Page 94 - KrankenhausITJournal_Ausgabe062020
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Aus dem Markt                                                                                       Krankenhauszukunftsgesetz:











                                                                                                          „Die Einrichtungen müssen





                                                                                                            gut vorbereitet sein“








                                                                                           Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz stellen Bund und Länder den Kliniken 4,3 Milliarden Euro
                                                                                           für digitale Investitionen bereit. Die Förderrichtlinien sind noch nicht ganz klar.
                                                                                           Doch die Krankenhäuser können sich bereits auf den Vergabeprozess vorbereiten. Wie, erklärt

                                                                                           Michael Waldbrenner, Geschäftsführer der Deutsche Telekom Clinical Solutions GmbH.






           Herr Waldbrenner, wie beurteilen Sie das Kranken-  Wie muss der nächste Schritt im Prozess aussehen?
           hauszukunftsgesetz: Meilenstein oder Trostpflaster?  Michael Waldbrenner: Ob ein Förderantrag erfolgreich
             Michael Waldbrenner: Ich sehe das Gesetz als wichtigen   beschieden oder abgelehnt wird, hängt von der Digitalisie-
             Schritt: Erstmals seit vielen Jahrzehnten stellt der Bund den   rungsstrategie der Einrichtung ab. Für Kliniken steht zunächst
             Krankenhäusern wieder Investitionsmittel für ihre IT zur   auf der Agenda, ihren digitalen Reifegrad zu ermitteln. Erst
             Verfügung. Das ist zumindest ein gutes Signal und zeigt: Die   darauf aufbauend lässt sich sinnvoll ein Maßnahmenpaket
             Regierung versteht die Digitalisierung des deutschen Gesund-  entwickeln. Diese Reifegradmessung ist eine entscheidende
             heitswesens stärker als nationale Aufgabe. Solche Initiativen   Komponente. Denn wenn eine Klinik Fördergelder erhal-
             tragen dazu bei, gemeinsame digitiale Zielbilder zu schaffen.   ten hat, muss sie am Ende nachweisen, dass sie die digitalen
             Wir müssen nur dafür sorgen, dass die Kliniken die zur Verfü-  Maßnahmen nutzbringend umgesetzt haben. Außerdem ist
             gung stehenden Gelder auch wirklich abrufen können. Das ist   natürlich wichtig, auf IT-Dienstleister zu setzen, die über die
             leider nicht so trivial.                         vorgegebenen Zertifizierungen verfügen. Allerdings stehen für
                                                              IT-Dienstleister und Zertifizierung die Rahmen bedingungen
           Worauf müssen die Häuser achten, wenn sie          noch nicht fest.
           Fördergelder beantragen?
             Michael Waldbrenner: Zuerst sollten die Krankenhäuser  Wie können die Einrichtungen ihren digitalen
             prüfen, ob und welche ihrer Digitalisierungsprojekte genau   Reifegrad verbessern?
             förderfähig sind. Der Bund listet Schwerpunktthemen auf,   Michael Waldbrenner: Eine Möglichkeit ist, mit IT-Lösungen
             die wohl gefördert werden (siehe Kasten). Hier gilt es bereits   die Patientensicherheit zu erhöhen und gleichzeitig Ärzte
             kritisch hinzusehen, sonst investiert die IT-Abteilung womög-  und Pflegende zu entlasten. Integriert ein Krankenhaus bei-
             lich viel Zeit und Gedanken, um später zu realisieren: Das   spielsweise eine „Closed Loop Medication“-Funktion in sein
             Haus erfüllt nicht die notwendigen Voraussetzungen, um von   KIS, senkt das nicht nur die Fehlerrate bei der Medikamen-
             den 4,3 Milliarden eine Tranche zu ergattern. Ein Beispiel:   tenvergabe, sondern sorgt gleichzeitig für Entlastung beim
             Krankenhäuser müssen eines der Themenfelder besetzen, dür-  Pflegepersonal. Und verbessert seinen digitalen Reifegrad
             fen jedoch mit der Umsetzung des Digitalisierungsvorhaben   enorm: Nach dem EMRAM-Modell (Electronic Medical
             noch nicht begonnen haben.                       Records Adoption Model), das den Digitalisierungsgrad in
                                                              Krankenhäusern beschreibt, erreicht ein Krankenhaus damit
                                                              Stufe 6 von möglichen 7. Im Schnitt erreichen deutsche Ein-
                                                              richtungen aktuell einen Wert von 2,3.


                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
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