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Umfangreiche Arbeit mit          Nick Bonvino, CEO von GHH, erläuterte: „Dieses Projekt stellt eine beeindruckende
               Daten seit Beginn der            Zusammenarbeit auf regionaler Ebene dar. Wir ermöglichen die gemeinsame Unter-
               Pandemie                         suchung enormer Mengen an bereinigten Daten mit dem Ziel, das Verhalten und die
               Seit dem Auftreten von COVID-19   Weiterentwicklung dieses Virus zu verstehen. GHH hat während der Hochphase der
               in  der  Region  Anfang  2020  identifi-  COVID-19-Fälle vier verschiedene Patientengruppen gebildet – mit insgesamt über
               ziert GHH positiv getestete Patienten,   einer Million Menschen – und wird diese Kohorten über Jahre hinweg verfolgen. Die
               fragt die Krankengeschichten in dieser   ersten Ergebnisse für Kohorte 1 wurden in PLOS One, einer frei zugänglichen wissen-
               Kohorte ab und aggregiert sowie stan-  schaftlichen Peer-Review-Fachzeitschrift, veröffentlicht. Dies ist auch ein klarer Beleg
               dardisiert die Daten. Spezialisten und   für die Notwendigkeit regionaler HIEs.“
               Wissenschaftler in der Region arbeiteten   GHH setzt HealthShare von InterSystems ein. Mit HealthShare wird mittels
               bei umfangreichen Analysen zusammen,   verschiedener Schnittstellen auf die KIS-Systeme der einzelnen teilnehmenden Leis-
               um Symptomkomplexe und andere Risi-  tungserbringer zugegriffen und eine longitudinale Patientenakte aufgebaut. Diese
               kofaktoren zu ermitteln, die zu nachteili-  Integration ermöglicht das Monitoring von Patientenkontakten in Echtzeit und die
               gen Behandlungsergebnissen führen.   Erfassung deren klinischer und demografischer Daten, Dokumente und diagnostischer
               Mit Hilfe von HealthShare sammelte   Bilder. Die Interfaces umfassen:
               und verfeinerte GHH soziodemografi-
               sche, verhaltensbezogene, klinische und     ■ Aufnahme, Entlassung, Verlegung (ADT) mit Einspeisung von Nachrichten in
               Labor-Daten dieser Patienten, um die   Echtzeit, um den Master Patient Index zu füllen.
               Ausbreitung der Pandemie über die Geo-    ■ Eine bidirektionale Schnittstelle macht es möglich, die GHH-Informationen aus
               grafie hinweg zu verfolgen und Gesund-  dem KIS heraus anzuzeigen und Daten aus dem KIS in die GHH Health Informa-
               heitsbehörden, Leistungserbringern   tion Exchange Plattform zu liefern.
               und Wissenschaftlern ein aussagestarkes     ■ Eine Reihe von Schnittstellen, die diskrete klinische Daten und transkribierte
               Lagebild zu liefern.               Befunde aus Labor, Pathologie, Radiologie und anderen Subsystemen in Echtzeit
                                                   einspeisen.
               Hausragendes Beispiel für
               das enorme Potenzial             Eine Blaupause für Deutschland? „In Deutschland zielen aktuelle Rahmenbedin-
               bereinigter Patientendaten       gungen auf die Stärkung einer intersektoral und regional vernetzten Gesundheitsver-
               „Dies ist eine der beeindruckendsten   sorgung“, betonte Thomas Nitzsche, Medizininformatik-Experte bei InterSystems
               Fallstudien über die Leistungskraft   DACH. „Vor diesem Hintergrund kann das Beispiel aus den USA als richtungswei-
               und das Nutzenversprechen bereinig-  send für Projekte hierzulande dienen. Dafür gilt es, frühzeitig die richtigen Maßnah-
               ter Daten“, betonte Dr. Russ Leftwich,   men einzuleiten und unter anderem eine passende technische Lösung auszuwählen.“
               Senior Clinical Advisor of Interopera-
               bility bei InterSystems. „Das moderne   Autor: Michael Reiter
               Gesundheitswesen ist auf Organisatio-
               nen wie GHH angewiesen, um lokale
               Leistungserbringer mit Daten zu versor-
               gen und Vertrauen in die Qualität und
               Nutzbarkeit dieser Daten aufzubauen.
               Dies gilt insbesondere in Krisenzeiten,
               wenn Echtzeitdaten Wichtiges dabei
               bewirken, die bestmögliche Versorgung
               zu bieten.“


               Krankenhaus-IT Journal 6 /2021
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