Bürokratie abbauen bei Digitalisierung der medizinischen Versorgung

Prozesse

Veröffentlicht 08.11.2024 08:40, Kim Wehrs

Um den Anstieg der Bürokratie durch zunehmende gesetzliche Anforderungen in der digitalisierten medizinischen Versorgung zu bewältigen, sollten Prozesse standardisiert und automatisiert werden. Der Einsatz effizienter, datenschutzkonformer Softwarelösungen kann Arbeitsabläufe erleichtern und den Verwaltungsaufwand minimieren. Zudem sind klare Richtlinien und gezielte Schulungen für medizinisches Personal notwendig, um den rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden, ohne die Patientenversorgung zu beeinträchtigen. 

Die Digitalisierung der medizinischen Versorgung in Deutschland ist durch verschiedene gesetzliche Anforderungen geprägt, die oft einen erheblichen bürokratischen Aufwand mit sich bringen. Insbesondere das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) und das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) haben neue digitale Prozesse vorangetrieben, gleichzeitig aber auch hohe Anforderungen an die Dokumentation und Datensicherheit gestellt. Dazu zählen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) und des E-Rezepts, aber auch Vorgaben zum Datenschutz gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Diese Regelungen führen häufig zu einem unverhältnismäßigen Mehraufwand, da Praxen und Krankenhäuser umfangreiche technische und organisatorische Anpassungen vornehmen müssen. Der Aufwand für die Implementierung und kontinuierliche Wartung der digitalen Infrastruktur übersteigt häufig die personellen Kapazitäten, insbesondere in kleinen Praxen.
 

Entbürokratisierung bei interoperablen Systemen und Schnittstellen 

Die Entbürokratisierung lässt sich durch interoperable Systeme und den Ausbau von Schnittstellen erreichen, indem Daten zwischen verschiedenen Behörden und Organisationen effizienter ausgetauscht werden können. Durch standardisierte, digitale Schnittstellen entfallen manuelle Prozesse und doppelte Datenpflege, was die Bearbeitungszeit verkürzt und Fehler minimiert. Automatisierte Abläufe und die nahtlose Kommunikation zwischen den Systemen ermöglichen eine schnelle und unkomplizierte Bearbeitung von Anträgen und Verwaltungsvorgängen. Gleichzeitig werden Ressourcen geschont und die Transparenz erhöht. Dies trägt zu einer Reduzierung des Verwaltungsaufwands und zu einer besseren Nutzerfreundlichkeit für Bürger und Unternehmen bei, was den bürokratischen Aufwand erheblich senkt.

 

 Implementierung und kontinuierliche Wartung der digitalen Infrastruktur 

Zum Aufwand für die Implementierung und kontinuierliche Wartung der digitalen Infrastruktur gehören die Anschaffung und Installation von Hardware, wie Server und Netzwerkequipment, sowie die Implementierung von Softwarelösungen, einschließlich Lizenzen und Anpassungen. Zudem müssen regelmäßige Sicherheitsupdates und Patches eingespielt werden, um die IT-Sicherheit zu gewährleisten. Die kontinuierliche Wartung umfasst die Überwachung des Systems, Fehlerbehebung, Backup- und Notfallwiederherstellung sowie die Schulung des IT-Personals. Auch der Support für Nutzer und die fortlaufende Optimierung der Infrastruktur, um neuen Anforderungen gerecht zu werden, sind wesentliche Bestandteile. Nicht zuletzt fallen Kosten für Cloud-Dienste und externe Dienstleister an.

 

Ansätze für interoperable Systeme und Ausbau von Schnittstellen 

Dringend nötig sind Ansätze zur Standardisierung von Schnittstellen (APIs) und Datenformaten, um die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen zu fördern. Open-Source-Protokolle, wie REST und GraphQL, sowie die Verwendung von standardisierten Datenmodellen (z.B. JSON, XML) ermöglichen nahtlose Kommunikation. Zudem sollten semantische Interoperabilität durch Ontologien und Metadaten-Standards (z.B. RDF, OWL) gefördert werden, um Daten besser nutzbar zu machen. Der Einsatz von Middleware-Lösungen und Integrationsplattformen, die heterogene Systeme verbinden, ist ebenfalls zentral. Wichtig sind zudem sichere, skalierbare Cloud-Infrastrukturen und einheitliche Datenschutzregelungen, um eine vertrauensvolle und effiziente Zusammenarbeit zu gewährleisten.

Ansätze zur Entbürokratisierung sind dringend erforderlich und könnten durch Standardisierung von Prozessen, eine bessere Schulung des Personals und die Bereitstellung zentraler, interoperabler Systeme erreicht werden. Auch der Ausbau von Schnittstellen, die eine reibungslose Datenübertragung zwischen unterschiedlichen Systemen ermöglichen, ist ein Schlüssel zur Reduktion von bürokratischem Aufwand. Die Einführung von einheitlichen IT-Plattformen und cloudbasierten Lösungen könnte ebenfalls helfen, den Verwaltungsaufwand zu minimieren.

Ein Beispiel für eine bereits funktionierende Entbürokratisierung ist die Nutzung der Telematik-Infrastruktur, die die Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen erleichtert. Auch das E-Rezept zeigt Potenzial zur Reduzierung des Verwaltungsaufwands, indem es papierbasierte Rezepte ablöst und den Prozess der Rezeptausstellung und -einlösung vereinfacht. Absehbar könnte die verstärkte Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur automatisierten Datenanalyse und Dokumentation weitere Entlastungen bringen, wenn regulatorische Hürden und Akzeptanzprobleme überwunden werden.
 

Compliance bei medizinischer Versorgung – einfach und klar 

Die Entbürokratisierung der Compliance im Gesundheitswesen erfordert den Einsatz digitaler Lösungen zur Automatisierung von Prozessen, etwa durch elektronische Patientenakten und automatisierte Berichterstattungssysteme. Klare, vereinfachte Richtlinien und Schulungen für medizinisches Personal reduzieren den Aufwand und fördern die Effizienz. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsbehörden und Gesundheitseinrichtungen kann zudem zu angepassteren, praxisnahen Regularien führen. Auch die Stärkung des Vertrauens zwischen Patient und Behandler, etwa durch transparentere Kommunikation, fördert die Einhaltung der Vorschriften. Nicht zuletzt ermöglicht der gezielte Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Analyse von Daten zur Optimierung der Abläufe und zur Reduktion von Verwaltungsaufwand.

 

Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / andyller

 


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