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Titelthema


           Kann IT-Resilienz










                                        die Organisations-Resilienz ersetzen?








              Mit der IT-Resilienz ist es so eine Sache. In komplexen Strukturen darf man sie nicht alleine
              anwenden, sondern muss auch die Organisation berücksichtigen. Sonst wird es teuer ohne jede
              Nachhaltigkeit. In bestimmten Fällen wie zum Beispiel Krankenhäusern ist die Organisations-

              Resilienz sogar von noch höherer Bedeutung, da ein Versagen technischer Systeme schnell zu
              Einschränkungen der Leistungserbringung und damit der sicheren Patientenversorgung führt.
              Von Michael Thoss, Leiter Krankenhaus-IT, Autor.


                er Notfallplanung, d.h. der Vorbereitung auf
           Dunterschiedliche Störbilder, kommt eine erhebliche
           Bedeutung zu. Diese Notfallplanung ist als Element des
           Risikomanagements zu sehen und damit vor allem in
           Zertifizierungsprozessen üblicherweise von Bedeutung.
           Die Notfallplanung obliegt zudem, im Auftrag und in der
           Verantwortung der Geschäftsführung, den Fachabteilungen
           des Krankenhauses und kann nur bedingt zentralisiert oder
           delegiert werden. Lediglich Form und formale Umsetzung
           lassen sich in standardisierten Verfahren abbilden, nicht jedoch
           die Ersatzmaßnahmen und Versorgungskonsequenzen selbst.


           In der Praxis erweist sich allerdings – gerade bei IT-Störfällen
           - die Organisations-Resilienz häufig als ungenügend. Mögliche
           Ursachen sind:
               ■ Fehlende Notfallplanung unter Berücksichtigung aller für
              die Leistungserbringung benötigten Elemente und Kom-
              ponenten (Haustechnik (Energie, Wasser, Wärme/Kälte,
              Gase) Medizintechnik, IT-Hardware und Software,) etc.
               ■ Fehlende Ersatzverfahren, z.B. Papierformulare zur Über-
              gangsdokumentation im Falle von IT-Störungen.
               ■ Fehlende  Festlegungen  zu  alternativen  Vorgehenswei-
              sen und Ersatzverfahren. Z.B. in der Radiologie: Welche
              Untersuchungen sind ohne CT noch möglich oder über
              andere Geräte abzubilden?
               ■ Fehlende Sachkenntnis: Lange nicht genutzte Verfahren
              oder Techniken sind nicht erinnerbar, Einweisungen even-  Michael Thoss, Leiter Krankenhaus-IT, Autor: „Hoffen auf „Es wird schon
              tuell nicht mehr präsent.                     vorübergehen.“ oder die stetig wiederholte Frage „Wann geht es denn wieder?“
               ■ Fehlende Kommunikationsrichtlinien (z.B. von Dienst zu   führen im Ernstfall nirgendwohin.“
              Dienst) zum Start, zur Durchführung und zur Beendigung
              von Notfallkonzepten.


                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 1 /2024
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