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GF-Interview







          „Wir müssen Versorgung




           neu denken“






           Gerade weil die Herausforderungen für Kliniken deutlich zunehmen, ist jetzt der richtige

           Zeitpunkt, große Digitalprojekte anzuschieben, sagen die beiden Co-Geschäftsführer der
           m.Doc GmbH. Der Marktführer bei Patientenportalen weiß, wie das gelingen kann und
           welche technischen Voraussetzungen es braucht.



           Herr Kulin, Sie haben m.Doc 2016 mit der Vision   Wie weit sind wir von einer solchen Vision noch
           gegründet, dass Menschen jederzeit und überall „den   entfernt?
           Arzt in der Tasche“ dabeihaben. Ist diese Vision aus   Kulin: Da ich ein optimistischer Realist bin, sage ich: gar nicht
           Sicht der Patienten nach wie vor erstrebenswert?   so weit entfernt. Denn mit dem KHZG ist noch einmal ein
             Kulin: Mehr denn je! Wenn wir eine gewisse Versorgungsqua-  ordentlicher Digitalisierungsschub durch die Klinikland-
             lität in Deutschland erhalten wollen, müssen wir dringend   schaft gefegt, noch deutlicher als während der Pandemie. Und
             etwas an den bestehenden Strukturen verändern. Das System   erfreulicherweise stellen wir in unseren Gesprächen, bei Aus-
             ächzt und knarrt mittlerweile an so vielen Stellen. Und die   schreibungen und der anschließenden Implementierung
             zahlreichen zusätzlichen Herausforderungen – ich nenne mal   gemeinsam  mit  Kunden  fest,  dass  Projekte  immer  häufiger
             exemplarisch den hohen wirtschaftlichen Druck, den Fach-  auch langfristig, also weit über das KHZG hinaus gedacht wer-
             kräftemangel  oder auch die Reformflut,  die  es umzusetzen   den. Die Lösungen wie etwa unser Patientenportal, die jetzt
             gilt – machen es den Häusern nicht leichter. Ziel muss also   ihren Weg in die Kliniken finden, sind kein notwendiges Übel,
             sein, mit den bestehenden Ressourcen eine höhere Effizienz   weil sie von oben aufgezwungen wurden. Ihr Mehrwert wird
             zu erreichen. Der Arzt oder die Ärztin in der Hosentasche   erkannt, die Belegschaften werden in die Umsetzung einge-
             steht stellvertretend dafür – nämlich, wenn die Versorgung   bunden und auf diese Weise wird eine echte Transformation
             über digitale und/oder telemedizinische Lösungen und mit   angestoßen, die nachhaltige Auswirkungen haben wird. Davon
             entsprechender Unterstützung da stattfinden kann, wo sie   bin ich überzeugt.
             benötigt wird.
                                                            Krankenhauszukunftsgesetz ist ein gutes Stichwort.
           Haben Sie ein konkretes Beispiel für uns, wie eine   Herr Simon, als Chief Operation Officer ist die
           solche Lösung aussehen kann?                     Implementierung des Patientenportals vor Ort beim
             Kulin: Nehmen wir die Versorgung in ländlichen Regionen, wo   Kunden Ihr Beritt. Auf welche Unterstützung können
             immer mehr Häuser an die Grenzen des wirtschaftlich Mach-  Kliniken mit m.Doc als Partner hoffen?
             baren kommen. Deshalb große Versorgungslücken entstehen   Simon: Hoffen muss niemand, vielmehr dürfen sich unsere
             zu lassen, ist jedoch auch keine Option. Also müssen wir Ver-  Kunden auf die Erfahrungen verlassen, die wir mit der Imple-
             sorgung neu denken, beispielsweise innerhalb eines regionalen   mentierung von Patientenportalen in den vergangenen Jahren
             Verbunds, wo ein großes Haus mit zahlreichen Fachärztin-  sammeln konnten – lange bevor sie dank des KHZGs über-
             nen und -ärzten partnerschaftlich mit kleineren regionalen   haupt so präsent wurden. Das ist ein gewichtiges Pfund, mit
             Kliniken oder auch MVZ zusammenarbeitet. Wann immer   dem wir wuchern können, weil wir mit jeder Implementierung,
             Fachwissen benötigt wird, schalten sich die entsprechenden   mit jeder individuellen Anforderung, die wir umsetzen, bes-
             Kollegen dazu, organisiert wie ein Konzil. So kriegen wir Wis-  ser werden. Wir wissen, wie wichtig ein verlässlicher Partner
             sen in die Fläche, ohne dass die Menschen weite Wege in Kauf   ist und deshalb haben wir unsere Organisationsstruktur den
             nehmen müssen. Gleichzeitig können sie sich darauf verlas-  wachsenden Marktanforderungen entsprechend weiterentwi-
             sen, dass sie bei einer Behandlung vor Ort keine qualitativen   ckelt
             Abstriche in Kauf nehmen.


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