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Editorial
Wer behält recht?
Wir alle erleben wirtschaftliche Schwierigkeiten und Anpassungsbedarfe, mit denen die
Krankenhäuser konfrontiert werden. Der Rückgang an Nachwuchskräften, die gesamtwirt-
schaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine und der teilweisen Deglobalisierung, die Nach-
wehen der Finanz- und Euro-Krise und das Ziel der Klimaneutralität. Was hinzu kommt: die
gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erwartet schon für 2023 ein Defizit von 17 Milliarden
Euro.
Ist als Potenzial der Einsatz moderner Technologien zu sehen? Die Investitionsfördermittel
der Länder beliefen sich 2020 auf 3,27 Milliarden Euro. Bezogen auf die Krankenhauserlöse
entsprach dies 3,4 Prozent. Zum Erhalt der Unternehmenssubstanz sollten jährlich jedoch sie-
ben bis acht Prozent der Erlöse in Investitionen fließen. Krankenhäuser versuchen, diese inves- Wolf-Dietrich Lorenz
tive Lücke aus eigener Kraft zu schließen. Jedoch gelingt ihnen dies nur zum Teil, sodass es zu
einem schleichenden Substanzverzehr kommt.
Sind Kritiker zu unsensibel, wenn sie anmerken: Derzeit produziert jede „Modernisierung“
und „Digitalisierung“ des Gesundheitswesens steigende Kosten aufgrund der erforderlichen
IT-Infrastruktur, und zwar erhebliche, zumindest sofern sie über die öffentliche Hand verlangt
und eingepreist werden. Interessant ist, wie dabei so geheimnisvolle „Einsparungen“ von über
40 Milliarden Euro zusammenkommen sollen, wie sie von manchen Beratern zuletzt wieder
„errechnet“ (?)
Fehlt Empathie, wenn Kritiker anmerken: Viel schlimmer als das Gewinnstreben mancher
privater Klinikträger ist die ineffiziente Betriebsführung vieler kommunaler und öffentlich-
rechtlicher Krankenhäuser anzusehen. Egal, wie die Zukunft der Gesundheitsversorgung aus-
sehen wird, es bedarf einer Professionalisierung an den entscheidenden Stellen. In den Kliniken
wird ein konsequentes Ressourcen- und Kostenmanagement in den Empfiehlt es sich daher, Dagmar Finlayson
die Leitung zu restrukturierender Kliniken auf spezialisierte Managementgesellschaften zu
übertragen?
Kritiker fragen: Wie sind die Vergütungssysteme entsprechend auszurichten? Diskutiert
werden unter anderem Hybrid-DRG, um die Ambulantisierung zu befördern, Vorhaltepauscha-
len neben den DRG (diagnosebezogene Fallgruppen) und eine Neujustierung der Investitionsfi-
nanzierung sowie der Finanzierung der Pflege im Krankenhaus. Und weiter?
Behalten Kritiker recht: Wird sich durch die „Reformen“ und die „Digitalisierung“ nichts
ändern? Weil sie halbherzig partiell ansetzen, den Staat aus der Verantwortung lassen und
weiterhin darauf abzielen, die Krankenhäuser wirtschaftlich auszuhungern?
Wie titelte doch der Krankenhaus Rating Report 2022: Vom Krankenhaus zum
Geisterhaus?
Herzliche Grüße, Ihr Krankenhaus-IT Journal Team
Kim Wehrs
P.S.: Für eine bessere Lesbarkeit wird im Text des Krankenhaus IT-Journals weitgehend auf
gegenderte Sprache verzichtet; in allen entsprechenden Formulierungen sind weibliche, männliche
und weitere Geschlechtsidentitäten mitgemeint.
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Krankenhaus-IT Journal 1 /2023
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