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Weichen für die Gesundheitsversorgung
as bei einer Standortbestimmung in der Healthcare-
WBranche auffällt? Mir fällt beispielsweise der spannende Die Situation in 1887 deutschen Krankenhäusern ist durch
Wettkampf auf, den sich die Großgerätehersteller der medi- Licht und Schatten gekennzeichnet. Nach dem Statistischen
zinischen Diagnostik und Therapie liefern. Parallel dazu ver- Bundesamt gibt es in Deutschland 1887 Krankenhäuser
folge ich den Fortschritt der gegenwärtigen Topthemen wie (https://www.destatis.de, letzter Zugriff am 16.01.2023). Lei-
Digitalisierung, KI, Robotik, 3D-Druck in der Medizin und ter dieser Krankenhäuser wissen zurzeit nicht, wo ihnen der
Gentechnologie ohne die kniffligen Abläufe um KHZG aus Kopf steht – zurecht! Verfügbare Ressourcen sind alles andere
dem Blickfeld zu verlieren. als reichlich vorhanden, denn die Drohung „Fachkräftemangel“
Bekanntermaßen haben diese Themengebiete eng mitein- ist allgegenwärtig. Neuralgische Punkte sind Personalmangel,
ander zu tun. Die vorgenannten Großgerätehersteller z.B. ver- vielfach Liquiditätsprobleme und Engpässe bei der KHZG-
bauen bzw. integrieren diese Neuentwicklungen und Lösungen Umsetzung. 2023 will eine Krankenhausreform die Weichen
in ihre hochkomplexen Anlagen. Heute leistet ein Roboterteil für die zukünftige Gesundheitsversorgung in Deutschland stel-
an diesen Geräten täglich wertvolle Dienste. Und ihre spezi- len. Krankenhäuser sind das verlässliche Rückgrat der Daseins-
ellen Schnittstellen zum 3D-Druck der CT- bzw. MRT-Scans vorsorge und der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Die
eröffnen Nutzern Möglichkeiten zur Zusammenarbeit entspre- noch andauernde Pandemiesituation verschärft die Situation
chenden Fachgebieten. zusätzlich. Eine Reform muss sich an dem Ziel messen lassen,
die Gesundheitsversorgung zu verbessern.
Sensible Bereiche mit spezieller Problematik
Die KI-basierten Lösungen kommen allerdings an Stellen wie Herausforderung für den IT-Verantwortlichen
dem 3D-Druck und den CT- bzw. MRT-Scans bislang nur im Krankenhaus
schrittweise zum Einsatz. Sie öffnen zwar der Wissenschaft Mussten die IT-Abteilungen in Krankenhäusern bis vor kurzem
neue Perspektiven, in die richtige Richtung sowie leider auch um ihre Jobs bangen, weil ihre Abteilungen mit der Medi-
in die falsche. Manipulation radiologischer Bilddaten mit KI zintechnik zusammengeführt werden sollten, sind sie heute
lautet ein Schreckensszenario dazu. Eine Studie mit dem Titel unentbehrlicher denn je. Sie müssen sich – anstatt alles, was
„Malicious Tampering of 3D Medical Imagery using Deep Lear- mit IT zu tun hat, zu organisieren und zu managen – eben-
ning“ sorgte 2019 unter Radiologen reichlich für Gesprächs- falls mit krankenhausweiten IT-Strategien und deren KHZG-
stoff. Demzufolge haben die Forscher der Ben Gurion Univer- Umsetzung befassen. Auch die Fortschritte in den innovativen
sity in Israel eine Schadsoftware entwickelt, die auf essenzielle Topthemen wie u.a. Digitalisierung, KI, Robotik, 3D-Druck in
Sicherheitslücken in bildgebenden Verfahren in der Medizin der Medizin, Metaverse und Gentechnologie, wollen zeitgleich
sowie in deren Netzwerken aufmerksam machen soll. beobachtet werden.
Mit einer Malware ist es ihnen möglich gewesen, auf CT-
Scans von Patienten Tumore hinzuzufügen oder auch einen Denkanstöße zu Effizienz und
bereits vorhandenen Tumor zu entfernen, ohne dass es Radiolo- Schadensbegrenzung
gen aufgefallen ist. Die Studie weist in einem sensiblen Bereich Bei der vorherrschenden prekären Situation in den Kranken-
auf eine Problematik hin, die von der Öffentlichkeit gewiss so häusern und ihren IT-Abteilungen ist sehr schwer, Denkan-
nicht wahrgenommen wird - auch nicht von Herstellern medi- stöße zu formulieren. Auch auf die Frage „Wie kann man die
zintechnischer Geräte. Effizienz steigern?“ kann es keine Standardlösung geben.
Vielmehr sollte eine Schadensbegrenzung angestrebt wer-
den, wozu unbedingt Cybersicherheit, einschließlich der
Datensicherheit, gehören sollte. Denn, ob generell in Kran-
kenhäusern oder in der Bildgebung, sind Befürchtungen vor
wiederholten Cyberattacken vorhanden. Die Meldungen über
tagelang lahmgelegte Kliniken, die ihre Funktionalität letztend-
lich erkaufen mussten, sind noch lebendig. Patienten, die in der
Zeit aufgrund fehlender Versorgung ihr Leben lassen mussten,
hingegen nicht.
Krankenhaus-IT Journal 1 /2023
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