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Wie Patientendaten Kranken
und Forschenden helfen
Wer in einem Krankenhaus behandelt wird, kann selbst anderen helfen: und zwar mit einer Spende
von Gesundheitsdaten für die Forschung. Bereits seit 2018 fördert das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) die Medizininformatik-Initiative (MII), um das Potenzial dieses Datenschatzes
zum Wohle aller Menschen in Deutschland zu nutzen. Maßgebliche Forschungspartner sind dabei
die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und das Uniklinikum Erlangen. Nun
bekommt die Initiative insgesamt weitere 200 Millionen Euro.
Wie die Arbeit der Initiative aussieht, welchen Nutzen sie Prof. Ganslandt: Unter den jetzt geförderten Anwen-
Patient/-innen bietet und wie dafür gesorgt wird, dass die Daten dungsfällen sind drei, die eher technisch beziehungsweise
sicher sind, erläutern Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch und Prof. methodisch orientiert sind. Die restlichen sieben haben hinge-
Dr. Thomas Ganslandt, beide Lehrstuhl für Medizinische Infor- gen bestimmte Erkrankungen im Fokus, bei denen es um einen
matik, im Interview. konkreten Patientennutzen geht.
Ein großes Projekt, an dem wir beteiligt sind, ist PM4Onco.
Welches sind die Ziele der Initiative in den kommenden Dabei geht es um personalisierte Medizin in der Onkologie,
vier Jahren? um Krebskranken die bestmögliche individuell angepasste
Prof. Prokosch: Neben dem weiteren Ausbau der Infrastrukturen Therapie zu bieten. Das Besondere ist, dass wir alle Daten-
zur Datenintegration an allen deutschen Universitätskliniken quellen zusammenbringen, zum Beispiel aus der genetischen
und einem zentralen deutschen Forschungsdatenportal werden Diagnostik, aus der ganz normalen Tumordokumentation, aus
insgesamt elf neue Anwendungsfälle zur Nutzung der Daten der Vorgeschichte der Patient/-innen und auch aus dem Ver-
gefördert. An sieben davon ist Erlangen beteiligt. Außerdem lauf der Erkrankung nach der Therapie, um den vollständigen
sollen auch Kliniken außerhalb der Universitätsmedizin und Krankheitsverlauf für die Forschung nutzbar zu machen. Die
in einigen der Projekte auch niedergelassene Praxen in die MII Patient/-innen können zudem mit einer App ihren Gesund-
integriert werden. heitszustand dokumentieren, welche Therapiemaßnahmen
Die Basis dafür bilden die Datenintegrationszentren (DIZ), die durchgeführt wurden oder wie sie sich fühlen. Wir beziehen
in den vergangenen fünf Jahren an den Universitätskliniken alle Informationen mit ein und können den Patient/-innen
aufgebaut wurden. Sie sammeln und speichern die Daten von auch Informationen zurückspielen. Mit einer grafischen Auf-
Patientinnen und Patienten, die bei ihnen ambulant oder sta- bereitung können sie beispielsweise sehen, wo sie sich in ihrem
tionär behandelt wurden. Diese neue Infrastruktur ermöglicht Therapieverlauf befinden.
es, Daten zwischen der Patientenversorgung und der Forschung
auszutauschen.
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