Die Zusammenarbeit zwischen IT-Experten und medizinischem Fachpersonal optimal gestalten, ist eine immer wiederkehrende Herausforderung, besonders für ein gut organisiertes ITProjektmanagement. Krankenhäuser sind durch das Tagesgeschäft oftmals nur im kleinen Maßstab innovativ – können jedoch verbleibende Kapazitäten intelligent im Projektmanagement nutzen. Im Gespräch ist Jürgen Flemming, Bundesverband der Krankenhaus-IT-LeiterInnen e.V., Pressereferent
Wie lässt sich die Zusammenarbeit zwischen ITExperten und medizinischem Fachpersonal optimal gestalten, um die Bedürfnisse beider Seiten angemessen zu berücksichtigen?
Flemming: Die Zusammenarbeit zwischen IT und medizinischem Fachpersonal hängt entscheidend von gegenseitigem Respekt und Verständnis für die jeweils notwendigen Prozesse beider Seiten ab. Die IT muss die Abläufe im medizinischen Bereich kennen (lernen) und nach optimalen Lösungen in Abstimmung mit den Nutzern suchen. Gleichzeitig muss die medizinische Seite auch verstehen, welche teils aufwändigen Prozesse seitens IT notwendig sind, um den sicheren Betrieb der gemeinsam erarbeiteten Lösungen zu ermöglichen.
Welches sind im Krankenhaus für ein gut organisiertes IT-Projektmanagement konkrete Zielsetzungen und Meilensteine?
Flemming: Wie in jeder IT-Organisation müssen IT-Betrieb und Projekte sauber voneinander getrennt betrachtet und geführt werden. Für den IT-Betrieb gibt es hervorragende und allseits akzeptierte Standards, vor allem ITIL führt hier mit großem Abstand. Für die Effizienz des Projektmanagements gibt es einige sehr wichtige Einflussfaktoren, die sicher zu stellen sind: zunächst einmal der Einsatz dedizierter Projektleiter – nicht die besten Fachleute aus medizinischen Bereich mit der Projektleitung beauftragen, sondern Personen mit fundierter Projektmanagement-Ausbildung. Weiterhin kommt dem Stakeholder-Management große Bedeutung zu, denn ohne die Unterstützung – unter anderem des Top-Managements – ist so ziemlich jedes Projekt zum Scheitern verurteilt. Die Resilienz des Teams, das auch Probleme und Fehler akzeptieren kann, sowie die Einbindung der Nutzer sind weitere wichtige Faktoren. Wer dann noch ein Projektmanagement-Office (PMO) einrichtet, schafft die Basis für erfolgreiche Projekte, mit denen die Basis für den sicheren und stabilen Betrieb der IT-Systeme geschaffen wird.
Wie ist für die IT in Krankenhäusern die Balance zu halten zwischen Innovation und Stabilität?
Flemming: Der stabile und sicher IT-Betrieb hat gerade im Krankenhaus einen hohen Stellenwert. Denn bei Störungen des IT-Betriebs steht auch schnell der medizinische Betrieb im Krankenhaus. Daraus ergibt sich, dass IT-Organisationen im Krankenhaus – ebenso wie das Krankenhaus selber – niemals zu den Gruppen gehören, die neue Technologien sofort begeistert ausprobieren. In aller Regel fehlen für solche Eskapaden auch die finanziellen und personellen Mittel.
Krankenhäuser sind oftmals im kleinen Maßstab innovativ. Es gilt daher, immer für das ganze Haus und die dafür notwendigen IT-System den stabilen und sicheren Betrieb zu gewährleisten. Wenn dann noch Kapazitäten verbleiben, können diese mit entsprechend qualifiziertem Risikomanagement durchaus für Innovationen eingesetzt werden.
Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe 06/2024