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Titelthema Abgesehen von den Folgekosten, die der nicht zu erwarten: Patienten sowieso, die
Betrieb von Investitionen in die Digitali-
auch immer mehr mobile Diagnostik
sierung mit sich bringt und über die noch Mitarbeiter gern immer und überall und
nicht weiter nachgedacht wurde, bleibt wird eingesetzt. Technische Vernetzung
die grundsätzliche Frage, ob und wie so allein reicht dann aber auch nicht, denn
viel Geld, das ins System gekippt wird die Rechen- und Speicherkapazitäten
auch umgesetzt bzw. ausgegeben werden müssen mitwachsen, sei es in Eigenre-
kann. Nehmen wir nochmals das kleine gie oder durch redundant angebundene
Krankenhaus am Rande der Stadt mit Cloud-Lösungen (KHZG-förderfähig).
200 bis 300 Betten und einer IT-Abtei- Mit der zunehmenden Nutzung der IT-
lung, die bislang maximal Projekte bis Infrastruktur wächst auch die Abhängig-
200 Tausend Euro „gestemmt“ hat. Diese keit von dieser, weshalb Betriebssicher-
soll nun innerhalb kürzester Frist Pro- heit und Schutz „mitwachsen“ müssen
jekte mit einem Volumen von ca. 2 Milli- (KHZG-förderfähig).
onen auf den Weg bringen – unmöglich!
Mobile und medienbruch-
Was ist realistisch und wie freie Interoperabilität
geht man vor? Eine mobile Visite ohne „Visitenwagen“
Notwendig und unabdingbar ist eine und Aktenberge sollte „State of the Art“
nachhaltige IT-Strategie, die zum Haus sein. Kein Mitarbeiter versteht heute
passt. Das lässt sich nicht „mal so aus dem mehr, warum er sich zuhause, weitgehend
Ärmel schütteln“ und bedarf gründli- komfortabel, mit seinen technischen
cher und langfristiger Überlegungen, Geräten Informationen beschaffen und
die mit den Zielen und der Unterneh- verarbeiten kann, jedoch „auf Arbeit“
mensstrategie abgestimmt sein müs- Schwierigkeiten hat, in kürzester Zeit an
sen, auch mit externer Hilfe. Hier- die notwendigen Informationen zu kom-
aus lassen sich die Schwerpunkte der men.
Investitionsvorhaben ermitteln und – Die nahtlose Datenverfügbarkeit
in Abstimmung mit dem KHZG - in ist eine Forderung, die schon seit vielen
die Förderung eingliedern. Eine Lang- Jahren die digitale Krankenhausland-
fristbetrachtung ist hier unabdingbar, schaft umtreibt. Sektorübergreifende
denn die IT-Strategie muss auch über Interoperabilität und papierlose Prozesse
2025 hinaus tragfähig bleiben. bilden nicht ohne Grund im KHZG
den Hauptschwerpunkt und werden in
Infrastruktur mehreren Fördertatbeständen adressiert
Zu den „Zukunftsinvestitionen“ gehört (siehe FTB#, #3). Die besondere Nach-
mit Sicherheit eine ausreichende techni- drücklichkeit wird zudem durch den
sche Infrastruktur mit Netzwerkausbau, Gesetzgeber mit der Messung des digita-
Internetanschluß und Absicherung, die len Reifegrades unterstrichen. Es sollte
Autor Dipl. Inform. Michael Engelhorn, also zukünftig nicht überraschen, wenn
ExperMed GmbH Berlin auch KRITIS-tauglich ist (KHZG-för-
derfähig!). Wie jede andere Infrastruktur die Malus-Regelung dies besonders stark
sieht man von dieser wenig, doch ohne gewichten wird.
sieht man erst recht keine Digitalisie-
rungserfolge. Exemplarisch sei hier die Outsourcing
mobile Visite (auch KHZG-förderfä- Eine der grundsätzlichen Fragen, die sich
hig!) dargestellt. Die dafür erforderliche ein Krankenhaus stellen muss, ist die
WLAN-Infrastruktur muss wortwört- Frage, ob es sinnvoll ist, einen Rechen-
lich vom letzten Kellerwinkel bis zum zentrumsbetrieb vorzuhalten. Zweifellos
Dachboden reichen. Einmal installiert sind die Prozesse, die die IT abbilden
lassen sich - strikt voneinander getrennt muss, krankenhausspezifisch und müs-
- klinische Anwender, Patienten und sen in der Hoheit des Hauses verbleiben.
Medizintechnik vernetzen. Dabei ist Jedoch können „Standardanwendungen“
ein Mangel an Anschlussinteressenten ebenso gut ausgelagert werden. Hier den
Krankenhaus-IT Journal 1 /2021
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