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Rechenzentren enorme Energieverbraucher und damit auch Faire CO2-Steuer wäre Turbo für die
Verursacher eines hohen CO2-Ausstoßes. Dabei verbraucht die RZ-Entwicklung
IT rund 60 bis 80 Prozent der Energie, die Gebäudeinfrastruktur Deutlich beschleunigt werden könnten diese Entwicklungen
20 bis 40 Prozent. Experten gehen davon aus, dass der Energie- durch eine faire CO2-Steuer. Zwar fallen ab 2021 25 Euro
verbrauch der IT und von Rechenzentren mittlerweile höher ist pro Tonne CO2-Ausstoß an Abgaben an. Dieser Betrag deckt
als der des Flugverkehrs. Tendenz: stark steigend. aber, laut der wissenschaftlichen Experten, die tatsächlichen
CO2 Folgekosten bei weitem nicht ab. Erforderlich wäre, laut
Paradigmenwechsel: Rechenzentren Umwelt-Bundesamt (UBA), eine Abgabe von 180 Euro pro
sind keine Monolithen Tonne. Es ist davon auszugehen, dass es in den nächsten Jahren
Bislang beziehen sich Energieeffizienz-Berechnungen von zu Erhöhungen bei der CO2-Steuer kommt. Dies wird für eine
Rechenzentren rein auf diese selbst – unabhängig von der deutliche Beschleunigung bei der Entwicklung der Rechenzent-
Umwelt. Werden Rechenzentren allerdings als Bestandteil des ren sorgen.
öffentlichen Lebens und der Infrastruktur betrachtet, eröffnen Die Herausforderungen an die Rechenzentren sind groß,
sich neue, gewaltige Optimierungspotentiale. Ein Paradigmen- viele Lösungen gibt es bereits. Gefordert sind sowohl die Politik
wechsel ist daher notwendig, damit Rechenzentren besser an als auch die Betreiber von Rechenzentren.
künftige Anforderungen angepasst werden können.
Einsatz regenerativer Energien
Vor dem Hintergrund der Kosten und der Klimaveränderungen
ist es künftig unabdingbar, dass Rechenzentren mit regenerativer
Energie betrieben werden. Werden große Rechenzentren bzw.
Serverfarmen in der Nähe von Windparks oder Solarfeldern
errichtet, profitieren sie von sauberer Energie mit kurzen Trans-
portwegen.
Gezielte Wärme-Nutzung
Da Rechenzentren viel Wärme erzeugen, sollten sie zudem in der
Nähe von wärmebedürftigen Infrastrukturen, z. B. Gewächshäu-
ser, Vertical bzw. Container Farming oder Aquaponic-Anlagen,
gebaut werden. Bei Rechenzentren mit Wasserkühlung kann
Perspektiven mit Power das entstehende, rund 60 Grad warme Wasser, zum Beispiel zum
Rechenzentren: Was sie künftig leisten müssen Heizen umliegender Gebäude genutzt werden.
Edge-Computing verleiht der
Entwicklung Schub
Der IoT-Trend spielt bei der Entwicklung der Rechenzentren
eine entscheidende Rolle. Denn IoT-Anwendungen benötigen
eine schnelle und sichere Datenverarbeitung. Daher setzen die
anbietenden Unternehmen zunehmend auf kleinere, regionale
bzw. lokale Rechenzentren, wie Edge- oder Mikro-Rechenzen-
tren. Diese könnten, da Energie leichter über weitere Strecken
transportierbar ist als Wärme, mit regenerativer Energie versorgt
und an lokale Fernwärmenetze oder direkt an Gebäude- und
Prozessheizungen angebunden werden.
Etablierung von Stoffkreisläufen
Der Materialeinsatz in Rechenzentren, der für die IT und die Stefan Maier, Geschäftsführer bei Prior1: „Die andere Seite
Versorgungstechnik sowie für die Sicherung des Betriebs auf- der Medaille beachten und Rechenzentren einem kritischen
gewendet wird, ist hoch. IT-Komponenten und die technische Blick zu unterwerfen und Optimierungspotentiale zu reali-
Gebäudeausstattung alle paar Jahre zu erneuern, ohne die alten sieren.“ (© Prior1)
Teile weiter zu nutzen, ist nicht zukunftsträchtig. Hier sind
neue Lösungen dringend erforderlich. Denn langfristig müssen
Rechenzentren zwingend zu Zero-Waste-Anlagen werden.
Krankenhaus-IT Journal 1 /2021
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