Dritter „da Vinci“-OP-Roboter am Universitätsklinikum Leipzig in vollem Routineprogramm

Leipzig

Veröffentlicht 15.03.2024 08:40, Kim Wehrs

Einsatz vor allem bei komplexen Eingriffen / Operationen werden schneller und schonender für Patient:innen. Im April 2019 ging am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) der zweite "da Vinci"-Operationsroboter in Betrieb. Rund fünf Jahre später steht nun den Chirurg:innen der verschiedenen Fachdisziplinen ein weiterer hochmoderner maschineller Assistent zur Verfügung. Damit erweitern sich die Kapazitäten für roboterassistierte Operationen, zum Beispiel in der Kinderchirurgie oder der Viszeralchirurgie, erheblich. Gut für die Patient:innen: Eine noch größere Anzahl an Eingriffen kann nun schonender und schneller durchgeführt werden.

Prof. Martin Lacher (re.), Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am UKL, und Oberarzt Dr. Gabriel Götz operieren mit dem dritten „da Vinci“-OP-Roboter sogar kleine Kinder. Sicherheit für die kleinsten Patient:innen hat dabei immer oberste Priorität.

Auch "da Vinci" Nummer drei gehört zur neuesten Generation der OP-Roboter. Seit März 2024 ist er zu 100 Prozent in der Routinenutzung. Mehrere Disziplinen teilen sich die Maschine. Vor allem die Viszeralchirurgie, die Gynäkologie, die Kinderchirurgie, aber auch die Thoraxchirurgie werden den neuen OP-Roboter nutzen. 

Andere Disziplinen wie die Urologie, am UKL unter ihrem Leiter Prof. Jens-Uwe Stolzenburg Vorreiter bei roboter-assistierten OPs, verzeichnet bereits seit Jahren einen hohen Prozentsatz an Eingriffen, die durch den "da Vinci" unterstützt werden können. 
"Für mehrere Bereiche werden sich nun die Einsatzmöglichkeiten spürbar erhöhen", freut sich Prof. Daniel Seehofer, Geschäftsführender Direktor Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, deren Bereiche zum Beispiel stark profitieren.  

Eingriffe an Speiseröhre nun zu 100 Prozent robotisch-assistiert möglich

Vor allem komplexe Eingriffe würden von der Unterstützung des Roboters profitieren, sagt Prof. Seehofer, zum Beispiel bei komplexen Leber-OPs, aber auch bei chirurgischen Eingriffe an der Speiseröhre, am Enddarm, der Bauchspeicheldrüse oder dem Brustkorb.
"Der Roboter ersetzt eben nicht nur konventionelle minimal-invasive Chirurgie, sondern auch teilweise die offene Chirurgie", so Prof. Seehofer. So ist es zum Beispiel möglich, dank des "da Vinci" den Anteil von minimal-invasiven Leber-Operationen in Zukunft weiter zu erhöhen. Auch komplexe Leberoperationen, die sonst mit geöffneter Bauchdecke erfolgen mussten, können nun schonender durchgeführt werden. "Oder nehmen wir die Speiseröhre", nennt der UKL-Experte ein weiteres prägnantes Beispiel, "Eingriffe können durch die Erhöhung der robotischen Kapazitäten nun zu 100 Prozent robotisch erfolgen - ein enormer Vorteil für die Patienten, bei diesem komplexen so genannten Zwei-Höhlen-Eingriff in Bauch- und Brustraum", erklärt Prof. Daniel Seehofer. 

Die Kinderchirurgie ist einer der weiteren Bereiche am UKL, die ihren Anteil an Roboter-OPs weiter ausbauen können.  Hierzu meint Prof. Martin Lacher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie: ""Wir haben mit über 50 Operationen gezeigt, dass die robotische Chirurgie im Kindesalter hervorragend einsetzbar ist. Nun geht es darum, das Spektrum der Operationen, die sich für eine Roboter-assistierte OP eignen, zu erweitern. Hier wird es spannend sein, zu beobachten, wie gut durchführbar die OPs bei Kindern zwischen drei und acht Kilogramm Körpergewicht sind. In großen internationalen Zentren sind diesbezügliche Ergebnisse vielversprechend. Was das untere Körpergewicht angeht, werden uns auf jeden Fall sehr langsam herantasten, denn die Sicherheit für unsere kleinen Patient:innen hat immer oberste Priorität."

Auch die UKL-Gynäkologie kann nun ihre Kapazitäten ausbauen und "da Vinci"-assistierte Operationen in weiteren Organgebieten einsetzen. "Die roboter-assistierte Chirurgie in der Gynäkologie ermöglicht unter optimierter Sicht präzisere Bewegungen und somit schonendere Operationen. Bei viele Patientinnen können Bauchschnitte vermieden werden, was zu schnellerer Erholung, weniger Schmerzen und Komplikationen führt. Besonders Patientinnen mit hohem Übergewicht profitieren, da der Body-Mass-Index für die Operabilität weniger relevant wird", beschreibt Klinikdirektorin Prof. Bahriye Aktas.

Ein OP-Roboter vereint viele Vorteile in sich. "Er arbeitet jedoch niemals allein", betont Prof. Seehofer, "sondern übersetzt die Bewegungen der speziell geschulten Operateur:innen technisch perfekt mithilfe seiner vier Roboterarme, die in der Lage sind, unnötige menschliche Bewegungen herauszufiltern." Durch die Doppelkonsole können zwei Chirurg:innen gleichzeitig agieren, die Visualisierung ist viel besser und flexibler. "Die beweglichen Gelenke in den Instrumenten der Arme ermöglichen uns viel größere Freiheitsgrade", sagt Chirurg Seehofer, "nähen geht zum Beispiel viel leichter und schneller als bei der konventionellen laparoskopischen Chirurgie." 
Für ihn liegen die Vorteile robotisch-assistierter Operationen für die Patient:innen klar auf der Hand: "Die Eingriffe werden schonender, Blutverluste werden geringer, die Liegezeiten nach einer OP werden kürzer", fasst er zusammen. 

 

Erfahrungen gebündelt: "Zentrum für roboterassistierte und navigierte Chirurgie"

Das Leipziger Universitätsklinikum setzt bereits seit etlichen Jahren auf den Einsatz moderner Technik im Operationssaal, um die Eingriffe präziser und für Patienten schonender umsetzen zu können. Anfang des Jahres 2021 wurde am UKL das erste "Zentrum für roboterassistierte und navigierte Chirurgie" in Sachsen gegründet. In ihm ist die große, am UKL vorhandene Expertise im Einsatz von roboter-, navigations- und IT-gestützten Systemen im Operationssaal gebündelt und verbindet so Spezialist:innen aus vielen Fachgebieten. "Gemeinsames Ziel ist eine kontinuierliche und einheitliche Entwicklung dieser zukunftsorientierten Chirurgie, um vor allem die Patientensicherheit und die Zahl der Therapieerfolge stetig zu erhöhen und Synergieeffekte in der Behandlungseffektivität wirksam zu nutzen", erklärt Prof. Jens-Uwe Stolzenburg, Direktor der urologischen Klinik des UKL und Zentrumsleiter.


Quelle: Uniklinikum Leipzig


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