Die Zahl der an Krebs erkrankten Menschen nimmt weltweit kontinuierlich zu. Laut der International Agency for Research on Cancer (IARC) gab es im Jahr 2022 weltweit fast 20 Millionen neue Krebsfälle und nahezu 10 Millionen krebsbedingte Todesfälle (IARC 2022). Diese Entwicklung ist vor allem auf den demografischen Wandel zurückzuführen: Mit einer immer älter werdenden Bevölkerung steigt auch die absolute Zahl der Krebserkrankungen, da das Risiko, an Krebs zu erkranken, mit dem Alter zunimmt. Die altersstandardisierten Inzidenzraten, die das Risiko unabhängig von der Altersstruktur der Bevölkerung betrachten, bleiben hingegen weitgehend stabil. Dies zeigt, dass die steigenden Fallzahlen in erster Linie eine Folge der Alterung der Gesellschaft sind.
Anlässlich des jährlichen Weltkrebstags am 04. Februar möchten das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz und das Institut für digitale Gesundheitsdaten (IDG) auf die insgesamt steigende Zahl an Krebsneuerkrankungen aufmerksam machen und hervorheben, wie wichtig die Optimierung der Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten ist - die Forschung mit Krebsregisterdaten und die Früherkennung sind entscheidende Schlüsselfaktoren. „Mit dem Krebsregister Rheinland-Pfalz des IDG haben wir die Möglichkeit, genau zu schauen, wie die Versorgungsstrukturen in Rheinland-Pfalz für Krebspatientinnen und -patienten sich darstellen und wo gegebenenfalls Optimierungsbedarf besteht", so Gesundheitsminister Clemens Hoch.
Aktuelle Zahlen zur onkologischen Situation in Rheinland-Pfalz
Im Jahr 2023 sind in Rheinland-Pfalz 11.650 Frauen und 13.568 Männer an Krebs neu erkrankt. Im gleichen Jahr sind 5.189 Frauen und 6.248 Männer an dieser Erkrankung verstorben. Abbildung 1 stellt die geschlechterspezifischen, altersstandardisierten Inzidenz- und Mortalitätsraten für Krebserkrankungen in Rheinland-Pfalz im Vergleich zu Deutschland insgesamt dar. Diese Raten zeigen über die letzten Jahre einen weitgehend stabilen Verlauf mit leicht sinkender Tendenz und verdeutlichen, dass der Anstieg der absoluten Neuerkrankungs- und Sterbefallzahlen in erster Linie durch den demografischen Wandel, insbesondere die alternde Bevölkerung, bedingt ist.
Die häufigsten Krebserkrankungen
Die häufigsten Krebsneuerkrankungen bei Frauen und Männern im Jahr 2023 sind in Abbildung 2 dargestellt. Wie bereits in den vorhergehenden Jahren (vgl. onkologiemonitor.de) sind Brustkrebs gefolgt von Lungenkrebs und Darmkrebs die häufigsten Krebsneuerkrankungen bei Frauen. Bei Männern führen Prostatakrebs, Lungenkrebs und Darmkrebs die Liste der häufigsten Diagnosen an. Die häufigste Krebstodesursache bei Frauen und Männern ist Lungenkrebs (Abbildung 3). Für Frauen stellt dies eine bedeutende Veränderung dar, da über viele Jahre Brustkrebs die häufigste krebsbedingte Todesursache war. Der Anstieg der Lungenkrebsfälle bei Frauen dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Lungenkrebs nun an erster Stelle steht. (vgl. IDG:2024).
Verbesserung der Versorgung durch datenbasierte Ansätze
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten (IDG) in Rheinland-Pfalz trägt durch umfassende Datenerfassung und -analysen zur Verbesserung der onkologischen Versorgung bei. Im Geschäftsbereich Krebsregister werden alle Daten zu Auftreten, Behandlung und Verlauf von Krebserkrankungen in Rheinland-Pfalz erfasst, verarbeitet und ausgewertet.
„Mit diesen Daten können zahlreiche Forschungsfragen beantwortet werden, die langfristig die Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten verbessern", erklärt Philipp Kachel, Geschäftsführer des IDG. Eine aktuell publizierte Auswertung des IDG in Zusammenarbeit mit einer Hämatologin in der Fachzeitschrift „Das Gesundheitswesen" (DOI: 10.1055/a-2449-2856) zeige beispielsweise, dass die Meldung einer Tumorkonferenz mit der Durchführung einer neoadjuvanten Chemotherapie zusammenhängt. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung von Tumorkonferenzen für Therapieentscheidungen sowie die Notwendigkeit, diese Konferenzen an Krebsregister zu melden.
Ein erheblicher Anteil der Meldungen an das Krebsregister Rheinland-Pfalz stammt aus dem ambulanten Sektor. Aktuelle Analysen zeigen, dass mehr als 50 % der Meldungen von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erfolgen. Bei Prostatakarzinomen liegt dieser Anteil sogar bei über 70 %. Auch diese Ergebnisse wurden in einer Studie veröffentlicht, die in der Fachzeitschrift „Das Gesundheitswesen" erschienen ist (DOI: 10.1055/a-2446-4921). „Die Publikation verdeutlicht den enormen Beitrag des ambulanten Bereichs zur onkologischen Versorgung und unterstreicht die Bedeutung dieser Meldungen für eine vollständige und qualitativ hochwertige Krebsregistrierung", so Kachel.
Auch der Abgleich mit anderen Datenquellen, um verschiedene Forschungsfragen zu beantworten, ist eine Möglichkeit, um die Daten des Krebsregisters sinnvoll zu nutzen (z.B. im Projekt "LinkMedR"). Diese innovativen Forschungsprojekte des IDG verdeutlichen das Potenzial datenbasierter Ansätze: „Im Projekt LinkMedR können Daten der Krebsregister mit denen aus medizinischen Registern zu Rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose und Mukoviszidose verknüpft werden. So können Zusammenhänge der Erkrankungen oder deren Therapien mit dem Auftreten und Verlauf von Krebserkrankungen analysiert werden", schildert die Ärztliche Leiterin des IDGs, Dr. Katja Schwarzer.
Vernetzte Daten für umfassende Erkenntnisse
Daten zur onkologischen Versorgung in Rheinland-Pfalz bieten auch für politische Entscheidungsträger wichtige Erkenntnisse. Dieser Bericht ermöglicht es, regionale Unterschiede in der Versorgung zu analysieren und gezielte Maßnahmen abzuleiten (mehr über den Versorgungsatlas). Ergänzt wird dies durch den vom IDG bereitgestellten Onkologie-Monitor (onkologiemonitor.de), der aktuelle Daten in einem interaktiven Dashboard zur Verfügung stellt. Diese Daten sind für Forschung, Politik und klinische Anwendungen gleichermaßen zugänglich.
Mit fortlaufender Forschung und datenbasierter Analyse setzt sich das IDG dafür ein, die onkologische Versorgung in Rheinland-Pfalz nachhaltig zu verbessern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Bedeutung von Früherkennungsprogrammen wie dem Mammographie-, Gebärmutterhals- und Darmkrebsscreening. Diese Programme werden durch Datenabgleiche unterstützt, die eine kontinuierliche Qualitätssicherung ermöglichen. „Die Früherkennung von Krebserkrankungen spielt eine zentrale Rolle, da früh diagnostizierter Krebs wesentlich besser behandelt werden kann. Ich möchte daher alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, die gesetzlich vorgeschriebenen Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen", appelliert Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium und dem IDG ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die Versorgung kontinuierlich zu optimieren und innovative Ansätze in der Krebsbekämpfung zu fördern.
Der Weltkrebstag 2025 unterstreicht erneut, wie wichtig es ist, die Kräfte von Forschung, Politik und Versorgung zu bündeln. Rheinland-Pfalz setzt hier auf innovative Datenanalysen und gezielte Prävention, um eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten schafft digitale, interoperable und qualitätsgesicherte Prozesse und Systeme. Mit diesen erhebt, verarbeitet, analysiert und visualisiert es Daten und verknüpft diese, um nutzbares Wissen zu generieren. Das IDG stellt notwendige Daten, Werkzeuge und Informationen bereit, um auch andere bei der Verbesserung der Gesundheit jedes Einzelnen zu unterstützen. Dafür arbeiten rund 90 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng zusammen. Das IDG hat langjährige Erfahrung im Umgang mit sensiblen Patientendaten und deren gesellschaftlicher Nutzung.
Das Krebsregister RLP im Institut für digitale Gesundheitsdaten
Der Geschäftsbereich Krebsregister RLP erfasst seit 2016 flächendeckend stationäre und ambulante Patientendaten zu Auftreten, Behandlung und Verlauf von Tumorerkrankungen. Jährlich übermitteln die onkologisch tätigen Einrichtungen etwa 450.000 Meldungen an das Krebsregister RLP, die dort qualitätsgesichert aufbereitet und ausgewertet werden. Inzwischen liegen Daten zu nahezu 1.000.000 Menschen mit Krebserkrankungen vor. Das oberste Ziel des Krebsregisters ist es, die onkologische Versorgung für Patientinnen und Patienten in Rheinland-Pfalz zu verbessern.
Quelle: IDG Institut für Digitale Gesundheitsdaten Bild: Pixabay