Stiftung und dem Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und
Ärztinnen und Ärzte entwickeln sich Innovationsforschung der Universität Stuttgart in einem langfristigen Monitoring.
zu „Informationsbrokern“, die nicht nur In der Ausgabe 2021 wird der Blick auf die digitale Transformation des Gesund-
selbst diagnostizieren, sondern auch wei- heitswesens gerichtet, die mit der Einführung der elektronischen Patientenakte, der
tere Informationen und Daten für die Schaffung einer gemeinsamen Telematikinfrastruktur und der Zulassung digitaler
Patientinnen und Patienten einordnen, Gesundheitsanwendungen deutlich an Fahrt aufnimmt.
bewerten und richtigstellen müssen. Pati- Die vorliegende Studie betrachtet die fachliche Debatte der Stakeholder und
entinnen und Patienten hingegen bietet ihre Darstellung in den Medien. Beide haben bereits in der Frühphase von Innova-
die Digitalisierung die Chance, die eigene tionen eine große Bedeutung. Die Ergebnisse zeigen: Wir stehen vor tiefgreifenden
Souveränität zu stärken: Sie recherchieren Veränderungen, was den Umgang, den Schutz und die Nutzenbewertung sensib-
in Gesundheitsfragen häufiger selbst, sind ler Gesundheitsdaten angeht. Das hat auch Folgen für die zukünftige Rolle, das
dadurch besser informiert und zuneh- gegenseitige Verhältnis und die erforderlichen Kompetenzen von Ärztinnen und
mend mündiger. Ärzten sowie Patientinnen und Patienten. Je souveräner der Umgang mit den digita-
len Technologien gelingt, umso größer sind die Chancen für einen Zugewinn. Zur
Mehr Zeit für Patientinnen dringend notwendigen Debatte, wie dieser neuartige Umgang mit unseren Daten zu
und Patienten gestalten ist, will das TechnikRadar beitragen.
Elektronische Patientenakte, neue Ana-
lyseinstrumente, bessere Vernetzung Autor / Herausgeber: acatech, Körber-Stiftung, Universität Stuttgart
der Akteure: Die befragten Stakeholder
gehen davon aus, dass Daten im Gesund-
heitssystem schon bald in höherer Quan-
tität und Qualität verfügbar sein werden.
Ärztinnen, Ärzte und medizinisches
Personal hoffen vor diesem Hintergrund
darauf, dass die Verfügbarkeit von Daten
zu einer Vereinfachung von Dokumen-
tationspflichten führt (wodurch besten-
falls mehr Zeit für die Patientinnen und
Patienten frei wird) sowie eine verbesserte
Ausgangslage für Prävention, Diagnose
sowie Therapieempfehlungen ermöglicht.
Beim Thema
Gesundheitsdaten skeptisch
Patientinnen und Patienten stehen „Big
Data“ im Gesundheitswesen dagegen
noch skeptisch gegenüber. Das belegen
die Ergebnisse des TechnikRadar „Corona
Extra“, einer repräsentativen Bevölke-
rungsumfrage, die im Herbst 2021 veröf-
fentlicht wurde. Gefragt nach der im Jahr
2021 eingeführten elektronischen Patien-
tenakte (ePA) gaben nur 5,1 Prozent der
Befragten an, das neue Angebot bereits
zu nutzen. Jeder fünfte Befragte (20,2
Prozent) bekundete dagegen, die ePA gar
nicht in Anspruch nehmen zu wollen. Als
Gründe wurden genannt: Bedenken beim Benjamin Zilker, Wissenschaftlicher Referent acatech und
Datenschutz (50,0 %) und Unklarheit, Projektkoordinator TechnikRadar, nimmt Kernpunkte der digitalen
wer welche Daten einsehen kann (53,0 %). Transformation des Gesundheitswesens in den Blick.
DMEA Premium Messejournal 2022
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