Page 8 - KH_IT_124_FINAL
P. 8

Titelstory  Titelstory




           Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
              Neben den Vorteilen kann Resilienz in Kliniken auch zu   Resilienz stärken – wie geht das?
           einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter   Frühzeitige Präventionsmaßnahmen können helfen, angemes-
           führen. Durch die Reduzierung von Stress und Unsicherheit   sene Strategien im Umgang mit widrigen Lebensumständen
           wird die Motivation der Mitarbeiter gesteigert.  Gelingen muss   zu entwickeln. Gestärkte Resilienz kann dabei helfen, besser
           dabei der Spagat zwischen Zeitplanung, Mittelbedarf und Ver-  mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen und so
           fügbarkeit von personellen Ressourcen unter Berücksichtigung   das Risiko für Depression und Burnout zu verringern. Es gibt
           des gesamten Projektportfolios.                   einige Resilienzfaktoren, die selbst noch für Menschen im
                                                            Erwachsenenalter erlernbar und veränderbar sind:
           Resiliente IT-Teams und Personalmanagement
           Im Bereich des Knowhow ist es unerlässlich, dass die IT-Abtei-  1 Soziale Unterstützung: Soziale Unterstützung schützt die
           lung über aktuelles Fachwissen in Bezug auf die neuesten Tech-  psychische und physische Gesundheit bei Belastungen. In min-
           nologien und deren Anwendungen im Gesundheitswesen ver-  destens drei Bereichen (Familie, Arbeit, Nachbarn/Vereinskol-
           fügt. Die rasante Entwicklung von digitalen Lösungen erfordert   legen und Freunde) sollten Bezugspersonen verfügbar sein, die
           kontinuierliches Lernen und Anpassen, um innovative Techno-  da sind, wenn man Hilfe benötigt.
           logien effektiv einzusetzen. Resiliente IT-Teams setzen auf fort-
           laufende Schulungen und Zertifizierungen, um sicherzustellen,   2 Aktives Coping: Mittels problemzentrierter Lösungsstra-
           dass ihre Mitglieder über das erforderliche Knowhow verfügen,   tegien können Stress und kritische/traumatische Lebensereig-
           um den technologischen Wandel erfolgreich zu bewältigen.  nisse aktiv bewältigt werden. Körperliche Aktivität (z.B. Sport)
              Das Personalmanagement spielt eine entscheidende Rolle,   oder Entspannung mindern Stress und das Risiko psychischer
           um die Resilienz der IT-Organisation zu stärken. Flexibilität,   und physischer Erkrankungen.
           Motivation und Zusammenarbeit sind Schlüsselattribute, die
           das Team befähigen, sich an neue Anforderungen anzupas-  3 Selbstwirksamkeitsüberzeugung:  Das Bewusstmachen
           sen. Ein effektives Personalmanagement fördert eine positive   eigener Fähigkeiten und Stärken sowie vergangener Erfolge
           Arbeitsumgebung, in der Mitarbeiter ihre Fähigkeiten erwei-  trägt dazu bei, dass die Selbstwirksamkeitsüberzeugung verbes-
           tern können, während gleichzeitig auf ihre psychische Gesund-  sert wird. Stressoren werden als Herausforderungen, statt als
           heit und Work-Life-Balance geachtet wird. Resilienz in der IT-  Bedrohungen angesehen. Die Basis ist das Vertrauen, Anforde-
           Organisation erfordert auch eine kluge Ressourcenplanung, um   rungssituationen aus eigener Kraft bewältigen zu können.
           auf plötzliche Belastungen, wie etwa durch technische Störun-
           gen oder Personalengpässe, angemessen reagieren zu können.  4 Realistischer Optimismus: Erfolge können sich selbst und
              Die strategische Perspektive beinhaltet die Fähigkeit, lang-  den eigenen überdauernden Fähigkeiten zugeschrieben wer-
           fristige Ziele im Blick zu behalten und gleichzeitig auf aktuelle   den, während Misserfolge eher als zufällig und unabhängig der
           Herausforderungen zu reagieren. Resiliente IT-Organisati-  eigenen Person eingeschätzt werden. Dieses Mindset wird als
           onen in Kliniken entwickeln klare Strategien für die digitale   „positiver Attributionsstil“ beschrieben, der ein aktives Bewäl-
           Transformation, berücksichtigen dabei jedoch auch poten-  tigungsverhalten ermöglicht.   (1)
           zielle Unsicherheiten und unvorhersehbare Entwicklungen
           im Gesundheitssektor. Ein proaktives Risikomanagement und
           die Bereitschaft, sich an neue Anforderungen anzupassen, sind   Verantwortung für Resilienz
           entscheidende Elemente, um langfristige Nachhaltigkeit zu   Die Perspektiven für die Zukunft können zeigen, dass die
           gewährleisten.                                   Bedeutung der Resilienz in der Krankenhaus-IT steigen wird.
                                                            Das Klinikmanagement hat die Verantwortung, die IT-Infra-
           Ein ganzheitlicher Ansatz                         struktur kontinuierlich zu verbessern und sicherzustellen, dass

           In der Praxis erweist sich allerdings – gerade bei IT-Störfällen   sie den sich wandelnden Anforderungen gerecht wird. Das
           - die Organisations-Resilienz häufig als ungenügend. Resilienz   Klinikmanagement trägt die Verantwortung, diese Resilienz
           in der IT-Organisation eines Krankenhauses ist daher mehr   zu fördern. Dies geschieht, ein  Umfeld zu schaffen, in dem
           als die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen. Sie ist ein   Mitarbeiter geschult sind, um mit Stress und Veränderungen
           ganzheitlicher Ansatz, der auf kontinuierlichem Lernen, gutem   umzugehen. Hier erfordert es ein Umdenken in der Herange-
           Personalmanagement und einer zukunftsorientierten Strategie   hensweise an die Verwaltung von Gesundheitseinrichtungen.
           basiert. Nur durch die Stärkung dieser verschiedenen Dimen-  Es geht nicht nur um Prozesse und Budgets, sondern auch um
           sionen kann eine IT-Organisation in der Klinik langfristig   die psychische Gesundheit der Mitarbeiter.
           erfolgreich sein und den ständigen Veränderungen im Gesund-
           heitswesen standhalten.                          (1)  www.oberbergkliniken.de/artikel/resilienz


                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 1 /2024
       8
   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13