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Künstliche Intelligenz Mit Hilfe KI-gestützter Personalplanungssoftware gelingt es,
bisher unberücksichtigte Muster zu erkennen und Vorhersagen
aus verfügbaren Daten in die Planung einzubeziehen. Dabei
werden für die Prognose des Arbeitsaufkommens und die Erfül-
lung rechtlicher Anforderungen auch weitere Parameter wie
Vorlieben der Mitarbeitenden zu Einsatzzeiten, Terminver-
pflichtungen aus deren Kalendern sowie kurzfristige, externe
Einflüsse wie Verkehrsbehinderungen und Wetterbedingungen
mit einbezogen[1]. Ergänzend dazu kann eine individuelle, an
den fallbezogenen Anforderungen orientierte Personalbeset-
zung in der Notrufmeldekette erfolgen.
Diese Thematik hat die NTT aufgegriffen und eine Per-
sonalplanungsalgorithmik entwickelt. Implementiert in die
Infra struktur eines Krankenhauses oder einer Pflegeeinrichtung
wird der Planungsaufwand deutlich gesenkt und die Personal-
ressourcen erheblich besser eingesetzt.
Spracherkennung und intelligente
Sprachverarbeitung
Sprache gilt als die bevorzugte Kommunikationsmethode zwi-
schen Menschen. Daher war es lange ein Traum, die Mensch-
Maschine-Kommunikation und -Interaktion auf dieser Ebene
zu realisieren und effektiv zu nutzen. Die Auswirkungen dieser Dr. med. Dipl. Inform. Adrian Schuster, Arzt und Informatiker,
Entwicklungen zeigen sich heute bereits durch Siri, Alexa oder Aredix Consulting
Google, die auf menschliche Sprache reagieren und diese inter-
pretieren, um gewünschte Aktionen anzustoßen.
Auch im Gesundheitswesen hält Spracherkennung schon Monitoring auf der Intensivstation
länger Einzug. So nutzen in Deutschland die Knappschaftskli- Ein neu entwickeltes Monitoring-System setzt alle Vitalparame-
niken bereits seit 2020 mit dem Projekt ADAPI[2] die auto- ter in Echtzeit in Bezug zu einander und wertet sie hinsichtlich
matisierte Dokumentation des Arzt-Patienten-Dialogs. Hierbei erster Anzeichen drohender Komplikationen aus — basierend
trägt der Arzt während der Patientengespräche ein Mikrofon auf dem Erfahrungsschatz von über 11.000 intensivmedizini-
bei sich. Mittels Spracherkennung filtert eine KI-Software rele- schen Behandlungen, mit denen die KI trainiert wurde, kann
vante Gesprächsinhalte heraus und überträgt diese in das KIS. die Software so Symptome identifizieren, noch lange bevor sie
Dabei wird das Personal bei der Erstellung von Briefen, bei Ter- für Ärzte und Pflegekräfte ersichtlich werden. Potenziell lebens-
minvereinbarungen entlastet und sendet beispielsweise automa- bedrohliche Zustände werden vorausgesagt und rechtzeitig
tisiert Informationen an beteiligte Mitbehandler. entsprechende therapeutische Maßnahmen eingeleitet.
Ein intelligenter Telefon-Bot (MeDi Ted[3]) der Firma NTT
bietet mittels Spracherkennung und -verarbeitung passende Heutige Grenzen der KI
Antworten auf Fragen und Anforderungen und stellt damit Viele Teilaufgaben kann die KI heute schon besser und schneller
eine natürlich wirkende Gesprächsatmosphäre her. So lassen lösen als Menschen. Besonders fortgeschritten ist die KI vor
sich im einfachsten Falle FAQ abbilden aber auch Terminan- allem in der Mustererkennung. Sie kann aus riesigen Daten-
fragen und -buchungen, Patientendatenerfassung und Indoor- mengen Zusammenhänge und Abhängigkeiten extrahieren und
Navigation automatisieren. daraus Vorhersagen und Entscheidungen ableiten. Die Analyse
Mittlerweile ist die Erkennungsrate von Sprache durch gigantischer Datenberge übersteigt die menschlichen Fähig-
KI der Spracherfassung durch Menschen überlegen[4], Digi- keiten bei weitem. Andererseits ist der Mensch sehr gut darin,
tale Assistenten, die den Alltag der Patienten im Klinikalltag Informationen im jeweiligen Kontext zu verarbeiten. An ihre
erleichtern und über aktive Überwachungssysteme verfügen, Grenzen stößt die KI insbesondere in Situationen, die sie nicht
die auf Hilferufe oder Sturzgeschehen reagieren sind weitere kennt, die nicht in den Trainingsdaten abgebildet sind.
KI-Anwendungsfälle.
Krankenhaus-IT Journal 6 /2021
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