Page 38 - Krankenhaus-ITJournal_062021
P. 38
IT-Management Azwei Stühlen, sondern mittlerweile im Dreieck, und alle Wir haben Motto-Essenstage, Einer kümmert sich um das Essen
IT-Familie freut sich über geschmückte Tische am Geburtstag.
ls IT-Führungskraft steht man nicht mehr zwischen den
zerren an Einem oder in meinem Fall an Einer. Im einen Eck
will die Klinik-Verwaltung mehr Unterstützung, im anderen (gekauft oder selbst-gekocht ist gleichgültig) und jeder zahlt
seinen Anteil. So haben wir viele Dinge, die unseren Zusam-
Eck wollen die IT-Mitarbeitenden Entlastung („Es ist zu viel zu menhalt festigen, alle zusammen im Team ausgedacht und
tun“) und im dritten Eck will die Geschäftsleitung Einsparun- beschlossen. Wir haben Chatgruppen, „Daily“ für allerhand
gen (weniger Kosten, weniger Personal). Egal was man tut man täglichen Blödsinn und „Störung“ für die Betriebsthemen.
kann es Niemanden Recht machen. Das löst enormen Stress aus, Auch hier wird man nicht allein gelassen, sondern das Team
weil man keiner Anforderung annähernd gerecht werden kann. steht zusammen und hilft sich untereinander.
Es sieht auch nicht so aus, als ob es in naher Zukunft besser wird.
Man sieht am Beispiel Krankenhauszukunftsgesetz KHZG, Gibt es auch Nachteile, wenn man so eine
dass man zwar mittlerweile begriffen hat, dass es Invest-Mittel enge Bindung schafft?
benötigt, man bekommt sogar Personal für die Umsetzung, aber Sicherlich gibt es diese. Es wird eine Bindung zwischen Mitar-
über den Betrieb danach und die damit verbundenen Mehrauf- beiter und Team bzw. Führungskraft erzeugt, nicht so sehr zum
wände spricht wieder keiner. „Das macht ihr halt eben mit, wie Unternehmen. Solange das Unternehmen aber die Führungs-
bisher auch“. Das führt dazu, dass Mitarbeitende ihnen entgeg- kraft hält, die das Bindeglied darstellt ist, das kein Problem. Erst
nen, dass sie bei dem Stress und der Belastung auch für besseres wenn diese geht. Die andere Art der Führung und die damit
Geld in der Wirtschaft hätten bleiben können. verbundene Eigenverantwortlichkeit schafft eine Freiheit, die
man nur schwer wieder ablegen kann bzw. sich entwöhnen
Stellt sich die Frage, wie schafft man Bindung kann. „Ich kann eh bei niemand anderem mehr arbeiten als bei
von Mitarbeitenden, wenn Wertschätzung dir“, sind Auszeichnungen für gute Bindung und vielleicht auch
für die Arbeitsbelastung außerhalb der IT ein gute Führung. Wenn ein Mitarbeiter Ihnen von einem zum
Problem ist? anderen Unternehmen folgt, weiß man, dass man irgendwas
Man sagt nicht ohne Grund, dass 80 Prozent aller Mitarbei- richtig gemacht hat.
tenden ihrer Führungskraft kündigen, nicht ihrem Unterneh- Die Ausbildung der sozialen Kompetenzen wie Kommu-
men. Mein oberstes Ziel sind „zufriedene Mitarbeiter“ und nikation, Rhetorik, Methodenkompetenzen, Körpersprache
damit sind in erster Linie die IT Mitarbeitenden gemeint. etc. steht bei meiner Personalentwicklung im Fokus. Jeman-
Wie bewirkt man das? Der Mensch steht im Fokus. Menschen den mit gleicher oder ähnlicher Fachkompetenz finden Sie je
fühlen sich wohl in ihrer Familie, sie verbringen am liebsten nach Fähigkeit einfach bis schwer, aber man findet sie. Einmalig
Zeit mit dieser. Man bekommt dort Sicherheit, Wertschätzung, macht einen Mitarbeiter die Balance zwischen Fachkompetenz
Unterstützung, Mitgefühl, und man kann Fehler machen. Im und sozialer Kompetenz. Ein IT-Mitarbeiter, der fachlich kom-
Grund wende ich diese Dinge an, um eine IT-Familie zu bil- munikativ stark beraten kann ohne Ihnen das Gefühl zu geben
den, einen Ort zu schaffen, an den die Menschen fast so gerne „Sie sind zu doof für IT“, ist unverwechselbar und nahezu uner-
hingehen wie zu ihrer eigenen Familie, wichtig dabei ist aber setzbar. Die Schwierigkeit an diesem Weg liegt im Fremd- und
nur „fast“. Die Gruppe macht den Mehrwert aus, schafft ein Selbstbild. Es fällt jedem relativ leicht zu sagen, ich beherrsche
Wir-Gefühl, und so entsteht ein Unterschied zwischen einem dieses IT-System nicht, ich benötige eine Schulung. Was aber
Arbeitgeber und unserem Team. im Normalfall psychisch gesunde Menschen nicht von sich
sagen ist, dass sie beispielsweise nicht gut genug kommunizie-
Wie geht das im Detail? ren und eine Weiterbildung benötigen. Wir lernen ungefähr
Ich versuche in vielen Ebenen, mich um meine IT-Familie zu im Alter von 10 Jahren die Unterscheidung von Dingen, die
kümmern. Das beginnt damit, die Namen der Partner und ich erlernt habe bzw. ausführe und meinen eigenen Fähigkei-
Kinder zu kennen, Ansprechpartner von Sorgen und Nöten ten. Das macht Kritik wie „das ist nicht schön geschrieben“
zu sein, die Work Life Balance zu stärken, bis hin zur Weiter- leichter zu ertragen, weil dies offenkundig nur etwas ist, was
entwicklung in sozialen Kompetenzen. Wir leben eine gute ich getan habe und nicht etwa eine Geringschätzung an mir.
Fehlerkultur („Fail Often and Fast“), wichtig hierbei ist es, „Deine Kommunikation ist nicht optimal“ wird aber als eine
den Mitarbeitenden Sicherheit zu geben, dass ihnen nichts starke Geringschätzung empfunden und wird daher bei den ers-
passiert. Es geht um banale Kleinigkeiten, „es ist Feierabend, ten Weiterbildungen, zumindest bei IT-Mitarbeitenden nicht
geh zu deiner Familie“. Bis hin zu regelmäßiger Stärkung des unbedingt als positiv wahrgenommen.
Teams. Online-Spieleabende, Kino, Essen gehen, LAN-Partys, Meine persönliche Erfahrung in meiner Laufbahn ist, dass
Grillen, etc. Ein Großteil dieser Veranstaltungen findet mit der IT-Mitarbeitende mit stark ausgebildeten Kompetenz in bei-
eigenen Familie statt, um keinen Keil zwischen die eigene und den Bereichen die idealen Businesspartner sind.
die IT-Familie zu treiben. Es geht um Wertschätzung! Meine
Krankenhaus-IT Journal 6 /2021
38