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IT-Management DSAG: SAP-Anwender stehen
vor Hürden beim KHZG
Im Herbst 2020 hat die Bundesregierung das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) auf den Weg
gebracht. Im Rahmen des Gesetzes stellt der Bund Fördermittel in Höhe von drei Milliarden Euro
zur Verfügung, die Länder 1,3 Milliarden. Diese Mittel sollen Krankenhäuser für den Aufbau einer
modernen digitalen Infrastruktur und ihrer IT-Sicherheit verwenden. Es geht darum, neue Wege
im Interesse einer digitalen, interoperablen und qualitativ hochwertigen Patientenversorgung
sowohl im Krankenhaus als auch zwischen den Sektoren zu beschreiten.
azu wurden im KHZG förde- Fokussierung auf die Digitalisierung
Drungsfähige Eckpunkte (die soge- patientenbezogener klinischer Prozesse
nannten Fördertatbestände) im Hinblick kann die SAP selber leider nicht zum
auf sinnvolle Digitalisierungs strategien Zuge kommen. Auch der Partner Cer-
festgeschrieben. Was die SAP-Ausstat- ner Corporation, der in vielen Kranken-
tung der Krankenhäuser betrifft sowie häusern im Klinikbereich im Einsatz ist,
die avisierte Cloudifizierung klinischer hat sich hier bislang eher zurückhaltend
IT-Infrastrukturen, sieht die Deutsch- gezeigt. Auf den jüngsten Sitzungen
sprachige SAP-Anwendergruppe des DSAG-Arbeitskreises „Healthcare“
e. V. (DSAG) durch die Bedingungen wurden nun Lösungen und konkrete
der Fördertatbestände allerdings noch Termine genannt, was die Verfügbarkeit
beträchtliche Hürden in der Praxis, die KHZG-förderungsfähiger Produkte und
eine Ausschöpfung erschweren. Von Services angeht.
Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvor- Die DSAG würde es insbesondere
stand Personalwesen & Public Sector, begrüßen, wenn SAP Wege findet, wie
Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand in Vertretung für das Sprecherteam des beim Thema KHZG auch Randberei-
Personalwesen & Public Sector: DSAG-Arbeitskreises Healthcare che derart bedient werden können, dass
„Die Abdeckung der Gesamtheit Bei den Fördertatbeständen liegt – die Kliniken entsprechende Lösungen
der Funktionen und ihrer Integration durchaus nachvollziehbar zum Wohle „wie aus einer Hand erhalten”. Berei-
mit SAP als Kernsystem bietet aus Sicht des Patienten – der Schwerpunkt auf der che in der Patientenlogistik etwa oder
der DSAG daher noch Potenzial.“
Digitalisierung patientenbezogener kli- auch das Thema Patientenportale wer-
nischer Prozesse. Es geht z.B. um durch- den durch SAP selbst nicht unterstützt,
gängig digitale Medikationsprozesse, sondern über Partner. Das gilt auch für
eine strukturierte elektronische Doku- bestimmte Leistungsanforderungen, die
mentation von Pflege- und Behand- KHZG-förderfähig wären – und bisher
lungsleistungen oder Behandlungsent- in SAP selbst nur kompliziert erfüllt
scheidungen, die durch automatisierte werden können. Die Bearbeitung durch
Hinweise und Empfehlungen unterstützt das klinische Personal ist somit nicht
werden. prozessförderlich. Durch die bisherigen
In deutschen Kliniken ist das Thema Konzepte (Mandanten) sind hausüber-
Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) greifende Leistungsanforderungen nur
hoch aufgehangen, erhofft man sich doch schwer abbildbar. Für die Klinik bedeu-
davon den längst überfälligen Digitali- tet dies ggf. eine Verdopplung von Orga-
sierungsschub. Durch die beschriebene nisationseinheiten. Auch die Anbindung
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