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Telemedizin Patientennutzen und Telemedizin
– Hürden gibt es viele
Telemedizin eröffnet vielfältige Perspektiven für den Patientennutzen im Gesundheitswesen.
Die Herausforderung liegt jedoch darin, diesen Nutzen nachweisbar zu gestalten. Eine Möglich-
keit besteht darin, auf die verbesserte Erreichbarkeit von medizinischer Versorgung einzugehen,
insbesondere in entlegenen Gebieten oder bei eingeschränkter Mobilität der Patienten.
Doch der Patientennutzen geht weit über die bloße Zugänglichkeit hinaus.
Sektorübergreifend, interdisziplinär, digital vernetzt – mit den Michael Scherf stellte fest: „Hürden gibt es viele. Welche
wachsenden Möglichkeiten moderner Technologien für einen sich davon niederschwellig abbauen lassen, lässt sich so nicht
höheren Patientennutzen steigen auch die Anforderungen an sagen. Das liegt daran, dass wir es im medizinischen Bereich
Produkte im Gesundheitsbereich. Sie werden komplexer, inter- mit immer komplexeren und aufwändigeren Regularien – vor
aktiver und zunehmend geprägt von einem Zusammenspiel allem auf europäischer Ebene – zu tun haben. Bei den derzei-
verschiedener Akteure mit ihren jeweiligen Kompetenzen. tigen Voraussetzungen sind die Prozesse, neue und innovative
Um den Nutzen von Telemedizin zu belegen, müssen evi- Produkte in den Regelbetrieb zu bringen, sehr langsam.“
denzbasierte Forschungsansätze implementiert werden. Studien
sollten nicht nur die Effektivität der Fernbehandlung, sondern
auch die Zufriedenheit der Patienten und die Verbesserung
ihrer Lebensqualität berücksichtigen. Solche Nachweise sind
entscheidend, um das Vertrauen von Patienten und Gesund-
heitsdienstleistern in die Telemedizin zu stärken.
Studien - hohe Akzeptanz, weniger Potenzial
zum Anzweifeln
Um den Nutzen und Evidenz nachzuweisen, braucht man mul-
tizentrische Studien, nicht nur in Bezug auf Telemedizin. Also
Studien, die an mehreren Institutionen durchgeführt werden.
Diese Art von Studien garantieren eine hohe Akzeptanz, da
sie weniger Potenzial zum Anzweifeln bieten. Michael Scherf,
Vorstandsvorsitzender der GETEMED Medizin- und Infor-
mationstechnik AG aus Teltow argumentierte beim Treffpunkt
Gesundheitswirtschaft, Cluster HealthCapital mit der IHK
Berlin: „Es empfiehltsich, möglichst über eine lange Zeit und
über viele Zentren verteilt Nachweise zu erbringen. Es hat Jahre
gebraucht, z.B. telemedizinische Versorgung bei Herzinsuffi-
zienz in den Regelbetrieb der Patientenversorgung zu bringen.“
Hürden für die breite Einführung von Telemedizin sind
unter anderem regulatorische Aspekte, Datenschutzbedenken
und technologische Barrieren. Eine effiziente Gesundheitspoli-
tik sollte daher auf die Entwicklung klarer Regularien abzielen,
die den reibungslosen Einsatz von Telemedizin ermöglichen Michael Scherf, Vorstandsvorsitzender der GETEMED Medizin- und
und gleichzeitig Patientendaten schützen. Informationstechnik AG: „Bei den derzeitigen Voraussetzungen sind die
Prozesse, neue und innovative Produkte in den Regelbetrieb zu bringen,
sehr langsam.“
Krankenhaus-IT Journal 1 /2024
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