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Vernetzte medizinische Register:
großes Interesse von Rahmengebern und Forschung
Medizinische Register gewinnen an Aufmerksamkeit – das zeigten die Vorträge und die
Resonanz auf dem 4. DVMD-Frühjahrssymposium in München. Mehr als 80 Teilnehmerin-
nen und Teilnehmer, aus Politik, Leistungserbringung, Forschung und Industrie diskutier-
ten über Ziele, Nutzen, Prozesse und Formate. Der intensive Austausch mündete in einen
zentralen Handlungsaufruf. Von Michael Reiter
Mit Hilfe von medizinischen Registern lassen sich komplexe Die bisherige Diskrepanz zwischen „zu wenig“ und „zu viel
Krankheits- und Therapieverläufe über einen längeren Zeitraum ungenutzten“ Daten habe zum Aufbau einer zentralen öffentli-
systematisch abbilden. Fast 400 solcher Register sind derzeit chen Registerdatenbank geführt; die Zukunft liege in der Ver-
beim BQS-Institut eingetragen; ein Großteil ohne gesetzliche netzung der Registeraktivitäten, betonte Dr. Christof Veit vom
Grundlage. Auf diese Weise können Behandlungsverfahren eva- BQS Institut.
luiert und neue Therapieoptionen erforscht werden. Krebsre-
gister sind ein gutes Beispiel: Ihre flächendeckende Etablierung Neues Gesetz als Wegbereiter
ermöglicht es, Erkenntnisse über das Auftreten und die Häu- Mit der Novellierung des Registergesetzes in Einklang mit dem
figkeit von Krebserkrankungen, deren Verteilung nach Alter, Gesundheitsdatennutzungsgesetz soll eine erweiterte Datennut-
Geschlecht und Wohnort der Betroffenen sowie über die Über- zung zur besseren wissenschaftlichen Nutzung unter Einhaltung
lebenschancen zu erhalten. Das Implantatregister soll die Sicher- der DSGVO auf den Weg gebracht werden. Eine wichtige Stell-
heit und Qualität von Implantaten gewährleisten und die medi- schraube in der künftigen Gesundheitsdatenarchitektur bildet
zinische Versorgung verbessern. Die Daten für diese und viele das neue Registergesetz, das eine Öffnung für die Datennutzung
andere Register werden in der Regel aus der klinischen Routine- durch Forschung und Entwicklung in der Industrie zum Ziel hat.
versorgung gewonnen. Eine dezentrale Forschungsdateninfrastruktur soll aufgebaut
Die Potenziale, Rahmenbedingungen und Perspektiven werden.
medizinischer Register aus Sicht des Bundesministeriums für
Gesundheit (BMG) wurden von Ministerialrat Markus Alger- Vernetzung erforderlich
missen vorgestellt. Sein Beispiel: der plötzliche Tod. Die Regis- Die Zusammenführung der von Ländern betriebenen Krebsregis-
terdaten hierzu wiesen Myokarditis und Entzündung der oberen ter ist eine der wichtigsten Bestrebungen. Ziel, so Felix Pickhardt
Atemwege als häufige Ursache aus. von der init AG, sei eine stark vernetzte Registerlandschaft als
Motor für Innovation und Qualität in der Gesundheitsforschung
und -versorgung.
Premium Messejournal 2023
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