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Ein zentrales Thema für die Digitalisierung
im Gesundheitswesen ist der Aufbau von
digitalen Prozessen und einer intersektora-
len Kommunikation (zwischen Kranken-
häusern, Ärzten und Patienten), um einen
aktiven, sicheren und digitalen Datenaus-
tausch zu ermöglichen. Dadurch können
die an der Patientenversorgung beteilig-
ten (ambulanten und stationären) Part-
ner optimal beraten, diagnostizieren und
behandeln. Kernpunkte sind Erhöhung
der Patientensicherheit, schneller, digita-
ler Datenaustausch, regionale Vernetzung,
Vermeidung von Medienbrüchen, standar-
dunabhängige Vernetzung und DSGVO-
konforme Umsetzung.
Kommunikation per
Kurznachricht in Echtzeit
Die Beschäftigten von Pflegediensten
haben neben Routinetätigkeiten vielfach
unerwartete Situationen zu bewältigen, bei
denen es hilfreich ist, Kollegen zu unter-
Vereinzelt muss sogar noch der Notizzettel herhalten. Lediglich 3% richten oder nach zusätzlichen Informa-
nutzen die Möglichkeit der Videotelefonie per App. (Quelle: Avaya) tionen über die Klienten zu fragen, mit
denen sie zu tun haben. Statt Telefon und
SMS bieten sich hierfür Instant-Messa-
Swiss eHealth- Digitale Prozesse und ging-Dienste an, die es erlauben, mit einer
Barometer 2021 intersektorale Nachricht ohne große Kosten eine Gruppe
Das Schweizer Gesundheitspersonal Kommunikation von Personen zu erreichen.
greift in der Krisenzeit vermehrt auf Nachdem in den vergangenen Jahren Zulässig ist die Verwendung dieser
analoge Methoden zur Übermittlung der Eindruck entstehen konnte, dass Dienste jedoch nur, wenn durch die Kom-
von Daten zurück. Das Swiss eHealth- der Gesetzgeber dem Markt in der munikation niemand außerhalb des Pfle-
Barometer 2021 zeigt, dass in der Krise Regulierung hinterherläuft, gibt es gedienstes etwas über die Klienten erfährt.
verstärkt standardisierte Austauschwege aktuell so viele Impulse und Möglich- Für die Beschäftigten des Pflegedienstes
genutzt werden. Für den Informations- keiten, dass die Leistungserbringer und genau wie Ärzte gilt die Pflicht, über das
austausch zur Behandlung einer Pati- Krankenkassen mit der Wahrnehmung, zu schweigen, was sie über die Klienten
entin oder eines Patienten verwenden geschweige denn Nutzung, der Gestal- oder Patienten erfahren. Darüber hinaus
78 Prozent der Apothekerinnen und tungsräume eher dem Gesetzgeber hin- darf ein Arbeitgeber auch nicht die Nut-
Apotheker das Faxgerät, 77 Prozent terherlaufen. zung von Verfahren anordnen, bei denen
der Alters- und Pflegeheime sowie 76 Nicht zuletzt die Covid19-Pan- Angaben über seine Beschäftigten Dritten
Prozent der Spitalärztinnen und -ärzte demie hat gezeigt, wie wichtig der offenbart werden, soweit dies nicht zwin-
das Telefon. Trotzdem unterstützt die Gesundheitsdatenaustausch als solcher gend für die Tätigkeit und die Durchfüh-
Mehrheit aller Akteure des Gesund- ist zwischen ambulanter und akutsta- rung des Beschäftigungsverhältnisses erfor-
heitswesens die systematische Nutzung tionärer Versorgung der Psychiatrie derlich ist. Daher darf ein Pflegedienst
von Online-Formularen zum Austausch und der Somatik, den postakut-stati- in der beschriebenen Konstellation nur
von Informationen mit den Behörden. onären Bereichen der Rehabilitation, solche Messaging-Dienste verwenden, die
Bei der Ausarbeitung von behördlichen der Betreuung und der Pflege (insti- eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bie-
Standards für eHealth gibt es jedoch Ver- tutionelle elektronische Patientenak- ten. Eine zunehmende Zahl von Diensten
besserungspotenzial. ten – EPAs), als auch den PatientInnen bietet diese Funktion, oft jedoch nicht für
(individuelle elektronische Gesund- die Übermittlung einer Nachricht an eine
heitsakten - EGAs). Vielzahl von Empfängern.
Krankenhaus-IT Journal 6 /2021
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