Page 22 - KrankenhausITJournal_Ausgabe062020
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Titelthema KHZG KHZG –
Guter Geldsegen oder
böse Falle? Werden wir
doch mal bissig.
4,3 Milliarden Euro – Du meine Güte. Moment…
tatsächlich Güte? Was passiert, wenn aus
Zukunft Gegenwart wird? Schauen wir mal.
Von Michael Thoss Leiter Informationstechnik
am Klinikum Hochrhein
Bund und Länder (Ersterer legt vor,
Zweitere sollen nachlegen, nur das wie
ist bisher unklar) hauen die Kohle an die
Krankenhäuser für „Digitalisierung“ nur
so raus. Zumindest klingt es so. Alle IT-
Vertriebler und Berater in der Branche Paxis-Fallen den Bedarf aus den Vergütungen für die
Gesundheitswesen überschlagen sich Leider hält die Praxis so einiges an Fal- medizinische Versorgung. Das klingt
mit guten Ratschlägen wie man das Geld len und wenig mehr als schnell abstump- nicht mehr so gut, wenn man sich fragen
am besten und schnellsten ausgeben soll fende Waffen bereit, die vielleicht die muss wo dieses Geld wohl herkommen
und finden daher das KHZG natürlich erste Schlacht gewinnen helfen aber am soll, oder? Findet doch heute bereits ein
„super“. Hammer! Mega! Endlich! Her Ende bei der Bewertung des Kriegsergeb- ständiger Kampf um Mehr- oder Min-
mit meinem Stück vom Kuchen! nisses wenig hilfreich sind. dervergütungen, angebliche Fehlabrech-
IT-„Dienstleister“ stellen sich auf, um Rechnen wir doch ein wenig (das fällt nungen, zu viele Eingriffe, zu hohe Kos-
durch die qualifizierte Bestätigung von der Politik ja meistens schwer, zumin- ten, zu viele Krankenhaus-Standorte usw.
Projekten (nach einer Online-Schulung dest wenn es auf richtige, belastbare und statt. Wo soll dieses viele Geld herkom-
von 1 – 1 ½ Stunden Dauer) das ver- nachhaltige Ergebnisse ankommt, außer men, wenn nicht aus der Patientenver-
sprochene aber keineswegs sichere Geld es geht vielleicht um Opernhäuser, Bahn- sorgung und deren Vergütung durch die
abrufbar zu machen. Ob man deren Kos- höfe, Flughäfen, Brücken im Nirgendwo Kostenträger? Folglich müsste entweder
ten und Honorare allerdings im bestä- über das Nichts usw.). Mathematik für die Vergütung der Krankenhäuser deut-
tigten Projekt fördern lassen kann oder Dummys. Nur so, aus Spaß. lich besser werden, oder mehr Patienten
bei Ablehnung des Antrags darauf sitzen Wir teilen den Betrag (etwas) willkürlich versorgt werden. Ach herrje, das geht in
bleibt ist bislang unklar. auf. Für die Darstellung ist das unerheb- einer regulierten Planwirtschaft nicht
Nur eines ist klar: Erfolgsabhängig lich: 3 Milliarden für „Software“. 1,3 Mil- so einfach. Außerdem fehlen schein-
wird sich keiner der Profi-Berater vergü- liarden für sonstige „Technologie“ (SW bar schon wieder 16 Milliarden und die
ten lassen – damit hat es die Branche ja muss ja auf irgendwas laufen). Zusatz-Beiträge steigen 2021 auch ohne
nicht so. Mit Erfolg(sabhängig). 3 Milliarden € neue Softwarelösun- Digitalisierung (und ohne stetige Inves-
Der Traum eines jeden Krankenhaus- gen für die „Digitalisierung“ des Gesund- titionen in der Vergangenheit). Vielleicht
ITlers wird also wahr und die Geschäfts- heitswesens bei ca. 20% Instandhaltungs- versacken diese 16 Milliarden aber auch
führungen müssen kaum etwas dafür tun, aufwand p.a. bedeutet 600.000.000 in Strukturen, Institutionen und sonsti-
außer ein paar Anträge ausfüllen, positiv Millionen € Betriebskosten-Bedarf p.a. gem Verwaltungs-Overhead der ständig
bestätigen lassen und das Beste hoffen. nur für die angeschaffte Software oder zunimmt, statt beim Patienten anzukom-
Soweit die Theorie. binnen fünf Jahren wiederum 3 Milliar- men?
Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
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