Page 24 - index
P. 24

Titelthema




          Verbraucher-Trend: Gesundheitsdienste


          von privaten Tech-Unternehmen akzeptiert




              Der Gesundheitsmarkt wächst und treibt die medizinischen und technologischen Innovationen
              immer stärker voran. Ob sich digitale Angebote oder neuartige Behandlungsmöglichkeiten
              durchsetzen, liegt allerdings maßgeblich in der Hand der Verbraucher. Ihr Akzeptanz ist der

              Schlüssel für den Erfolg im Gesundheitssektor. Knapp die Hälfte der Deutschen ist bereit,
              Gesundheitsdienste von privaten Tech-Unternehmen wie Apple oder Google zu nutzen.
              Und die bestmögliche Behandlung ist wichtiger als der Datenschutz. Welche Faktoren darüber
              entscheiden und wie Akteure im Gesundheitswesen am besten darauf reagieren können,
              beleuchtet die neue Studie von Roland Berger „Future of health – Der Patient der Zukunft“.



           „Die traditionellen Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen
           wie Ärzte, Krankenhäuser und Apotheker genießen bei den
           Befragten nach wie vor das größte Vertrauen – im Unterschied
           beispielsweise zu den Unternehmen hinter den digitalen Platt-
           formen. Aber das Rennen ist noch lange nicht entschieden“,
           sagt Thilo Kaltenbach, Partner bei Roland Berger.
            
           Branchenfremde Tech-Unternehmen sind
           Konkurrenten
            Das größte Vertrauen genießen die traditionellen Anbieter von
           Gesundheitsdienstleistungen. Ein Großteil der Befragten sieht
           die Einbeziehung privater Unternehmen in die Gewährleistung
           ihrer Gesundheitsversorgung skeptisch. Um sie zu überzeugen,
           ist die richtige Kommunikation entscheidend. Nur wenn die
           persönlichen Vorteile klar ersichtlich sind, wären die Patienten
           bereit, ihre Daten mit digitalen Anbietern zu teilen.
              Dabei eröffnen sich neue Möglichkeiten, denn 72 Prozent
           der Befragten zeigen sich grundsätzlich offen für ein umfassend
           koordiniertes Gesundheitssystem – oder würden es sogar bevor-
           zugen. Sofern sie kostenlos sind, wären 47 Prozent der Deut-  Oliver Rong, Partner bei Roland Berger:  „Am Ende werden die Akteure
           schen bereit, Gesundheitsdienste von privaten Tech-Unterneh-  die Gewinner sein, die die Wirksamkeit ihrer Angebote mit den besten
                                                            medizinischen Resultaten belegen können.“
           men zu nutzen. Auf kostenpflichtige Angebote würden immer
           noch 20 Prozent zurückgreifen.
               Ein Drittel der Befragten ist strikt gegen die Inanspruch-  Die Nachfrage nach Dienstleistungen
           nahme der Gesundheitsdienste der großen Technologieunter-  wird individueller
           nehmen (z.B. Symptomüberprüfung, Telemedizin, elektroni-   Da die traditionellen Gesundheitsdienstleister das größte Ver-
           sche Rezepte, Medikamentenversand)  wie Google oder Apple.   trauen genießen, müssen neue Akteure stabile Beziehungen zu
           Frage: „Sie bieten Ihnen Online-Gesundheitsdienste an. Sie   den Patienten von morgen aufbauen. „Für alle Akteure gilt, dass
           können Ihre Symptome mit einer App überprüfen, Sie kön-  sie ihre Maßnahmen differenzieren und an die verschiedenen
           nen online mit einem Arzt sprechen, ein elektronisches Rezept   Patiententypen der Zukunft anpassen müssen“, sagt Rong.
           erhalten und sich die Medikamente nach Hause schicken lassen.   Welche das sind, kann mit den Ergebnissen der Erhebung
           Würden Sie ein solches Angebot nutzen?“ Antwort von einem   international klar umrissen werden: die Überzeugten, von
           Drittel: „Nie, denn ich möchte meine Gesundheitsdaten nicht   denen über alle  Märkte hinweg 41 Prozent  Online-Gesund-
           an Technologieunternehmen weitergeben.“          heitsdienste regelmäßig wahrnehmen und dafür bezahlen.


                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 6 /2022
      24
   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29