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Gesundheitswirtschaft Krankenhäusern drohen
vermehrte Einschnitte
Öffentliche Kliniken PricewaterhouseCoopers (PwC) hat die Jahresabschlüsse von
sind Schlusslicht bei mehr als 100 deutschen Kliniken in öffentlicher, gemeinnütziger
der Rentabilität
und privater Trägerschaft untersucht und die wichtigsten Kenn-
Die Rentabilität deutscher Kliniken
bleibt vergleichsweise niedrig. Speziell zahlen der Branche für das Jahr 2019 verglichen. Wie rentabel
bei den öffentlichen Häusern setzt sich wirtschaften die Häuser? Wie kommt das Personal um Einsatz?
der Abwärtstrend vergangener Jahre fort. Diese und andere Fragen zum Thema beantwortet das aktuelle
Dies zeigt zum Beispiel die EBITDA- PwC-Krankenhaus-Benchmarking (1)
Quote, die um Abschreibungen und För-
dermittel bereinigt ist. Mit -4,9 Prozent-
punkten verschlechterte sich die Quote 111,81 Euro und öffentliche mit 86,64 29 Euro für Material und 61 Euro für
der öffentlichen Krankenhäuser im Ver- Euro. Im Schnitt sind das dann 101,06 Personal aus. Für den leichten Anstieg
gleich zu 2018 noch einmal deutlich. Im Euro. der Aufwände ist auch der anhaltende
Vorjahr lag sie immerhin noch bei 0,5 Hierbei sehen öffentliche Kranken- Mangel an Mitarbeitern in der Pflege ver-
Prozentpunkten. häuser im Jahresabschluss ein niedriges antwortlich. Denn zusätzlich benötigtes
Freigemeinnützige Krankenhäuser Risiko, wie die Studie anführt. Das kann Fremdpersonal verbucht das Kranken-
verzeichnen einen moderaten Rückgang daran liegen, dass der MDK ein größeres hausmanagement als Materialaufwand
und zwar um 0,3 Prozentpunkte auf 2,6 Augenmerk auf die Abrechnung privater (2019: 29,1 Prozent, 2018: 28,8 Prozent).
Prozent im Jahr 2019. Die Spitzenposi- Krankenhäuser legt. Diese wählen bei
tion nehmen weiterhin die private Kli- der Ermittlung ihrer MDK-Rückstellung (1) „Krankenhäuser im Vergleich: Kennzahlen
niken ein. Obwohl sie vergleichsweise oftmals einen konservativeren Ansatz als September 2020“ der Wirtschaftsprüfungs- und
weniger Fördermittel in Anspruch neh- ihre Wettbewerber. Beratungsgesellschaft
men, wirtschaften sie rentabler als die
Kliniken anderer Trägerschaften; bei Private setzen Personal am www.pwc.de/de/gesundheitswesen-
ihnen liegt die EBITDA-Quote bei 7,8 effizientesten ein und-pharma/krankenhaeuser/pwc-stu-
Prozent (2018: 7,6 Prozent). Die Wirtschaftlichkeit von Krankenhäu- die-krankenhaus-vergleich-2020.html
sern spiegelt sich ebenso in der Mate-
Mehr Rückstellungen für die rial- und Personalaufwandsquote wider.
Krankenkassen Besonders die öffentlichen Kliniken wen-
Zunehmend auf Trab gehalten wird das den nach wie vor einen enormen Teil ihrer
Krankenhausmanagement durch nach- Gelder für Material und Personal auf: Er
trägliche Rechnungskorrekturen des macht satte 92,1 Prozent der Umsatzer-
MDK. Denn die MDK-Umsatz-Quote, löse (2018: ebenfalls 90,5 Prozent) aus.
das heißt die Rückstellungen im Verhält- So bleiben den Häusern von 100 Euro
nis zu den Erlösen aus Krankenhausleis- nur acht Euro zum Beispiel für IT-Aus-
tungen, beansprucht mit 84,5 Prozent stattung, Wartung und Finanzierungen.
den größten Teil des Gesamtumsatzes. Im Vergleich wirtschaften private Kran-
Und die Quote prägt das Jahresergebnis kenhäuser am effizientesten: Bei ihnen
ganz konkret: Während das Management liegt die Material- und Personalauf- Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheits-
2017 noch nachträgliche Kürzungen von wandsquote bei 84,2 Prozent (2018: 83,6 wirtschaft bei PwC Deutschland: „Auffallend ist,
2,1 Prozent erwarteten, stieg die Quote Prozent). Bei freigemeinnützigen Ein- dass unabhängig von der Trägerstruktur der Aufwand
bis Ende 2019 auf 2,4 Prozent. So rech- richtungen liegt sie immerhin noch bei für Personal- und Material absolut wie relativ weiter
angestiegen ist. Damit stehen alle Kliniken jedes
nen private Krankenhäuser pro behandel- 87,5 Prozent (2018: 87 Prozent). Über Trägers vor massiven finanziellen Herausforderun-
tem Fall mit einem Rückstellungsbetrag alle Trägerarten hinweg geben die Kran- gen. Eine Revolution der Klinikfinanzierung scheint
von 104,74 Euro, freigemeinnützige mit kenhäuser von 100 Euro im Schnitt rund unausweichlich.“
Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
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