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treffen. Doch nicht nur das: KI-gestützte Systeme sollen dem   CAEHR ist einer der sechs Digitalen FortschrittsHubs Gesund-
               Rettungsteam auch helfen, ohne Zeitverlust die nächstgelegene   heit. Für diese Leitinitiative seiner Digitalstrategie stellt das Bun-
               und zugleich für die Versorgung eines Notfalls bestmöglich aus-  desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2025
               gestattete Klinik anzusteuern. Das System berücksichtigt dabei   rund 50 Millionen Euro bereit. Aufgabe der FortschrittsHubs
               auch die Bettenkapazitäten der umliegenden Krankenhäuser.  ist es, die Pionierarbeiten der Medizininformatik-Initiative zur
                                                                Digitalisierung in der Medizin aus den Unikliniken – zunächst
               Rehabilitation nach einer Herzoperation          in Pilotprojekten – in alle Bereiche des Gesundheitssystems
               Maßgeschneiderte Rehabilitationsangebote helfen vielen Patien-  einfließen zu lassen: von der ambulanten Versorgung in der
               tinnen und Patienten, nach schweren Operationen ihre Lebens-  Hausarztpraxis über den stationären Aufenthalt im örtlichen
               qualität zurückzugewinnen. Entscheidend für den Rehabilitati-  Krankenhaus bis zur Versorgung in Rehabilitations- und Pflege-
               onserfolg ist der Start der Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt.   einrichtungen.
               Welches Angebot für welche Person das richtige ist, das hängt
               von ihrem individuellen Gesundheitszustand ab – denn was der
               einen Patientin nutzt, das kann dem anderen Patienten schaden.
               Dies schon vor der Rehabilitation zu analysieren ist wichtig.
               Denn so kann für jede Person jene Rehabilitationseinrichtung
               ausgewählt werden, die ihr am besten helfen kann. Um diese
               komplexen Entscheidungen zu unterstützen, ersetzt CAEHR
               die heute noch verbreiteten papierbasierten Dokumentationen
               durch digitale Lösungen. Diese sollen auch an den Schnittstel-
               len von stationärer Behandlung und Rehabilitation alle rele-
               vanten Daten verfügbar machen. Dadurch können die Akteure
               der beteiligten Professionen – wie Medizin, Psychologie, Phy-
               siotherapie und Pflege – auf der Grundlage eines vollständi-
               gen Datenbildes für jede Person individuell maßgeschneiderte   Prof. Dr. Dagmar Krefting leitet das Institut für Medizinische
               Rehabilitationsprogramme planen und zu jedem Zeitpunkt der   Informatik der Universitätsmedizin Göttingen und koordiniert den
               Maßnahme gezielt nachjustieren.  Wie dies in der Versorgungs-  FortschrittsHub CAEHR.
               routine umgesetzt werden kann, wird CAEHR am Beispiel der   © Universitätsmedizin Göttingen
               Rehabilitation von Risikopatientinnen und -patienten zeigen,
               die nach einer Herzklappen-Implantation auf individuelle Reha-
               bilitationsmaßnahmen angewiesen sind.                CAEHR - Cardiovascular Diseases -
                                                                    Enhancing Healthcare through
               Ambulante Versorgung von Menschen                    Cross-sectional Data Integration
               mit koronaren Herzerkrankungen und                   CAEHR steht für „CArdiovascular Diseases – Enhancing Health-
               Herzinsuffizienz                                     care through cross-Sectoral Routine data integration“. Zentrales
               Auch beim Übergang von der stationären in die ambulante Ver-  Anliegen ist es, die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten weiter-
               sorgung will CAEHR die Versorgung der Patientinnen und Pati-  zuentwickeln, beispielsweise im Fall von koronarer Herzkrankheit,
               enten verbessern. IT-Lösungen sollen hier neue Schnittstellen   Herzinsuffizienz oder Schlaganfall. So verschieden Herz-Kreislauf-
               schaffen, um den Austausch digitaler Daten zwischen Kliniken   Erkrankungen sind, eines haben sie gemeinsam: Ihre Folgen sind oft
               und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sicherzustellen   chronisch und erfordern eine dauerhafte Begleitung. Die strikte Tren-
               und Informationsverluste zu verhindern. Im Fokus des Hubs   nung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung ist eines der
               stehen dabei Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz   größten Hindernisse für eine optimale Behandlung von Patientinnen
               und koronaren Herzerkrankungen. Bei ihrer Versorgung sol-  und Patienten. Das Vorhaben CAEHR strebt daher eine verbesserte
               len Doppeluntersuchungen vermieden und Medikamentenver-  regionale Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankten durch eine
               schreibungen künftig besser aufeinander abgestimmt werden.   intersektorale Vernetzung – eine Verknüpfung von Notfallversorgung,
               Tragbare Sensoren sollen Daten zur Herzgesundheit ambulant   stationärer Versorgung, Rehabilitation und Nachsorge – an. CAEHR
               versorgter Patientinnen und Patienten nach deren Entlassung   soll dazu beitragen, dass künftig strukturierte Daten an allen Punk-
               aus der Klinik auch in ihrem häuslichen Umfeld erfassen. Diese   ten des Versorgungssystems nach einheitlichen Standards erhoben
               Sensoren senden die Daten direkt an die behandelnden Ärztin-  und über die gesamte Versorgungskette genutzt werden können, um
               nen und Ärzte. Entdecken diese darin – auch mithilfe KI-basier-  Prognosen zu Krankheitsverläufen präzisier treffen zu können, die
               ter Analysen – beispielsweise Hinweise auf ein erhöhtes Herzin-  Behandlung zu verbessern, und Präventionsmaßnahmen wirkungsvol-
               farkt-Risiko, können sie den Risikopatientinnen und -patienten   ler einzusetzen zu können.
               frühzeitig geeignete Präventionsmaßnahmen anbieten.


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