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Europäischen Union für Cybersicherheit ENISA werden fünf Branchenspezifischer Sicherheitsstandard
Angriffsszenarien beschrieben, die als besonders relevant für (B3S) im Krankenhaus
„Smart Hospitals“ angesehen werden:
Um sicherzustellen, dass unser Gesundheitswesen gut
Malware-/Erpressungssoftware-Attacken auf Kranken- gegen Cyberattacken geschützt ist, hat die Deutsche Kran-
hausinformationssysteme kenhaus Gesellschaft gemeinsam mit dem Bundesamt für
Lahmlegung von Krankenhaus-Servern Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) den „branchen-
Social Engineering (E-Mail-Manipulation/-Fälschung) spezifischen Sicherheitsstandard für die Gesundheitsver-
Manipulation von Geräten sowie sorgung im Krankenhaus“ definiert. Dieser beinhaltet einen
Diebstahl von Geräten und Daten-Exfiltration regelmäßigen Austausch zwischen dem BSI und Kranken-
häusern sowie Vorgaben bezüglich der Verfügbarkeit, Inte-
Gesundheitssektor im Rampenlicht grität, Authentizität und Vertraulichkeit der IT-Systeme und
Daten nach dem vorliegenden B3S. Neben der DS-GVO und
Nicht nur aufgrund der pandemiebedingten Ausnahme- dem IT-Sicherheitsgesetz gehört B3S im Krankenhaus zu den
situation besteht ein hohes gesellschaftliches Interesse am wichtigsten Leitfäden beziehungsweise Vorschriften, die den
Gesundheitssektor, insbesondere was Krankenhäuser und Sicherheitsstandard für kritische Infrastrukturen (KRITIS) in
ihre Pflegebetten auf Intensivstationen betrifft. Die Gesund- Deutschland festlegen.
heitsbranche arbeitet aktuell an ihren Grenzen. Da ist es
kein Wunder, dass die IT-Security nicht immer so im Fokus Bei der Umsetzung dieser speziellen Sicherheitsanforde-
steht, wie sie sollte. Auch aus diesen Gründen rücken Kran- rungen im Gesundheitssektor helfen auch externe Anbieter
kenhäuser immer weiter ins Visier von Cyberkriminellen. für IT-Security. Entscheidungshilfe bei der Auswahl geeigne-
Es ist wichtig zu erwähnen, dass es sich dabei oftmals nicht ter Partner sind unter anderem Zertifizierungen wie beispiels-
um Hobby-Hacker handelt, die einen „Hack“ als persönliche weise die vom BSI anerkannte Zertifizierung von Lösungen
Herausforderung sehen oder schnell reich werden wollen. nach Common Criteria EAL3+. Diese ist insbesondere für die
Hinter modernen Cyberattacken stehen in der Regel hoch- Anwendung bei kritischen Infrastrukturen relevant.
moderne und finanziell starke kriminelle Organisationen,
die sich den Gesundheitssektor zum Spezialgebiet gemacht Wohin führt der Weg?
haben. Auch der ENISA-Report verdeutlicht die Gefahr: Das
Angebot an „Ransomware as a Service“ (RaaS) – hier bieten Digitale Technologien haben den Gesundheitssektor in den
Hacker maßgeschneiderte Schadsoftware gegen Bezahlung letzten Jahren maßgeblich verändert. Es ist der Wandel hin zu
oder einen Anteil am Erlös (Lösegeld oder sensible Daten) im einem intelligenten Krankenhaus mit vernetzten Systemen,
Darknet an – steigt immer weiter an. Der IT-Fachkräfteman- Remote-Untersuchungen und digitalen Endgeräten. Dieser
gel verschärft die Situation im Gesundheitswesen, wo Digi- Wandel beinhaltet große Chancen, aber auch einige Risiken,
talisierungsdruck auf veraltete Betriebssysteme und Human nicht zuletzt aufseiten der IT-Sicherheit. Die Liste der Bedro-
Error trifft. hungspotenziale und Schwachstellen ist bekannt; sie ist in
nationalen und europäischen Leitfäden festgehalten. Das Ziel
Der Mensch ist Risikoquelle Nummer 1 muss sein, weniger bis keine Angriffe zu erlauben. Dabei kann
auch ein externer Lösungsanbieter hilfreich sein.
Die wahrscheinlichsten und gleichzeitig gefährlichsten
Angriffsszenarien beinhalten menschliches Fehlverhalten. Im Krankenhaus liegt der Fokus verständlicherweise auf
Phishingmails mit angehängter Schadsoftware gehören der Gesundheit der Menschen und so bietet es sich an, ein auf-
mittlerweile zum Alltag, sind aber dennoch beunruhigend wendiges und gleichzeitig wichtiges Thema wie die IT-Sicher-
oft erfolgreich, weil sie immer professioneller gestaltet wer- heit auszulagern. IT-Security-Anbieter kennen die Bedrohung
den. Vernetzte Geräte bleiben oft entsperrt liegen und können genauso gut wie die gesetzlichen Anforderungen an KRITIS-
in frei zugänglichen Bereichen einfach von Passanten mit- Anbieter. Bei Cyberangriffen auf Krankenhäuser ist die Frage
genommen werden. Sobald Kriminelle einmal ins Netzwerk nicht mehr „ob“, sondern „wann“ sie an der Reihe sind. Deshalb
eingedrungen sind, werden sie von klassischen Firewalls und sollten Investitionen im Bereich IT-Sicherheit auch ganz weit
Antivirus-Programmen nicht mehr erfasst, denn diese rich- oben auf der Prioritätenliste stehen. n
ten sich nur gegen den Angreifer von außen. Deshalb sind
zusätzliche Sicherheitsebenen in Form von Applikations- und
Gerätekontrolle sinnvoll. Vorurteile gegenüber diesen zusätz-
lichen Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel, dass sie einen
erheblichen Mehraufwand bedeuten, sind lange veraltet. Im
Gegenteil: Fortschrittliche Technologien arbeiten mit maschi-
nellem Lernen, nutzen intelligente Whitelists und erlauben
die problemlose Nutzung und Verwaltung von bekannten/ Anton Kreuzer,
CEO bei DriveLock SE
genehmigten Anwendungen und Geräten.
SPECIAL_1/2022 IT-SICHERHEIT IM KRANKENHAUS 21