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                  von Untersuchungsbildern abscannen, unterschei-  die Spezifikation aufgenommen und bei der Wahl
                  det sich von Portal zu Portal. Schon die unterschied-  des Datencontainers folgt man dem in der IT-Welt
                  lichen Prozesse beim Einloggen sind verwirrend und   weitverbreiteten „zip“-Standard. Ferner ist festgelegt,
                  auf der Nutzeroberfläche müssen sie sich jedes Mal   dass User bereits auf der ersten Ebene der Nutzer-
                  neu orientieren: Welche Bilder verbergen sich hinter   oberfläche eine Downloadoption für den gesamten
                  dem QR-Code? In welcher Ordnerstruktur sind sie   Ordner  sowie  eine  Übersicht  aller  Studien  finden
                  verpackt? Und wo ist der Download-Button?   müssen.
                   Dies sind nur einige der Fragen, mit deren Be-  In vier Arbeitsgruppen erarbeiten die aktuell 16
                  antwortung Kliniken derzeit wertvolle Zeit verlieren.   Mitglieder des Arbeitskreises derzeit die Empfeh-
                  Für Marc Kämmerer steht fest: „Selten gab es in der   lungen: Eine beschäftigt sich mit Fragen des auto-
                  radiologischen IT einen so großen Need wie bei die-  matisierten Downloads; eine mit Formalia und dem
                  sem Thema.“ Vergleichbar sei die Situation mit der   Geltungsbereich;  die  dritte  mit  dem Übertragungs-
                  Einführung der Patienten-CD vor fast einem Viertel-  medium und Zugängen; und eine weitere mit dem
                  jahrhundert. Genau wie heute fehlte es damals an   „Enduser“ und der  Nutzeroberfläche.  „Die  Anwen-
                  einem klaren Standard. Im Fall der Compact Disc   dungsfälle zu definieren fiel uns leicht, die Heraus-
                  sorgte ein Testat der Deutschen Röntgengesellschaft   forderung liegt im Wie“, sagt Marc Kämmerer, der
                  für den Durchbruch. Die Transformation in die voll   sich gleichwohl optimistisch zeigt, dass die allge-
                  digitale Welt soll nun auf ähnliche Weise gelingen.   meine Verunsicherung schon bald vorüber ist. „Wir
                  Dazu wurde auf Initiative der AGIT auf dem Deut-  kommen gut voran.“
                  schen Röntgenkongress 2023 ein DIN-Arbeitskreis
                  gegründet. Dieser hat im Oktober unter der Leitung
                  von Marc Kämmerer als Vertreter des Normenaus-
                  schusses Radiologie seine Arbeit aufgenommen. Der
                 Arbeitskreis ist gleichermaßen mit Anwendern und
                  Herstellern besetzt. Gemeinsam wollen sie eine
                 Technische Spezifikation (DIN/TS) für die Online-
                  Bereitstellung von Bilddaten erarbeiten.
                   Der Vorteil der Technischen Spezifikation gegen-
 Neue Spezifikation
                  über einer Norm oder einem IHE-Profil: Diese Art
 Klarheit für den Umgang   der Standardisierung ist weitaus schneller und ein-  „Selten gab es in der
                  facher in die Praxis zu bringen. Der Arbeitskreis hat
                  sich einen ehrgeizigen Zeitplan gesetzt. Bis Juni soll
 mit QR-Codes     ein  Entwurf vorliegen,  der  in  der  endgültigen  Fas-  radiologischen IT einen
                  sung im Herbst veröffentlicht wird. Diese DIN/TS
                  kann dann eine Grundlage für Anforderungen bei
                 Ausschreibungen von Bildportalen sein. Zuvor hat   so großen Need wie bei
                  die Fachöffentlichkeit Gelegenheit, die Spezifikation   diesem Thema.“
 Die Tage der Patienten-CD sind gezählt – doch der Umstieg auf digitale Bildportale sorgt derzeit für viel   im Rahmen einer vierwöchigen Kommentierungs-
 Frust in den Kliniken. Abhilfe verspricht eine Technische Spezifikation, die ein DIN-Arbeitskreis auf Ini-  phase zu prüfen. „Das wäre zwar nicht nötig, ist uns   Dr. Marc Kämmerer
 tiative der AG Informationstechnik der Deutschen Röntgengesellschaft bis Herbst erarbeiten will.   aber wichtig, um eine möglichst breite Akzeptanz   Mitglied des IHE-Europe Steering Commitees &
                  zu erreichen“, so der Arbeitskreisleiter.     bei VISUS verantwortlich für das Innovationsmanagement
 Eigentlich verspricht der Umstieg von Patienten-  da die existierenden Softwarelösungen zu unein-
 CDs auf digitale Bildportale ein Mehr an Effizienz   heitlich in der Bedienung sind“, erklärt der Leiter   Die Rahmenbedingungen sind geklärt
 und Komfort – doch Dr. Marc Kämmerer spürt bei   des VISUS Innovationsmanagements, der auch Mit-  Angesichts des straffen Timings und der späteren
 seinen Gesprächen derzeit vor allem eins: Frust.   glied im Vorstand der AG Informationstechnik der   Akzeptanz haben sich die Expertinnen und Experten
 „Die bisherigen Prozesse des CD-Imports greifen   Deutschen Röntgengesellschaft (AGIT) ist. Konkret:   vorab auf einige pragmatische Rahmenbedingungen
 für QR-Codes nicht. Andererseits ist es schwer bis   Was von Anwenderinnen und Anwendern erwar-  verständigt: Wo immer sinnvoll möglich, werden in
 unmöglich einheitliche neue Prozesse zu definieren,   tet wird, wenn sie einen QR-Code zum Download   der radiologischen IT-Welt existierende Standards in


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