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Titelthema Kommunikation

























           Alle Akteure konsequent          sondern anhand plastischer Use Cases   durchgehend digitale Endezu-Ende-Pro-
           weiter vernetzen                 verständlich aufbereitet und für Leis-  zesse geschaffen und Medienbrüche ver-
           Ein entscheidender Erfolgsfaktor   tungserbringer wie Patientinnen und   mieden werden. Noch immer finden zu
           auf dem Weg hin zu einem digitalen   Patienten sichtbar gemacht werden.   häufig papierbasierte und digitale Vor-
           Gesundheitswesen  ist  die  Beantwor-                            gänge parallel statt. Das führt im Versor-
           tung der Frage, wie die Vernetzung aller   Bessere Versorgung    gungsalltag zu Frust bei allen Beteiligten
           an der Versorgung beteiligten Akteure   durch Kommunikation und   und befördert die Wahrnehmung von
           konsequent und zielgerichtet weiter   Datenaustausch             Digitalisierung als Ursache von bürokra-
           vorangetrieben werden kann. In diesem   Der Austausch von Daten und eine   tischem Mehraufwand. Dabei birgt diese
           Zusammenhang spielt die Telematikin-  Echtzeit-Kommunikation zwischen   das Potenzial, Leistungserbringer von
           frastruktur eine zentrale Rolle. Deshalb   behandlungsrelevanten Akteuren über   eben solchen Tätigkeiten zu entlasten
           bedarf es einer Verpflichtung zur TI-  räumliche Distanzen sowie Einrichtungs-   und mehr Zeit für das Wesentliche zu
           Anbindung für alle Player, die zu einer   und Sektorengrenzen hinweg sind für   generieren – die eigentliche Versorgung.
           qualitativ hochwertigen Versorgung der   eine ganzheitliche Versorgung essenziell.   Um dieses Potenzial zu entfalten,
           Bevölkerung beitragen. Diese Pflicht ist   Eine grundlegende Voraussetzung hier-  braucht es jedoch konsequentes politi-
           durch entsprechende Regelungen zur   für ist jedoch die Schaffung der nötigen   sches Handeln. Zum Beispiel bedarf es
           Refinanzierung, aber auch zur Sanktio-  rechtlichen und technischen Rahmenbe-  im Kontext der Abrechnung nach §302
           nierung zu ergänzen, um die tatsächliche   dingungen. So müssen z.B. die Lese- und   SGB V endlich einer Möglichkeit, elek-
           Umsetzung der Anbindung zu gewähr-  Schreibrechte für die elektronische Pati-  tronisch signierte Dokumente zu nutzen
           leisten. Gleichzeitig werden die Einrich-  entenakte (ePA) auch für nicht-appro-  (z. B. Empfangsbestätigungen, die noch
           tungen und individuellen Leistungs-  bierte Leistungserbringer so ausgestaltet   per Unterschrift des Patienten/der Pati-
           erbringer auf diese Weise nicht allein   werden, dass allen beteiligten Akteu-  entin auf Papier erfolgen). Hier besteht
           gelassen, sondern mit Blick auf die not-  ren der Zugriff auf die jeweils relevan-  ein erhebliches Einsparpotenzial bei den
           wendigen Investitions- und Betriebskos-  ten Informationen möglich ist. Bislang   Leistungserbringern. Insbesondere Berei-
           ten, die personellen Ressourcen und die   haben die nicht-approbierten Leistungs-  che wie Smart Homecare, Physiotherapie
           nutzenstiftende Integration der Techno-  erbringer nicht dieselben Rechte und   (Haus-/Heimbesuche) oder Pflege könn-
           logie in Versorgungs- und Verwaltungs-  Pflichten wie approbierte. Dies muss im   ten erheblich profitieren. Zudem ist die
           prozesse adäquat unterstützt.    Hinblick auf eine patientenorientierte   entsprechende Technologie bereits bei
              Eine gesetzliche Verpflichtung wird   und multidisziplinäre Versorgungsland-  vielen – wenn auch bei Weitem nicht bei
           alleine allerdings nicht ausreichen. Dies   schaft dringend geändert werden.   allen - Leistungserbringern im Einsatz,
           haben die bisherigen Erfahrungen in                              so dass eine entsprechende Umsetzung in
           anderen Versorgungsbereichen gezeigt.   Unterstützung von        der Praxis unkompliziert möglich wäre.
           Von entscheidender Bedeutung für die   durchgängigen, effizienzstif-  Weiterhin muss eine digitale Kommu-
           Akzeptanz der Digitalisierung ist die   tenden Prozessen         nikation zwischen Leistungserbringern
           frühzeitige Schaffung von Mehrwer-  Um die Digitalisierung vor allem für die   und Kostenträgern in beide Richtungen
           ten, die den Versorgungsalltag  spürbar   Anwenderinnen und Anwender, aber   verpflichtend etabliert werden.
           verbessern. Die Vorteile müssen aber   auch für die Patientinnen und Patienten,
           nicht nur in der Versorgung ankommen,   gewinnbringend zu gestalten, müssen   www.bvitg.de




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