Page 44 - KHIT_1_2023
P. 44
Ökonomie
Reformen und Digitalisierung im
Gesundheitswesen – ist das vorstellbar?
Michael Thoss, Leiter Krankenhaus-IT: „Wie wäre es denn zur Abwechslung einmal mit Nutzen für den Patienten als Anreizsystem?“
„Wir haben die Ökonomie zu weit getrieben", titelte jüngst der Bundesgesundheitsminister.
Dabei hat er in guter medizinischer Betrachtung einen Begriff falsch gewählt. Es hätte wohl eher
„Bürokratie“ heißen müssen, um ernsthafte Schritte zu machen. In einem beitrags- und steuerfi-
nanzierten System hat die Ökonomie durchaus ihre Berechtigung.
Von Michael Thoss, Leiter Krankenhaus-IT, Fachautor
Was sollen die angekündigten „Refor- Pflege und und und… Stetig wird der Was muss bei der
men“ bringen? Krankenhäuser als opti- Wert der ambulanten Versorgung betont „Digitalisierung“ also
onale Tageskliniken? Pflegegeleitete (KVen, BÄK usw.), aber als Patient findet tatsächlich „reformiert“
Kliniken, wo doch genau genommen man kaum noch COVID-Impfmöglich- werden?
die Voraussetzungen in den betriebswirt- keiten beim Hausarzt. Arztpraxen auf Da wäre einmal das Thema der Finanzie-
schaftlichen Grundlagen fehlen (so wie dem Land sind kaum noch zu besetzen. rung der Digitalisierung. Alle „Vorstel-
bei Medizinern)? Partielle Problembe- Arbeitnehmerüberlassung nimmt in lungen“, die zu diesem Thema vorherr-
trachtungen statt gesamthafter Ansätze den Kliniken immer mehr zu, weil die schen, kosten Geld, viel Geld. Das aber
helfen nicht weiter. Krankenhaus funk- Arbeitsbedingungen als Leiharbeitneh- nicht nur bei der Beschaffung, sondern
tioniert nicht ohne ambulante Versor- mer „besser“ sind, wird aber durch die auch im laufenden Betrieb. Das KHZG
gung, Feuerwehr und Rettungsdienst Kostenträger nicht vergütet bzw. nur ist ein Faustkeil ohne echte Wirkung.
nicht ohne Krankenhaus, Krankenhaus anteilig (30%). Die Liste ist endlos. (Zu Warum?
nicht ohne Anschlussversorgung in der endlos für diesen Beitrag.)
Krankenhaus-IT Journal 1 /2023
44