Page 29 - KrankenhausITJournal_Ausgabe062020
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Jahrzehnte hindurch hinkte bei der Digitalisierung das Gesundheitswesen hinter anderen
                  Branchen her. Dann stärkten KRITIS und DSGVO das Vertrauen in IT- und Informationssicherheit.
                  COVID-19 brachte einen Aufwind – erleichterte Kommunikation, beschleunigte Prozesse und

                  ortsunabhängige Arbeit erhöhten, und erhöhen weiter, in der Krise die Akzeptanz für IT-Unter-
                  stützung. Und jetzt folgt, nach Jahren der Forderungen etwa durch den Verband der
                  Krankenhausdirektoren (VKD), die Investitionsförderung für stationäre Leistungserbringer.
                   Ja, es ist nun die richtige Zeit, die Digitalisierung anzupacken!





                       as findet auch Volker Hofmann, Manager of Healthcare bei InterSystems. Er legt Krankenhausentscheidern
                  Dans Herz, das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und sein Förderversprechen zum Anlass für die Ent-
                  wicklung ihrer Digitalstrategie zu nehmen. Und als engagierter Vertreter eines renommierten Anbieters liefert er
                  im Interview das „Wie“ gleich mit.

                  Herr Hofmann, die zweite Corona-Welle hält uns im Bann. Mit welchen Angeboten hat sich
                  InterSystems in der Krise engagiert, wie war die Akzeptanz?
                    Volker Hofmann: Wir haben Kunden in COVID-Hotspots auf der ganzen Welt: New York City, Italien,
                    Wuhan, Südafrika, Südamerika, Paris oder England. Da war Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auf Seiten
                    InterSystems gefragt. Bereits im März haben wir in unser klinisches Informationssystem InterSystems TrakCare
                    ein Formular integriert, das die Identifikation von COVID-19-Fällen laut WHO-Vorgaben ermöglicht. Die
                    COVID-19-Klinik des Universitätsklinikums Policlinico Agostino Gemelli in Rom haben wir innerhalb einer
                    Woche mit unserem KIS ausgestattet. Im Mittleren Westen der USA erweiterten wir im April das „Nebraska
                    Health Information Initiative Hub“, das auf InterSystems HealthShare basiert, um ein COVID-19-Dashboard.
                    Mit dem Dashboard können transparent Daten für ein koordiniertes Ausbruchsmanagement zusammengeführt
                    werden, ähnlich wie am Universitätsklinikum Jena. Solche Beispiele zeigen: Integrations- und Dashboard-Pro-
                    jekte lassen sich dank unseres Fokus auf interoperable Patientendaten sehr schnell und unbürokratisch umsetzen
                   – mit großem Praxiserfolg und hoher Akzeptanz. Übrigens: Unsere engagierten Mitarbeiter, darunter Ärzte
                    und Pflegekräfte, haben unter anderem in Italien an Wochenenden ihre früheren Kollegen bei der Versorgung
                    unterstützt. Ich denke, so leistet InterSystems insgesamt einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen das Virus – der
                    sehr gut angenommen wird.

                  Wo liegen die Schwerpunkte Ihres Unternehmens – über die Pandemie hinaus?
                    Hofmann: Dem IT-gestützten Management chronischer Erkrankungen gilt unverändert ein Hauptaugenmerk.
                    Im Vergleich mit anderen Ländern ist Deutschland hier noch nicht gut aufgestellt. Die Bedeutung von „digital“
                    geht in diesem Zusammenhang weit über Telemedizin hinaus: Ein Kernprojekt ist für uns beispielsweise die
                    elektronische Diabetesakte (eDA), die wir mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG) vorantrei-
                    ben. Interoperabilität ist hierbei ein erfolgskritisches Thema und steht mit entsprechendem Augenmerk auf
                    der Themenliste. Die DDG definiert Komponenten eines Diabetesdatensatzes, die bei der Kassenärztlichen
                    Bundesvereinigung (KBV) Teil des Prozesses der Medizinischen Informationsobjekte (MIO) werden und so
                    in die elektronische Patientenakte (ePA) der gematik einfließen sollen. Diese Standardisierung ermöglicht viel-
                    versprechende Mehrwertanwendungen der eDA, darunter etwa die Unterstützung klinischer Entscheidungen.






               Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
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