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Der Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen / Leiter e. V.







               Stellungnahme des Bundesverbandes der


               Krankenhaus-IT-Leiterinnen und -Leiter KH-IT e.V.
               zur finalen Fassung der Förderrichtlinie zum KHZG




                  Für die kurze Zeit zwischen Kommentierung und Veröffentlichung der
                  finalen Fassung der Förderrichtlinie wurden erfreulich viele Änderungswünsche
                  aufgenommen und berücksichtigt.



               Der tiefere Blick in die Förderrichtlinie   etwaige höhere Personalkosten und Auf-  Die Vision, die hinter dem KHZG und
               zeigt aber leider nach wie vor, dass zahl-  wände für externe Beratung.  der Förderrichtlinie steckt ist absolut
               reiche der MUSS-Anforderungen aus der   Nach dem Förderzeitraum hat dann   begrüßenswert. Allerdings fehlt jeder
               Förderrichtlinie für eine beträchtliche   die Digitalisierung das Krankenhaus so   Ansatz, der es den sehr unterschiedlichen
               Anzahl an Krankenhäuser schlichtweg   stark in seiner Effizienz verbessert, dass   Häusern ermöglichen würde eine Stra-
               nicht erfüllbar sind, bzw. derzeit keine   die deutlich höheren Betriebskosten   tegie aus dem jetzigen wenig digitalen
               technische Lösung zur Verfügung steht.  locker getragen werden können? Das   Zustand hin zu einer sinnvollen Digita-
                  Nach wie vor gilt - die geforderte ver-  wird wohl kaum Realität werden. Natür-  lisierung zu entwickeln, dessen Zielset-
               netzte schöne digitale Welt existiert bei   lich bedeutet die stärkere IT-Unterstüt-  zung vollem die Steigerung von Effektivi-
               uns in der jetzigen Zeit im Krankenhaus   zung der Prozesse im Krankenhaus auch   tät und Effizienz und dem Outcome der
               leider nur sehr selten.          höhere Effizienz – aber das Einsparpo-  Krankenversorgung ist und nicht nur der
                  Und ausgerechnet die KRITIS-Häu-  tenzial besteht meist zunächst in der   Selbstzweck einer Digitalisierung .
               ser sind bei Maßnahmen zur IT-Sicher-  Reduktion des Personals, was oft nicht   Für die Anbieter von Lösungen für
               heit nach wie vor von der Förderung im   machbar ist. Im Ergebnis führt die Digi-  die Krankenhäuser ist das KHZG eine
               Rahmen des KHZG ausgeschlossen.   talisierung dann meist zu gleichbleiben-  wunderbare Fördermaßnahme. Ob es das
                  Die  deutschen Krankenhäuser  lei-  den Personalkosten bei gleichzeitig stei-  am Ende des Tages auch für die Kranken-
               den seit Jahren unter Unterfinanzie-  genden IT-Kosten.          häuser sein wird, muss sich noch zeigen.
               rung, worauf wir bereits im Kommentar
               zum Entwurf hingewiesen haben. Die
               umfangreiche Expertenbefragung unse-
               res Bundesverbands aus dem Jahr 2018   Der Förderrichtlinie fehlt der Bezug zur realen IT-Welt
               hat aufgezeigt, dass den IT-Abteilungen   der Krankenhäuser
               in den damals kommenden fünf Jahren   Der hohe Anspruch des KHZG den Einsatz von digitalen Lösungen im Gesund-
               (2019 – 2023) mindestens 11,6 Mrd. €   heitswesen, insbesondere in den Krankenhäusern durch ein Gesamtbudget von
               fehlen, empfehlen wir den Verantwortli-  4,3 Mrd. € spürbar und nachhaltig zu fördern, wird in Teilen durch die Förderrichtlinie
               chen immer noch zur Lektüre.     konterkariert.
                  Auch wenn viele Formulierungen   Wünschenswert ist, wenn in der Förderrichtlinie konkreter beschrieben worden
               angepasst und klarer gestaltet wurden,   wäre, nach welchen Kriterien die Entscheidung über die Anträge erfolgen soll. Dies
               bleibt der Eindruck bestehen, dass nach   wäre eine Chance gewesen, die im Gesetz recht widersprüchlich formulierten Meilen-
               wie vor nur bereits stark digitalisierte   steine klar darzustellen.
               Häuser gefördert werden sollen.    In dem Zusammenhang ist auch der Zeitplan zur Vorbereitung fundierter Anträge
                  In der finalen Fassung wird deutlicher   sehr eng. Die notwendigen Meilensteine eigene Bedarfsanalyse, Marktanalyse für ver-
               als bisher, dass während der Projektlauf-  fügbare Lösungen, Kostenschätzung bis hin zur eigentlichen Antragsformulierung
               zeit für einen Zeitraum von längstens drei   können nur rudimentär durchlaufen werden. Hier wäre eine Klarstellung über die Aus-
               Jahren  auch  Betriebskosten  finanziert   wahlkriterien zur Bewilligung von Anträgen wichtig gewesen.
               werden können. Auch Lizenzen, die nur   Im Gesamtverfahren ist auch der zeitliche Aufwand für Ausschreibungs- und
               gemietet werden können, sind darüber   Vergabeverfahren (VOL) nicht berücksichtigt. Hier hätte es in der Ausgestaltung der
               im Projektzeitraum finanzierbar, ebenso   Förderrichtlinie die Möglichkeit gegeben, einfache Vergabeverfahren zuzulassen.


               Krankenhaus-IT Journal 1 /2021
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