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Titelthema Digitalisierung und

Volkswirtschaft

Ohne Effizienz würde kein Vogel sich in die Lüfte erheben und kein Elefant von seiner Blätter-
diät leben können. Das Gesundheitswesen dagegen verwechselt Effizienz mit Sparsamkeit und
erzeugt so eine riesige Verschwendung. Ein finster leuchtendes Beispiel ist die verweigerte
Digitalisierung. Eine neue Berechnungsmethode macht nun das Ausmaß des finanziellen Schadens
deutlich. Von Gerd Dreske, Geschäftsführer der Magrathea Informatik GmbH

Effizienz im Gesundheitswesen Effizienz und Digitalisierung

Die Verfasstheit des Gesundheitswesens beruht auf den beiden Bekanntermaßen geben Kliniken lediglich ein Prozent vom
Paradigmen Kontrolle und Sparsamkeit. Effizienz kommt in Umsatz für ihre Informatik aus. Das ist fünfmal weniger als
diesem Denken nicht vor und wird nicht incentiviert. normal, und das geht nun schon zwanzig Jahre so. Die aufge-
Das ist aus einem behördlichen Denkansatz heraus ver- laufenen Defizite an IT-Infrastruktur und damit an Effizienz
ständlich. Führt aber leider direkt in eine unbewegliche sozia- sind enorm.
listische Mangelwirtschaft, die nur auf dem Papier, sprich aus Wir kombinieren diesen Fakt mit der logischen Tatsache,
Sicht der Funktionäre, super funktioniert. Kunde möchte man dass die Budgetierung von Leistungen und die Optimierung
hier lieber nicht sein. von Prozessen ein Widerspruch in sich sind.
Das Gesundheitswesen als Staat im Staate hat einen Und sind daher der Meinung, dass die Leistungsfähig-
Umfang von 350 Milliarden Euro pro Jahr. Dies entspricht dem keit der Kliniken aus politischen Gründen begrenzt bleiben
dreifachen Bruttosozialprodukt der gesamten DDR im Jahr vor soll. Jeder Fortschritt in der Produktivität wird so lange durch
dem verdienten Untergang. Analog haben wir es beim Gesund- immer neue und immer mehr Regularien eingehegt, bis der Pro-
heitswesen mit einer lupenreinen Planwirtschaft zu tun. Die duktivitätszuwachs wieder verschwunden ist.
Funktionäre erachten sich als wichtiger als Ärzte, Pfleger und Entsprechend etabliert ist die Meinung , dass neue Software
medizinisches Personal, eine bizarre Bürokratie überwuchert lediglich noch mehr Bürokratie erzeugt, die Nachweispflichten
die Leistungsträger und statt Vertrauen herrscht ein allgegen- erhöht und weitere Tonnen an Formularen hervorbringt, die
wärtiger Kontrollfetischismus. Wir finden Bürokratie statt „habe ich gelesen“ zu klicken sind. Das ist Fakt im Gesundheits-
Produktivität, MDK statt Vertrauen, Qualitätssicherung statt wesen. Einzelne Beispiele und andere Branchen beweisen aber,
Qualität und DSGVO statt Digitalisierung. dass man mit Software auch nützliche Dinge anstellen kann.
Womit wir beim Thema wären.
Plausibilisierung des finanziellen Schadens
Digitalisierung der Klinikwelt Benötigt wird offensichtlich eine Idee für den finanziellen Scha-

Schon das KHZG und das diesem in Feindschaft zugeneigte den, der aus dem geschilderten antieffizienten Branchendesign
Ausschreibungsrecht demonstrieren die Unmöglichkeit eines hervorgeht.
Aufbruchs auch mit noch so viel Geld, wenn die Gesetzeslage Wir blicken auf den konkreten Fall von Digitalisierung mit
die konkrete Digitalisierung mit der Beschaffung von Heizde- einer sog. TIMEBASE® Software. Gegenwärtig laufen durch
cken gleichsetzt: man kann nicht einfach ein paar Zusatzmo- das System etwa eine Mio klinische Fälle pro Jahr, die messbare
dule für sein KIS bestellen und hoffen, damit ist das Thema Leistungssteigerung durch die Software beträgt zehn Prozent.
Digitalisierung erledigt. Der direkte betriebswirtschaftliche Nutzen dieser Digitalisie-
Digitalisierung erfordert ein digitales Mindset, neben Geld rung beträgt pro Jahr ungefähr 1 Mio Fälle x 10% x 3.000 Euro
ausreichend personelle Kapazitäten, Lust auf Versuch und Irr- pro Fall = 300 Mio Euro pro Jahr.
tum, die Bereitschaft, mit Projekten zu scheitern und Geld aus Soweit, so trivial. Interessanter wird die Sache, wenn man
dem Fenster zu werfen, um aus den Flops zu lernen. Nur so ent- auf den volkswirtschaftlichen Nutzen der Maßnahme schaut.
steht das Neue. Fragen Sie Alberto Alessi, James Dyson oder Wir treffen eine konservative Annahme und gehen davon aus,
Jeff Bezos. dass ein Klinikaufenthalt die Lebensdauer des Patienten im

Krankenhaus-IT Journal 6 /2022
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