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richtigen Weg zu finden ist eine der Her- präsenter und umfangreicher in ihrem
ausforderungen bei der Digitalisierung. regionalen Netzwerk agieren. Patien-
Strategisch weist dabei die Frage die ten werden positiv gebunden, Zuweiser
Richtung, ob die knappen IT-Ressourcen gepflegt und der Marktanteil ausgebaut.
nicht viel nützlicher in die Medizinische
Informatik – also an den Kernprozessen Fazit
der Klinik – gebündelt werden sollten. Investitionen in die Krankenhaus-IT
Die IT-Basisinfrastruktur eines Kran- mit Zukunftscharakter müssen nachhal-
kenhauses ist nicht wesentlich anders als tig und adaptiv sein. Maximaler Nutzen
in anderen Unternehmen, so dass deren wird durch flächendeckende, medien-
Eigenerbringung keinen spezifischen bruchfreie Digitalisierung erreicht, Insel-
Vorteil bietet. Externe Infrastrukturspezi- lösungen lassen Effekte verpuffen. Wenn
alisten „befreien“ die eigenen Fachkräfte Digitalisierung entlang der Prozesse
von Routine- und Standardaufgaben. vorangetrieben wird, ist die Wahrschein-
Die internen Kollegen kennen das Haus lichkeit hoch, dass die Instrumente zur
schon lange und bringen die medizini- Unterstützung und nicht zur Arbeitsbe-
sche IT schneller voran als externe Spe- hinderung dienen. Und nicht zuletzt:
zialisten, deren Fachwissen nur teuer vor- „viel hilft viel“ gilt hier nicht und Geld
gehalten werden kann. Der Aufbau von alleine wird es nicht richten. Investitio-
IT-Fachkapazitäten ist unumgänglich nen mit „Augenmaß“ sind hilfreicher
und wird erfreulicherweise auch KHZG- als „wildes Digitalisieren“.
gefördert – aber bitte in die klinische Digitalisierungsprojekte mit
Domäne und nicht in Hardwareexper- nachhaltigen Effizienzgewinnen
tise. Auch im Interesse des Gesetzgebers sichern zudem die Zukunftsfä-
(und damit KHZG-gefördert) liegt die higkeit einer Klinik. Mit geziel-
Ressourcenbündelung über mehrere sta- tem Ressourceneinsatz in ihr
tionäre Einrichtungen. Wie in anderen Netzwerk bleiben sie nach außen
Industrien können damit erhebliche in die Region und überregional
Synergiepotentiale gehoben werden und angebunden. Dazu sind neben
Mangelressourcen breiter zur Anwen- Schnittstellen, aber auch intern
dung kommen. alle Systeme zu vernetzen und
nach internationalen Standards in
Patientenportal einer gemeinsamen Datenplattform
Patientenportale zur Vorabinformation zu aggregieren. Automatisierung durch
mit der Abfrage von demografischen Digitalisierung garantiert stabile und
Daten sind für die Aufnahme im Haus zuverlässige Qualität und Effizienz in
sehr hilfreich. Wenn dann noch die Auf- den Prozessen. Diese Basisfähigkeiten
klärung und ggf. ein erster Kontakt zu erlauben, individuell auf die Patienten
den Behandlern möglich ist, fühlt sich im Sinne der Personalisierten Medizin
der Patient auch abgeholt und gut auf- einzugehen und ebenso die Mitarbeiter Autor Dr. med. Dipl. Inform.
gehoben und das Personal wird entlastet. individuell einzubinden. Eine emotio- Adrian Schuster, Arzt und Informatiker,
Grundidee ist dabei die digitale Beglei- nale und wertschätzende Bindung ver- Senior Director Medicine &
tung und Einbeziehung des Patienten deutlicht die Empathie gegenüber Patien- IT bei Flying Health GmbH
schon vor der stationären Aufnahme bis ten und Mitarbeitern.
nach der Entlassung in den ambulanten Die Konzentration auf die genannten
Sektor. Vielfältige Vorteile wie nahtloser Aspekte lohnt sich, denn mit der strategi-
Datenfluss, proaktive Kommunikation, schen Ausrichtung der Ressourcen unter
effizientere Prozesse und nicht zuletzt die diesen Leitgedanken verbessert sich die
Greifbarkeit von Digitalisierung haben Wirtschaftlichkeit nachhaltig. Dadurch
den Gesetzgeber geleitet, dies als einen stehen wiederum genug Ressourcen zur
der wesentlichen Förderschwerpunkte Verfügung, um mit Innovationen auch
(FTB#2) auszugestalten. Neben dem die übernächsten Entwicklungsschritte
internen Gewinn kann eine Klinik damit umsetzen zu können.
Krankenhaus-IT Journal 1 /2021
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