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Wegweiser für Akteure können Events wie „Round
Table Gesundheitswirtschaft“ des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Klimaschutz aufstellen. Es geht darum, Maß-
nahmen und Lösungsvorschläge auf den Weg zu bringen: für
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, die Resilienz, Finan-
zierbarkeit und Nachhaltigkeit der Gesundheitsversorgung und
verbesserte Standortbedingungen in Deutschland. Jeder achte
Euro in Deutschland wird im Gesundheitsbereich erwirtschaf-
tet und jeder sechste Arbeitsplatz dort bereitgestellt. Gleich-
zeitige digitale und ökologische Transformationsprozesse, die
„Twin Transition“, spielen künftig eine Rolle. Dr. Tanja Bratan,
Leiterin des Geschäftsfelds Innovationen im Gesundheitssys-
tem, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung
ISI, meint kritisch: „Bislang ist die tatsächliche Rolle der
Digitalisierung und ihrer positiven wie negativen Wirkungen
jedoch noch weitgehend unklar und bedarf weiterer Forschung,
einschließlich der ressourcenbewussten Gestaltung und Nut- Prof. Dr. David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement, Direktor
des Forschungsinstituts für Gesundheit & Soziales, FOM Hochschule
zung digitaler Tools.“ & Founder - Digital Health Academy: „Die deutschen Krankenhäuser
stecken massiv in der Konsolidierungsphase und überlegen gerade, wie sie
morgen ihr Geld verdienen.“
Prof. Ferdinand Gerlach aus dem Sachverständigenrat
Gesundheit Deutschland: „Wir haben kein Erkenntnisdefizit Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder: „Bei Diagnose und
sondern ein Umsetzungsdefizit. Wir stehen in Europa Behandlung ist High-Tech in den Kliniken noch nicht in der Breite im
abgeschlagen, ganz weit unten.“ Einsatz, wird aber von vielen gewünscht.“
Kein Erkenntnisdefizit sondern ein
Umsetzungsdefizit
Als Land der „digital Spätgeborenen“ mit dringendem Reform-
bedarf und Beschleunigung der Prozesse ordnet Prof. Ferdinand
Gerlach aus dem Sachverständigenrat Gesundheit Deutschland
ein. Auf dem Krankenhaustag 2022 postulierte er: „Wir haben
kein Erkenntnisdefizit sondern ein Umsetzungsdefizit. Wir
stehen in Europa abgeschlagen, ganz weit unten, in den Ran-
kings meistens Vorletzter. Bei der Patientenakte haben wir zum
Beispiel 15 Jahre Abstand.“ Digitalisierung allein werde nicht
die Strukturen modernisieren, auch die Binnenorganisation der
Krankenhäuser benötige eine Erneuerung. „Deutsche sind sehr
Tobias Silberzahn, Partner im Berliner McKinsey-Büro: arrogant. Wir führen erst ein, wenn wir hundertprozentig sicher
„Am Ende entscheiden die Nutzer:innen über den Erfolg sind, dass alles funktioniert.“ Im Ergebnis werde heute mit ver-
der Digitalisierung.“ alteter Technik gearbeitet. Das müsse sich unbedingt ändern.
Krankenhaus-IT Journal 6 /2022
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